Neueröffnung in der Innenstadt

„Wie zu Hause halt“: N9 Brinner in Nürnberg lockt mit besonderem Konzept

Jannik Westerweller

Nordbayern.de

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12.4.2024, 05:00 Uhr
N9 Brinner - es geht endlich los.

© Jannik Westerweller N9 Brinner - es geht endlich los.

Das N9 Brinner ist in dunklen Farben gestrichen, die Rückwand der offenen Küche und Bar trägt schwarze Fliesen, das Restaurant wirkt nach außen edel. Auf den in dunkler Marmoroptik gehaltenen Tischen stehen stylische goldene Lampen, das Besteck ist elegant in Stoffservietten gewickelt. Von der Decke tauchen Designer-Lampen das Restaurant in ein goldenes Licht.

Statt unbequemen, aber stylischen Stühlen setzt das N9 Brinner auf gemütliche Sofas. Die dicken Sofas an der Fensterfront des Restaurants in der Färberstraße sind in Himmelblau gehalten. Mit Plüsch und Samt wirken diese gleichsam edel wie gemütlich und laden ein, sich in die dicken Kissen fallen zu lassen.

Und genau das wollen die Betreiber Yusuf Aslan und Sron Vu: dass ihre Gäste dort gerne einen ganzen Abend verbringen. Stühle seien beim Essen zwar in Ordnung, doch die Gäste sollen länger bleiben, es sich gemütlich machen können, meint Aslan. "Dass man sich nach dem Essen so richtig ins Sofa fallen lassen kann", ergänzt Vu. "Wie zu Hause halt."

Weiter hinten im Restaurant stehen Sofas, die es mit gewagten Farbkombinationen aus Lila, Hellblau und Sonnengelb interessanterweise schaffen, gleichzeitig orientalisch und nach Graffiti auszusehen. Sessel in Apricot vervollständigen das Tisch-Ensemble.

Wo nun Gäste Aperol Spritz schlürfen, Nudeln mit der Gabel rollen und gegrillte Garnelen genießen, war zuletzt ein Testzentrum beheimatet. Während der Corona-Pandemie haben hier Menschen in weißen Kitteln Rachenabstriche genommen und ausgewertet - und gehofft, dass der Test nur einen Strich zeigen wird.

Jetzt kann man sich das kaum noch vorstellen. "Wir haben alles selber, alles neu gemacht", erzählt Vu. Von der Küche über die Lüftung bis hin zur Inneneinrichtung - alles haben die beiden selbst gemacht.

Das Restaurant in der Färberstraße 45 wollten die beiden Freunde schon lange gemeinsam bespielen - schließlich sei es eine Toplage mitten in der Innenstadt. Aus verschiedenen Gründen sei das erst jetzt möglich gewesen. Immer wieder spielen sich die beiden Inhaber in unserem Gespräch feixend die Bälle zu - ein bisschen, wie ein altes Ehepaar. Wie sie sich kennengelernt haben, wollen die beiden Freunde nicht erzählen. "Es hat etwas mit einem schwarzen Eichhörnchen zu tun", erklären sie schelmisch lachend. Mehr wollen sie über die scheinbar kuriose Geschichte nicht verraten.

Küchenchef mit Erfahrung

In der Küche schwingt Küchenchef und Geschäftspartner Sron Vu den Kochlöffel - und dabei können ihm die Gäste zusehen, denn: Die Küche im N9 Brinner ist zum Gastraum hin offen. Hier pochiert er Eier, grillt Steak, schwenkt Garnelen in der Pfanne. Und bereitet die Frühstücksgerichte, das Alleinstellungsmerkmal des N9 Brinner, zu.

Hier können Gäste aus unterschiedlichen Komponenten, den sogenannten "Goldies", ihr eigenes Frühstück zusammenstellen. Mögliche Komponenten sind beispielsweise Bergkäse, Avocado, knuspriges Hühnchen, Räucherlachs oder gebratener Speck. Drei Goldies gibt es für neun Euro, fünf Goldies kosten 13 Euro, sieben Goldies serviert das Restaurant für 16 Euro. Auch Frühstücksgerichte wie Eier Benedict (15 Euro) oder Pancakes (zwölf Euro) stehen in verschiedenen Variationen auf der Karte.

Das Besondere im N9 Brinner: Frühstück gibt es den ganzen Tag. Das sei vor allem der Gastro-Erfahrung der Betreiber geschuldet. Mit den Arbeitszeiten in der Gastronomie sei es kaum möglich, auch mal mit der Familie frühstücken zu gehen.

