Kleeblatt

Große Kader-Analyse: Das braucht Fürth für die Bundesliga

4.6.2021, 10:48 Uhr
Nach dem Jubel kommen die großen Kader-Fragen: Besonders in der Innenverteidigung gibt es Handlungsbedarf. Maximilian Bauer (Zweiter von rechts) ist zwar noch da, Paul Jaeckel (rechts) aber wird den Verein verlassen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Nach dem Jubel kommen die großen Kader-Fragen: Besonders in der Innenverteidigung gibt es Handlungsbedarf. Maximilian Bauer (Zweiter von rechts) ist zwar noch da, Paul Jaeckel (rechts) aber wird den Verein verlassen.

Gerade einmal neunzehn Feldspieler und drei Torhüter umfasst der Kader des Kleeblatts Anfang Juni. Stünde der erste Spieltag vor der Tür, die SpVgg Greuther Fürth dürfte sich keine Verletzten erlauben, um den Kader ausschließlich mit Profis bestücken zu können. Selbstverständlich ist das eine Momentaufnahme, bis zum ersten Pflichtspiel, das dank des Aufstiegs erst am ersten Augustwochenende stattfinden wird, ist noch Zeit. Trainingsauftakt an der Kronacher Hard ist deshalb auch erst am 3. Juli.


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Branimir Hrgota könnte noch ein neues Arbeitspapier unterschreiben, andere (Paul Jaeckel, David Raum, Sebastian Ernst, Mergim Mavraj, Marijan Cavar) stehen dagegen als Abgänge fest. Es besteht also in allen Mannschaftsteilen – mit Ausnahme des Tors – Transferbedarf.

Grund genug, die dafür wichtigsten Positionen zu identifizieren, Profile für mögliche Zugänge zu entwickeln und etwaige Spieler, die ins Profil passen, zu nennen. Die Grundlage für Auswahl bilden sowohl Datenprofile als auch Videomaterial. Die Grundüberlegungen umfassen dabei neben den sportlichen Aspekten auch wirtschaftliche Überlegungen: Die Spielvereinigung wird weder in Sachen Gehälter noch in Sachen Ablösesummen plötzlich in andere Sphären vorstoßen - was Spieler, die bisher anderswo Großverdiener waren, unwahrscheinlich macht.

Keine Gerüchte, keine Formel für den Klassenverbleib

Nicht in die Überlegungen einfließen können weiche Faktoren wie Persönlichkeit des Spielers oder das Passen ins Mannschaftsgefüge. Deshalb sind die Vorschläge auch nicht als allumfassend oder als Weltformel für den Klassenverbleib zu verstehen, sondern als interessante - möglicherweise auch rein theoretische - Möglichkeiten.


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Was sie auf keinen Fall sind, sind Gerüchte. Von keinem der Spieler ist bekannt, dass Kontakt zwischen dem Kleeblatt und den Spielern besteht. Teil eins beschäftigt sich mit der Innenverteidigung. In den nächsten Tagen folgen weitere Teile.

Höchste Priorität: Innverteidigung

Durch den Wechsel von Paul Jaeckel zu Union Berlin und die Nichtverlängerung des Vertrags mit Mergim Mavraj steht Fürth derzeit nur mit zwei Innenverteidigern da: Maximilian Bauer und Abdourahmane Barry. Während Bauer in der Aufstiegssaison Stammkraft war, kam Barry nur auf vereinzelte Einsätze und kann wohl auch nicht als Option für einen Stammplatz gesehen werden. Gerade seine fehlende Kopfballstärke (Karrierewert in Pflichtspielen: 46,6 Prozent) dürfte einen erheblichen Nachteil darstellen. Maximilian Bauer war zwar Stammkraft, das Passspiel nach vorne übernahmen aber eher Jaeckel oder Mavraj.

Gerade der Routinier griff auch gerne mal zum langen Ball und brachte die Kugel häufiger als seine Nebenleute ins letzte Drittel, war dabei aber nicht weniger genau als die anderen Innenverteidiger. Darüber hinaus verliert das Kleeblatt mit Jaeckel seinen besten Verhinderer des gegnerischen Aufbaus. Der Neu-Berliner war unter den Top sechs der Zweitliga-Innenverteidiger im Ballabfangen und Pässe unterbinden.

