Hochhausinferno in London: Zahl der Todesopfer steigt

14.6.2017, 18:08 Uhr
In dem Apartmenthaus mit 120 Wohnungen sollen viele Familien mit Kindern gelebt haben.

© Guilhem Baker (dpa) In dem Apartmenthaus mit 120 Wohnungen sollen viele Familien mit Kindern gelebt haben.

Beim Brand eines Hochhauses im Zentrum Londons sind mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten dürfte aber noch steigen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Der Rettungseinsatz werde mehrere Tage dauern. Bis Mittwochmittag waren nach Angaben der Rettungskräfte mehr als 50 Verletzte in Krankenhäuser gebracht worden.

Das Feuer war in der Nacht ausgebrochen, am frühen Morgen stand das Gebäude mit mehr als 20 Stockwerken noch lichterloh in Flammen. Trotz der Katastrophe war das Hochhaus am Vormittag stabil genug, um darin weiter nach eingeschlossenen Menschen zu suchen. Ein Experte überprüfe laufend die Statik des Grenfell Towers, sagte Londons Feuerwehrchefin Dany Cotton.

Einsatzkräfte seien bis zum 19., 20. Stockwerk gelangt. Die Ursache des Brands war zunächst unklar. Scotland Yard erklärte auf Anfrage, dass es sich nicht um einen Terroranschlag handle. Cotton warnte davor, über die Ursache des verheerenden Brandes zu spekulieren. "Wir werden in den kommenden Stunden und Tagen sorgfältig nach dem Grund für dieses Feuer suchen und untersuchen, was passiert ist", sagte sie. Zu diesem Zeitpunkt sei es aber "falsch", über die Ursache zu spekulieren.

Die britische Premierministerin Theresa May zeigte sich nach eigenen Worten "tief betroffen von den tragischen Todesfällen". Die Bundesregierung würdigte den Kampf der Rettungskräfte gegen die Flammen. "Es ist heroisch, wie die Feuerwehr gegen den Brand um das Leben der Menschen, die sich noch in dem Haus befinden, kämpft", sagte eine Regierungssprecherin in Berlin.

Das Gebäude wurde 1974 erbaut und war von 2014 bis 2016 saniert worden. In dem brennenden Hochhaus hatte es bereits Beschwerden über unzureichenden Feuerschutz gegeben. Die Baufirma Rydon reagierte schockiert auf den Hochhausbrand. Sie war für die Sanierung des 24-stöckigen Grenfell Towers zuständig. Alle erforderlichen Kontrollen, Bestimmungen im Brandschutz und die sonstigen Sicherheitsstandards seien eingehalten worden, teilte die Firma mit.

Bürgermeister Sadiq Khan versprach umfassende Aufklärung. "Es wird im Laufe der nächsten Tage viele Fragen zur Ursache dieser Tragödie geben und ich möchte den Londonern versichern, dass wir dazu alle Antworten bekommen werden." Die entsetzlichen Bilder hätten ihn schwer getroffen. Die Einsatzkräfte waren nach eigenen Angaben innerhalb von sechs Minuten am Ort des Geschehens. Der erste Notruf sei um 00.54 Uhr (Ortszeit) eingegangen, hieß es in einem Statement der Feuerwehr.

Das Feuer war in der Nacht ausgebrochen, am frühen Morgen stand das Gebäude mit mehr als 20 Stockwerken noch lichterloh in Flammen.

Das Feuer war in der Nacht ausgebrochen, am frühen Morgen stand das Gebäude mit mehr als 20 Stockwerken noch lichterloh in Flammen. © Tolga Akmen (dpa)

Die Crews arbeiteten "unter extrem schwierigen Bedingungen, um Menschen zu retten und den Großbrand unter Kontrolle zu bekommen". Im Einsatz waren den Angaben nach 200 Feuerwehrkräfte und 40 Löschfahrzeuge. Die Polizei twitterte, zahlreiche Verletzte würden behandelt.

Bei dem Feuer wurden auch mehrere Feuerwehrleute verletzt. Es handle sich aber um kleinere Verletzungen, sagte Feuerwehrchefin Cotton.

In dem Apartmenthaus mit 120 Wohnungen sollen viele Familien mit Kindern gelebt haben. Einwohner wurden gebeten, die Gegend nordwestlich vom Hyde Park zu meiden. Eine Schule in der Nähe des brennenden Gebäudes blieb geschlossen. Augenzeugen hatten in der Nacht auf Twitter von Schreien berichtet. Menschen seien aus dem brennenden Gebäude gesprungen. Trümmerteile flogen aus dem Gebäude, wie ein dpa-Reporter berichtete. Hin und wieder knallte es in dem Gebäude. Die Polizei riegelte alle Wege hermetisch und weiträumig ab.

Khan sprach von einem "bedeutenden Vorfall" - eine Bezeichnung der britischen Behörden für eine Lage, die besondere Vorkehrungen durch einen oder mehrere Rettungsdienste erfordert.

Keine Kommentare