Nicht so im N9 Brinner: Hier kann man sich Pancakes, pochierte Eier und weitere Frühstücksgerichte auch noch abends bestellen.

Seit 15 Jahren ist Sron Vu Koch und hat in ganz unterschiedlichen Restaurants Erfahrung gesammelt. Kein Wunder also, dass alle Rezepte des N9 Brinner aus seiner Feder stammen.

Dabei benutzt er fast ausschließlich frische, regionale Produkte. "Wir legen Wert darauf, da, wo es halt geht" -lediglich exotische Zutaten wie Maracujas und Avocados kauft er nicht regional ein.

Von den regionalen Produkten zeigt er sich begeistert: "Wir kennen den Bauern, von dem wir die Eier beziehen. Das ist schon cool." Bis zu dreimal die Woche bestellen sie bei Bauern. Die Zutaten sollen immer frisch sein.

Seine Ausbildung hat Vu in der "Kartoffel" im Nürnberger Stadtteil Gostenhof absolviert. Später kochte er im Sushi Glas am Kornmarkt, zeitweise übernahm er seinen alten Ausbildungsbetrieb. Dann öffnete er in Fürth die Vunderbar und kochte dort authentische vietnamesische Küche. Auch in München hat Vu schon gekocht - und sich dort viel Inspiration für das N9 Brinner geholt, sowohl für die Karte, als auch für die Einrichtung.

Das missverstandene Ambiente

Nach außen hin wirkt das Restaurant gehoben, versprüht ein edles Lounge-Ambiente. Manche Menschen schrecke das ab, meinen die Betreiber. Dabei wollten die Betreiber eigentlich ein breites Publikum ansprechen. Natürlich kämen viele junge Paare für eine Date Night ins N9 Brinner, doch auch Familien mit Kindern sind den herzlich willkommen, erzählen Aslan und Vu.

"Wir wollen nach außen nicht billig wirken, aber wir sind trotzdem fair mit unseren Preisen, finde ich", sagt Aslan. "Das Essen ist einfach hochwertig", lobt er seinen Kollegen, Geschäftspartner und Küchenchef. Die Vorspeisen auf der Abendkarte des Restaurants kosten zwischen 15 und 18 Euro. Die Hauptspeisen wie gebackenes Hühnchen, Rinderfilet, Lachsfilet oder Garnelen sind etwas teurer kosten zwischen 23 und 26 Euro.

Günstiger sind die vegetarischen Hauptspeisen: Gegrillten Brokkolino mit Chutney, gerösteten Mandeln und Pecorino gibt es für 14 Euro, das israelische Nationalgericht Shakshuka mit pochierten Eiern in einem orientalischen Melanzani-Tomatenragout kostet hier 15 Euro.

Insgesamt liegt das Restaurant damit tatsächlich eher im teureren Segment. Aber: "Das Essen ist wirklich hochwertig", beteuert Aslan immer wieder.

Mit günstigen Angeboten möchte das Restaurant kontern: Seit dem 1. April bietet das Restaurant auch ein Mittags-Special an. Hier bekommen Sie Pasta und ein Getränk für 14 Euro. Auf der Mittagskarte stehen beispielsweise Pasta Aglio e Oglio, wahlweise auch mit Garnelen oder Hähnchen, oder auch die Pasta à la Chef - Tagliatelle mit Rinderfilet, Rosmarin, Tomaten und Parmesan. "Das ist mein Favorit", meint Küchenchef Vu.

Jeden Freitag heißt es ab 20 Uhr im N9 Brinner "Disco Aperitifo" - eine klassische Afterwork-Party unter dem Motto "Spriz, Beer, R‘n‘B". Hier können Gäste in entspannter Lounge-Atmosphäre. Dazu gibt es kleine Snacks wie Oliven, Salami und Käse.

Der Gedanke hinter der Afterwork-Party: "Schon früher anfangen zu feiern", sagt Aslan. "Wir sind schon alt", lacht der 41-Jährige. Die Afterwork-Events seien "der fließende Übergang zwischen Bar und Party". Alle Spritzgetränke wie Aperol Spritz gibt es beim "Disco Aperitifo" schon für sechs Euro, das Bier (Birra Moretti) kostet drei Euro.

Bisher seien die Gäste begeistert: "Viele feiern das Konzept", meint Vu. Auch ein waschechter YouTube-Star war schon zu Gast. Für ein Format, in dem er neue Restaurants bewertet, war Omed Suelo im N9 Brinner und zeigt sich begeistert: "Das ist richtig gut ey", meint er in dem Video, das über 40.000 Klicks hat.

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