Als Profil für die Innenverteidiger ergibt sich daher idealerweise folgendes: gutes defensives Kopfballspiel, Fähigkeit das gegnerische Aufbauspiel durch Abfangen von Pässen zu unterbinden, überdurchschnittliches eigenes Aufbauspiel.

Mögliche Kandidaten für die Fürther Innenverteidigung

Adrian Gryszkiewicz (21, Gornik Zabrze, Polen): Der U20-WM-Teilnehmer war in der abgelaufenen Saison Stammspieler in der ersten polnischen Liga. Er ähnelt in vielen Werten und in seiner Spielweise Paul Jaeckel, antizipiert Passwege und schafft es früh Bälle abzufangen. Hinzu kommt ein ordentliches Kopfballspiel und die Fähigkeit im Aufbau gefährliche Räume zu erkennen. Manchmal fehlt es dem Youngster noch an Präzision und das Zweikampfverhalten ist bisweilen noch etwas ungeschickt. Dennoch stellt der Pole, dessen Vertrag beim polnischen Rekordmeister noch ein Jahr läuft, eine wahrscheinlich erschwingliche Variante dar. Ruft er sein Potential dauerhaft ab, kann er mit erheblichem Gewinn weiterverkauft werden.

Ryuho Kikuchi (24, Vissel Kobe, Japan): Wie gut japanische Spieler sich in der Bundesliga etablieren können, haben Wataru Endo (Stuttgart) und Ritsu Doan (Bielefeld) im vergangenen Jahr bewiesen. Dennoch fliegt die J-League bei vielen Vereinen noch unter dem Radar, da sie das Risiko scheuen, einen Spieler aus Fernost zu verpflichten. Kikuchi brächte aber alles mit, um der nächste Toptransfer aus Japan zu werden: Starkes Kopfballspiel, er gewinnt 72 Prozent seiner Duelle im eigenen Strafraum, sehr gutes Zweikampfverhalten, 76 Prozent gewonnene Duelle gegen den Ball, dazu ein Auge für den sicheren Passweg. Natürlich ist ein Sprung von Japan nach Deutschland immer ein gewisses Wagnis. Kikuchi allerdings ist der Sprung definitiv zuzutrauen. Einziges Hindernis: Ein Vertrag bis 2023.

Mateo Barac (26, Rapid Wien, Kroatien): Der einmalige kroatische Nationalspieler ist wahrscheinlich der Fußballer mit dem höchsten Profil in dieser Liste und damit womöglich auch der am schwierigsten zu erreichende, schließlich scheiterte eine Vertragsverlängerung in Österreich dem Vernehmen nach daran, dass er keine Abstriche beim Gehalt machen wollte. Dennoch wäre Barac, auch weil er ablösefrei zu haben ist, ein interessantes Transferziel für das Kleeblatt. Gerade sein Aufbauspiel würde die Innenverteidigung von Fürth qualitativ anheben, bei den langen Bällen zum Angriffsaufbau lag Barac in der österreichischen Bundesliga weit vorn.

Noë Dussenne (29, Standard Lüttich, Belgien): Beim zehnfachen belgischen Meister saß der 1,92 Meter große Verteidiger in der Schlussphase der Saison weitgehend auf der Bank. Die Vorsaison hatte er nach einem Kreuzbandriss verpasst. Ein gewisses Risiko brächte also ein Transfer des ehemaligen belgischen U20-Nationalspielers mit sich. Allerdings zeigte Dusenne in den Spielen seit seiner Genesung - und auch davor, als er bei Mouscron agierte - sowohl gute Präsenz in den Kopfballduellen als auch im Zweikampf. Gleichzeitig waren seine Ballverarbeitung und sein Aufbauspiel auch auf hohem Niveau, so dass sich hier durchaus ein potenzieller Bundesligainnenverteidiger mit einiger Erfahrung als Profi verbergen könnte.

Andere Alternativen: Timm Klose (33, Norwich, Schweiz/Deutschland), David Affengruber (20, RB Salzburg/FC Liefering, Österreich), Lorenco Simic (24, Zaglebie Lubin), Kimberly Ezekwem (19, SC Freiburg II).

In den nächsten Tagen folgen weitere Teile zu den anderen Positionsgruppen der Spielvereinigung hier auf nordbayern.de

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