17. Januar 1971: Weniger neue Bauvorhaben
17.1.2021, 07:44 UhrDie Stadt, stets der größte Bauherr, tritt jetzt so kurz, daß Oberbaudirektor Karl Schaller, der Chef des Tiefbauamtes, nur mit einem Projekt beginnen kann: mit der Brücke, die die Ringbahn bei Thon über die Bundesstraße 4 hinwegführt.
Rund zwei Millionen DM kostet das Bauwerk, das zum restlichen Ausbau der Bundesstraße 4 mit der Ortsumgehung von Thon (Gesamtkosten rund 6,3 Millionen DM) gerechnet wird. Anfang März soll es dort schon losgehen. Im Augenblick ist man im Bauhof dabei, die Leistungsverzeichnisse mit der Bundesbahn abzustimmen.
„Im wesentlichen machen wir an den bereits bekannten Vorhaben weiter“, erklärt Schaller und zählt auf: die Erschließung des Staatshafens, die Rangierbahnhof-, die Minerva- und die Heuss-Brücke sowie die südliche Seite der Fürther Straße. Ein ansehnliches Sümmchen steht für die Fortführung des U-Bahn-Baues bereit, in diesem Jahr rund 27,8 Millionen DM.
Allerdings sind die Arbeiten am Hasenbuck trotz „Schutzengel“ Helga Müller, der Frau von Baudirektor Friedemann Müller, nach 30 Metern unversehens ins Stocken geraten. Am Bohrgerät brach ein Zahnrad entzwei. Inzwischen ist der Schaden behoben. „Am Montag fahren wir wieder“, versichert der Baudirektor.
Wie die Tiefbauer, so kann auch das Hochbauamt heuer nicht viel Neuigkeiten bieten. Baudirektor Harald Clauß zählt auf: für das Polizeipräsidium sind nur zwei Millionen DM eingeplant, für den zweiten Abschnitt des Schulgebäudes an der Herriedener Straße eine Million DM, obwohl der Rohbau allein schon vier Millionen DM kostet. Eine Million DM sind ebenfalls für das mit 13 Millionen DM veranschlagte neue Gebäude am Scharrer-Gymnasium vorhanden.
Im übrigen aber begnügt sich auch das Hochbauamt, angefangene Projekte unter Dach und Fach zu bringen. Die Baukastenschulen Langwasser III und IV, am Maffeiplatz, an der Eichstätter- und an der Maiacher Straße sowie der Bau 14 der städtischen Krankenanstalten, für den heuer drei Millionen DM bereitgestellt worden sind, zählen dazu. Weitere 2,5 Millionen DM sind für Schulpavillons reserviert, über deren Verteilung bisher noch nicht entschieden ist.
Wenn schon die Stadt im Augenblick erzwungen Pause macht und auf diese Weise – das kann nicht schaden – zur Beruhigung auf dem Baumarkt beiträgt, so sorgen wenigstens einige andere Bauherren für neue Akzente an Straßen und Plätzen. Die Bundesanstalt für Arbeit beteiligt sich daran mit ihrem Neubau an der Regensburger Straße, dessen Kosten Mitte 1970 mit rund 143 Millionen DM angegeben worden sind. Im Frühjahr 1973 soll das Werk vollendet sein.
Bereits im Herbst 1972 will die Oberpostdirektion Nürnberg ihr Haus beziehen, das den Rathenauplatz nach Norden abschließt und (Stand Dezember 1970) rund 53 Millionen DM kostet.
Auch in der Innenstadt sind einige Vorhaben zu erwarten. Dem Leitbild, einen nach Kurt Schumacher genannten Boulevard als Parallele zur Karolinenstraße zu schaffen, kommt Nürnberg in zweifacher Hinsicht ein Stück näher. Die IG Metall errichtet das von Professor Gerhard G. Dittrich entworfenen neue Gewerkschaftshaus als westlichen Abschluß des Kornmarktes. In einigen Wochen wird die Commerzbank ihren in der Nachbarschaft geplanten Neubau vorstellen, mit dem zugleich noch eine andere Idee verwirklicht werden soll: die Unterkellerung des Kornmarktes und die Verwendung der Tiefgeschosse als Parkplatz.
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