Sturmtief Gonzalo sorgt für große Schäden in Deutschland

22.10.2014, 09:29 Uhr
Sturmtief Gonzalo sorgt für große Schäden in Deutschland

© dpa

Schnee und Sturmböen haben das T-Shirt-Wetter vertrieben: Das Sturmtief «Gonzalo» hat Millionenschäden in Deutschland angerichtet. Mehrere Menschen wurden verletzt. Nach dem goldenen Oktober rauschten in weiten Teilen des Landes die Temperaturen in den Keller. Das Unwetter sorgten vor allem im Süden für Verkehrsbehinderungen. An der Nordsee drohte eine Sturmflut, in den Mittelgebirgen fielen die ersten weißen Flocken.

SÜDDEUTSCHLAND: Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg richteten Unwetter Schäden in Millionenhöhe an. Feuerwehr und Polizei rückten zu Hunderten Einsätzen aus, Bahnverbindungen waren wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Im Schwarzwald kollidierte ein Regionalexpress mit einem Baum. In Aalen durchschlug eine umfallende Eiche die Windschutzscheibe eines vorbeifahrenden Autos. Der 45-jährige Fahrer wurde schwer verletzt.

NÜRNBERG: Nach Starkregen und heftigen Windböen mussten zwei Flüchtlingszelte in Nürnberg geräumt werden. Die Unterkünfte seien derart demoliert worden, dass sie unbewohnbar wurden, sagte ein Sprecher des Flüchtlingsrates. Die durchnässten Bewohner seien in andere Unterkünfte - ein anderes Zelt und ein ehemaliges Möbelhaus - gebracht worden. In Wiernsheim (Baden-Württemberg) evakuierten Einsatzkräfte eine Asylbewerberunterkunft für einige Zeit - 20 Menschen wurden in einer Sporthalle untergebracht.



SCHNEE: Auf dem höchsten Berg Baden-Württembergs, dem 1493 Meter hohen Feldberg, fiel in der Nacht der erste Schnee der Saison. Drei Zentimeter seien zunächst liegengeblieben, teilte der Deutsche Wetterdienst in Stuttgart mit. Auch vom 1215 Meter hohen Fichtelberg in Sachsen wurde erstmals Schnee gemeldet - zwei Zentimeter. In Carlsfeld und Marienberg im Erzgebirge gab es ebenfalls die ersten weißen Flocken. Auch die Wasserkuppe in Hessen zierte eine dünne Schneeschicht. Auf Deutschlands höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, fielen 15 Zentimeter Schnee. In höhergelegenen bayerischen Gemeinden wie Oberstdorf und Mittenwald schneite es ebenfalls leicht.

STURMFLUT: An der Nordseeküste wurde die erste Sturmflut der Saison erwartet. Für den Hamburger Stadtteil St. Pauli rechneten Experten bis zu 2,50 Meter. «Das wäre dann schon eine schwere Sturmflut», sagte ein Mitarbeiter des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Die Fähren zu den ostfriesischen Inseln nach Borkum, Norderney und Langeoog unterbrachen zeitweise ihren Betrieb. In den Niederlanden wurden die Fähren zu den Wattenmeerinseln eingestellt. Als Sturmflut gilt ein Wasserstand von 1,50 bis 2,50 Metern über dem durchschnittlichen Hochwasser.



AUSSICHTEN: Meteorologen sagen für die kommenden Tage einen Wintereinbruch vorher. Bis Freitag wird oberhalb von 1500 Metern bis zu einem Meter Schnee erwartet. Die Experten rechnen aber in nächster Zeit nicht wieder mit heftigen Winden. «Solche Stürme und Kaltlufteinbrüche im Herbst passieren eigentlich im Schnitt jedes Jahr ein- bis zweimal», betonte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Der jüngste Wetterumschwung sei nicht untypisch. «Was wir jetzt erleben, ist eigentlich eine Rückkehr zur Normalität in dieser Jahreszeit», sagte Friedrich.

SEILBAHN: Die Auswirkungen von «Gonzalo» können auch der Grund für einen spektakulären Zwischenfall über dem Rhein in Köln gewesen sein. Dort seilten Höhenretter eine Familie mit zwei kleinen Kindern aus einer Seilbahn-Kabine ab, die rund 40 Meter über dem Rhein stecken geblieben war. Zwei weitere Fahrgäste konnten aus einer anderen Kabine befreit werden, die oberhalb einer Brücke feststeckte und daher leichter erreichbar war. Der Deutsche Wetterdienst hatte vor stürmischen Böen in Köln gewarnt.



ALPEN: In den österreichischen Regionen Kufstein und Schwaz waren am späten Dienstagabend etwa 30 000 Haushalte ohne Strom. Wegen massiven Schäden sowie Felsstürzen rückten die Feuerwehren in Tirol zu zahlreichen Einsätzen aus. In der Schweiz hielten Windböen mit bis zu 185 Stundenkilometern Polizei und Feuerwehr in Atem. Im Zürcher Oberland kam es auf der Autobahn wegen des Wetters zu mehreren Unfällen. Der Bahnverkehr war stellenweise unterbrochen. Die Schneefallgrenze sank in der Nordschweiz unter 1000 Meter.

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