Brand in London: Eltern warfen Kinder aus Hochhaus

14.6.2017, 17:03 Uhr
Die Hilfsbereitschaft nach der Katastrophe ist enorm. Helfer verteilen Sandwiches an Anwohner.

© Victoria Jones/PA Wire/dpa Die Hilfsbereitschaft nach der Katastrophe ist enorm. Helfer verteilen Sandwiches an Anwohner.

Eine Mutter habe ihren Säugling aus dem "neunten oder zehnten Stock" geworfen, sagte Samira Lamrani der britischen Nachrichtenagentur PA am Mittwoch. Die Frau habe von einem halb geöffneten Fenster aus mit Gesten angedeutet, dass sie das Kind herunterwerfen wolle. Daraufhin sei ein Mann in Richtung des Fensters gerannt und habe das Baby aufgefangen. Was später aus der Familie wurde, war zunächst nicht bekannt.

Der 17-jährige Tiago Etienne sagte der PA, er habe gesehen, wie Eltern drei Kinder ungefähr aus dem 15. Stock geworfen hätten. "Sie waren jung, vielleicht zwischen vier und acht Jahren alt." Er habe aber nicht sehen können, ob die Kinder von der Polizei oder der Feuerwehr aufgefangen worden seien.

Auch andere Eltern nahmen das Wagnis in Kauf, um ihre Kinder zu retten. "Sie haben erst länger mit ihren Kindern an den Fenstern gestanden und sie dann in die Tiefe geworfen", sagte eine 30-jährige Frau am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in London. Über das Schicksal der Kinder war zunächst nichts bekannt.


Entsetzen über Hochhausinferno in London.


"Ich habe mehrere Leute aus dem Fenster springen sehen", sagt eine 37-jährige Nachbarin der Deutschen Presse-Agentur. "Die Leute haben an die Fenster geklopft. Sie haben sogar mit Weihnachtsbeleuchtung gewunken und um ihr Leben geschrien."

Die Hilfsbereitschaft nach der Katastrophe ist enorm. Die Menschen applaudieren Feuerwehrleuten, die aus der Absperrung kommen. Auf der Straße stehen Tische, auf denen Spenden liegen. Helfer tragen Matratzen, die Anwohner zur Verfügung stellen, ins Gemeindehaus.

Die Polizei hat das Areal in der Nähe des Hyde Parks weiträumig abgesperrt. Auf Rasenflächen sind völlig erschöpfte Feuerwehrleute zu sehen, die eine kleine Trinkpause einlegen. Ein Elfjähriger steht mit seinem Vater vor den Absperrbändern und blickt verängstigt auf das Hochhaus, dessen Fassade pechschwarz ist. Er vermisst seinen Freund.

Eine 45-Jährige aus der Nachbarschaft zeigt sich schockiert: "Diese Flammen, so etwas habe ich noch nicht gesehen", sagt sie. "Das hat mich an (den New Yorker Terroranschlag) 9/11 erinnert." Ein Angriff von Extremisten auf ein Hochhaus? Das schließt Scotland Yard auf Anfrage klar aus. Doch London ist sensibilisiert. In Großbritannien hat es binnen drei Monaten drei Terroranschläge gegeben.

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