Musik verbindet

Zwei Songs für die Hoffnung - Ukrainische und deutsche Schülerinnen und Schüler musizieren

Susanne Baderschneider

Redakteurin

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11.10.2023, 19:00 Uhr
Die Beteiligten am Musikprojekt.

© Susanne Baderschneider Die Beteiligten am Musikprojekt.

Das hatten sich Andy Roller und Christian Schönwiesner von der Ukrainehilfe Königstein, die Initiatoren des ukrainisch-deutschen Musikprojektes 2020 noch nicht vorstellen können, dass ihnen ein Krieg, der quasi in der Nachbarschaft ausbricht, fast einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Begonnen hatte die internationale Zusammenarbeit nämlich schon damals mit der Aktion „Help Sophia“, bei der mit einem von dem Hersbrucker Martin Kiesewetter geschriebenen und produzierten Lied Geld für die Operation eines kleinen Mädchens aus der Ukraine gesammelt werden sollte (und erfolgreich gesammelt wurde). Ende 2021 wurde ein Schüleraustausch vereinbart, in dessen Rahmen ein gemeinsames Musikvideo entstehen sollte. Und dann marschierten im Januar 2022 die russischen Truppen in der Ukraine ein.

Suche nach Musikerinnen und Musikern

Das Projekt wurde daraufhin aber nicht eingestampft, sondern mit digitalen Mitteln so gut es ging fortgesetzt und auch Martin Kiesewetter war als Produzent wieder mit dabei. In der Ukraine wurden Schulen angeschrieben und interessierte Schülerinnen und Schüler gesucht, die daran teilnehmen wollten. Es gab so viele Bewerbungen, dass am Ende ein Losverfahren entschied, wer mitmachen durfte. Das Los fiel auf vier Schülerinnen aus Chernihiv und Cherson, die am Premierenabend per Videokonferenz und mit Dolmetscher zugeschaltet worden waren.

Auch auf deutscher Seite meldeten sich vier junge, musikbegeisterte Teilnehmer. Es folgten zahlreiche Online-Konferenzen mit Dolmetschern, um aus einer Reihe einzelner Jugendlicher eine Musikgruppe zu formen. Dabei, so berichtet Produzent Kiesewetter, war es gar nicht so einfach, die unterschiedlichen Vorstellungen unter einen Hut zu bringen.

Besuch in Hersbruck

Für die Studioaufnahmen kamen die vier Ukrainerinnen im August für zwei Wochen nach Hersbruck. Der Aufenthalt bot Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und für Ausflüge und gemeinsame Aktionen. Die Gruppe besuchte unter anderem auch das Altstadtfest und das Gitarrenfestival. Bürgermeister Robert Ilg, der auch unter den Gästen war, versucht nun zu klären, ob die ukrainische Banduraspielerin im nächsten Jahr zum Gitarrenfestival kommen könne – diesmal nicht als Zuschauerin, sondern als Musikerin auf der Bühne. Auch Landrat Armin Kroder, der an dem Termin im Fackelmannhaus nicht teilnehmen konnte, sandte eine Videobotschaft an das Auditorium und die Künstler.

Auch der unterschiedliche musikalische Kenntnisstand der Jugendlichen stellte Kiesewetter vor Herausforderungen. Während die ukrainischen Musikerinnen schon lange und sehr professionell musizierten, standen auf der anderen Seite Jugendliche, die noch gar nicht so lange ein Instrument spielen. Das schadete dem Endergebnis allerdings nicht. „Natürlich wollen alle mitmachen und am Ende soll doch jeder happy sein!“ kommentiert Kiesewetter, während er berichtet, wie er die musikalischen Vorschläge seiner Schützlinge buchstäblich „auf Spur“ gebracht hat.

Licht und Träume

Am Computer wurden nämlich die einzelnen Aufnahmen von ihm bearbeitet und zum Gesamtwerk zusammengefügt. Mitunter legte er noch ein wenig atmosphärischen Hall unter eine Spur. Das erste Lied mit dem Titel „Switlo“ („Licht“) befasst sich mit dem Krieg. Aufgrund des grausamen Themas hat es zwar keinen leichten, aber doch einen optimistischen Grundton. Er besteht aus verschiedenen musikalischen Entwürfen der Teilnehmer, die Kiesewetter am Computer zu einem runden Song zusammengestellt hat.

Organisiert und finanziert wurde die ganze Aktion vom Kreisjugendring, der Ukrainehilfe Königstein und dem Deutsch-Ukrainischen Forum. Umrahmt wurde die Premiere von einem leckeren landestypischen Buffet, das von hierher geflüchteten ukrainischen Frauen bereitet wurde.

Info: Die beiden Musikvideos „Switlo“ und „Mrii“ sind auf Youtube unter dem Suchwort „UG Hearts United“ zu finden. Die daraus erzielten Spenden und Einnahmen fließen in die Unterstützung der Ukraine.

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