Veranstaltungsreihe
Abschied: Wird man die Kulturfreiheit wiedersehen?
1.9.2021, 22:00 UhrAcht Wochen lang standen hier Bühne, LED-Wand, Bierbänke mit Platz für 500 Leute und Gastrobuden, servierten Comödie und Kulturamt ein Programm, das allerdings einen hartnäckigen Gegner hatte: das Wetter. Dennoch klingen die Bilanz-Töne der Veranstalter erleichtert bis euphorisch.
„Der Schulterschluss mit der Comödie hat wunderbar geklappt, trotz mancher Skeptiker im Vorfeld“, sagt Kulturamtschefin Gerti Köhn. Organisation und Technik seien bei den großveranstaltungserprobten Kolleginnen und Kollegen in besten Händen und die Atmosphäre „sehr stimmig“ gewesen. „Der Coup war aber: Es ist uns gelungen, den prominentesten Platz der Stadt für die freie Szene bereitzustellen.“ Just dies war die Idee hinter der „Kulturfreiheit“: Künstlern in schwierigen Pandemie-Zeiten ein Auftrittsangebot zu machen. Gage gab es auch bei Ausfällen.
Am 1. August hatte das Kulturamt die Programmleitung übernommen, zuvor war die Comödie federführend. Comödien-Bühne, Equipment, Bänke, alles blieb stehen, als aus der „Sommerfreiheit“ an jenem ersten Augustabend die „Kulturfreiheit“ mit 22 Veranstaltungen wurde – 22, wenn der Sommer nicht so launisch gewesen wäre.
Kinder kamen zuhauf
Bereits der erste Auftritt mit Mitgliedern der Tanzzentrale musste ausfallen, weil es regnete, ebenso das Schlusswochenende von vergangenem Freitag bis Sonntag. Was dazu führte, dass zwei Konzerte unter den Fittichen der Kofferfabrik den Bach runtergingen sowie ein Marlene-Dietrich-Abend des Stadttheaters; ein Konzert fiel krankheitshalber aus.
Mit von der Partie war das Babylon mit sechs Kino-Open-Airs. „Es war weniger gut besucht, als ich dachte“, bilanziert Geschäftsführer Christian Ilg, „es ist nun mal ein Riesengelände für uns.“ Die Zusammenarbeit mit der Comödie aber war „toll“, zudem seien die Kinderfilme am Nachmittag überraschend prima gelaufen. Mit zwei Kinderveranstaltungen war auch der Babylon-Förderverein „Filmkunst & Kultur“ vertreten, „wir sind sehr zufrieden“, sagt die zweite Vorsitzende Bettina Szalamon.
„Sehr zufrieden“ meint: 150 bis 200 Besucher schauten bei der „Kulturfreiheit“ im Schnitt vorbei, eine Zahl, die auch Comödien-Geschäftsführer Marcel Gasde für die „Sommerfreiheit“ bestätigt. In Veranstalterkreisen kursiere mit Blick auf die Zuschauerzahlen derzeit eh der Slogan „300 ist das neue 1000“; insofern „war das für uns okay“.
Freie Szene in der Comödie
Charmanter Nebeneffekt des Doppelpasses von Comödie und lokaler Kulturszene sei Gasde zufolge übrigens gewesen, „dass wir uns endlich alle mal kennengelernt haben“. Wer der Herr Martin von der Kofferfabrik ist, er weiß es jetzt. Und: Der wegen Sturmwarnung entfallene Auftritt des Sunday Morning Orchestra und der Rockin’ Lafayettes bekommt nun einen für die freie Szene ungewöhnlichen Ausweichort – die Comödie. Ein Termin steht noch nicht fest.
Und 2022? Befragt zur Lust auf eine Wiederholungstat, sagt Köhn: „Wir wären gerne wieder dabei. Der Synergieeffekt mit der Comödie war überaus positiv.“ „Im kleineren Rahmen“ wäre auch das Babylon willens. „Auch wenn es sich finanziell nicht lohnt“, sagt Koffer-Boss Udo Martin, dürfe es „gern“ eine Neuauflage geben. Denn: „So kommt Leben in die Stadt.“ Doch da ist Gasde zurückhaltend. Acht Wochen seien „zu lang“, auch müsse man die Entwicklung der Pandemie verfolgen; ein positiver Verlauf würde sicher bedeuten, „dass alle wieder dort auftreten, wo sie normalerweise immer auftreten“.
Derweil steht der nächste Open-Air-Kulturreigen bevor:Die „Kulturterrasse Fürth“ an der Stadthalle legt an diesem Donnerstag mit Singer-Songwriterin Cynthia Nickschas los.
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