Löwen und Nilpferden auf der Spur
25.05.2019, 08:00 Uhr
Herr Sithole, warum sind Ihre Augen und Ohren so viel besser als die der Touristen?
Das sind sie gar nicht. Na ja, also ich höre und sehe schon sehr gut. Aber das eigentliche Geheimnis ist: Ich kenne mich hier aus. Ich weiß, dass das da vorne ein Baum, ein Busch oder ein Stein ist – auch der Gast denkt, das ist ein Tier. Der Stein lag ja gestern schon da und auch vor einem Monat schon und vor einem Jahr. Daher kenne ich ihn. Ich konzentriere mich auf die Dinge, die das letzte Mal noch nicht da waren. Und dann erkenne ich sehr schnell, was genau ich da vor mir habe. Außerdem haben ja auch Tiere ihre Gewohnheiten. Daher kann man ganz gut abschätzen, wo zum Beispiel ein bestimmter Löwe am liebsten döst oder wo am Nachmittag die meisten Nilpferde sind. Trotzdem kann es passieren, dass wir auf einer Ausfahrt gar keines der erwünschten Tiere finden. Es sind halt doch freilebende Wildtiere.
Ein Tracker kann also nur dort arbeiten, wo er aufgewachsen ist und alles kennt?
Die meisten Tracker arbeiten in ihrer Heimatregion, ja. Das ist der Unterschied zum Ranger. Der kann die Gegend öfter wechseln, weil ihn überall ein einheimischer Tracker unterstützt. Der Ranger fährt das Auto, konzentriert sich außerdem auf das Funkgerät und auf die Gespräche mit den Gästen. Der Tracker sucht die Tiere. Ich habe in den 14 Jahren schon mit vielen Rangern zusammengearbeitet.
Ihr Beruf bringt Sie manchmal in gefährliche Situationen. Da muss man sich aufeinander verlassen können.
Absolut. Da gehört viel Vertrauen dazu. Und wortloses Verstehen. Man muss manchmal sehr schnell entscheiden. Und es ist auch in gefährlichen Situationen sehr wichtig, die Gegend zu kennen. Man muss genau wissen, wo man sich befindet, wenn zum Beispiel das Auto kaputt geht.

Haben Sie Ihren Traumberuf gefunden?
Ja. Schon in der Schule wollte ich immer Tracker werden. Ich habe auch mal als Gästefahrer gearbeitet und als Feuerwehrmann am Flughafen. Aber das Beobachten der Tiere auf Safari ist schon das Tollste. Nicht zu vergessen die Pflanzen. Es gehört auch dazu, die Bäume und die Blumen zu kennen. Und wir führen als Tracker eine Tradition weiter. Egal ob Jäger oder Farmer – wer hier in der südafrikanischen Wildnis lebt, muss die Zeichen der Natur und die Spuren der Tiere deuten können. Das wurde früher von den Erwachsenen an die Kinder weitergegeben. Leider ist das nicht mehr so. Jetzt brauchen wir eine Tracking-Akademie, um dieses Wissen zu vermitteln.
Eine Akademie?
Ja, dort habe ich nach der High School ein Jahr lang studiert und meinen Abschluss gemacht.
Ihr Beruf hat auch Schattenseiten. Sie sind oft getrennt von Ihrer Familie. Die Nächte sind kurz, die Gäste anspruchsvoll.
Na ja. Wir haben immer vier Wochen am Stück Dienst, da leben wir im Camp, das stimmt schon. Aber dann haben wir zwei Wochen frei und können zu unserer Familie. Dieser Wechsel gefällt mir eigentlich ganz gut. Die Nächte sind aber wirklich kurz. Denn wir Tracker sind für das Auto verantwortlich. Müssen es vor der Safari vorbereiten und danach sauber machen. Wir müssen tanken und müssen für die Ausrüstung sorgen; auch für Decken, Essen und Getränke. Mehr als fünf Stunden Schlaf pro Nacht sind da nicht drin. Das Kümmern um die Gäste und das Erklären unserer Natur macht mir Spaß. Ich hoffe immer, dass sie mich viel fragen, obwohl ich der Tracker bin und nicht der Ranger. Ich habe jetzt deshalb eine Ausbildung zum Ranger angefangen. Das ist mein nächstes großes Ziel.
Haben Sie selbst denn ein Lieblingstier?
Zum Fotografieren sind Leoparden am besten. Aber meine persönlichen Favoriten sind die Wildhunde. Die sind so sozial, kümmern sich um alle anderen im Rudel, passen aufeinander auf. Und sie sind sehr selten geworden.
Ihr Sohn ist jetzt fünf Jahre alt. Soll er eines Tages auch Tracker werden?
Er soll vor allem eine gute Ausbildung bekommen und dann selbst entscheiden, was er machen will.
Weitere Informationen:
Reiseveranstalter
andBeyond
www.andbeyond.com,
der diese Reise unterstützt hat.
Kontakt in Deutschland über RTC Rose Travel Consulting in Rottach Egern
www.rosetravel.de
Anreise:
Direktflüge nach Johannesburg von Frankfurt oder München etwa mit South African Airways oder Lufthansa. Dann per Inlandsflug nach Skukuza oder per Auto über die N4. 450 Kilometer in etwa sechs Stunden.
Luxuriös wohnen:
Tengile River Lodge
www.andbeyond.com/our-lodges/africa/south-africa/sabi-sand-game-reserve/andbeyond-tengile-river-lodge/
Kirkman´s Kamp
www.andbeyond.com/our-lodges/africa/south-africa/sabi-sand-game-reserve/andbeyond-kirkmans-kamp/
Beste Reisezeit:
Mai bis September
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen