"Verliebt in Ramen"

Ramencado in Erlangen neu eröffnet - Von null auf hundert in zwei Monaten

Jannik Westerweller

Nordbayern.de

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11.7.2024, 15:19 Uhr
Ein Cartoon auf der Wand erzählt die Geschichte, wie Rainer Hartz und Carolina Steiner zu ihrem eigenen Restaurant gekommen sind.

© Jannik Westerweller Ein Cartoon auf der Wand erzählt die Geschichte, wie Rainer Hartz und Carolina Steiner zu ihrem eigenen Restaurant gekommen sind.

"Das war unser Wochenend-Treat", erzählt Rainer Hartz. Mindestens einmal pro Woche war er mit seiner Lebensgefährtin Carolina Steiner im Nürnberger Restaurant Ramencado, das sich auf Ramen und Avocado-Gerichte spezialisiert hat, essen. Nun führen sie gemeinsam seit einigen Wochen ihr eigenes Franchise-Restaurant an der Einhornstraße 3 in Erlangen.

Die Ramen-Reise des Paars beginnt vor vielen Jahren im japanischen Viertel in Düsseldorf. Vor einem Restaurant sah Steiner damals eine lange Schlange. Von der Neugier gepackt wollte sie unbedingt wissen, was es dort zu essen gibt. "Ich stelle mich sonst nie bei solchen Schlangen an", sagt sie lachend. "Dann habe ich dort meine ersten Ramen gegessen und war sofort verliebt", erzählt sie. Zurück in ihrer Wahlheimat Erlangen war die Enttäuschung umso größer, die japanische Nudelsuppe gab es dort damals nicht. Fündig wurde das Paar in Nürnberg in dem Restaurant, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen sollte: Ramencado. Sofort hatte sich das Paar in die Fusion-Küche verliebt, gerade auch in den vietnamesischen Einfluss, der "besonders würzig und frisch" schmeckt. "Da sind so viele Gewürze, so viel Geschmack", schwärmt Steiner.

Die Lieblings-Ramen der beiden auf dem Menü: die "Anti Corona Ramen" mit Huhn-Ingwer-Zitronengras-Curry-Brühe, Morcheln, Lauchzwiebeln, Shitake-Pilzen, Mais, Kimchi und weich gekochtem Ei.

Doch diese sucht man auf der Karte des Ramencado in Erlangen vergeblich. "Weil das unsere Lieblings-Ramen sind, durften wir sie umbenennen", erzählt Steiner. Das Gericht ist nun ein Akronym der Vornamen des Paars: "CaRa‘s Curry Ramen", so heißt es auf der Karte des Restaurants.

Neben dem Signature-Ramen-Gericht gibt es auch andere Klassiker wie Tonkotsu-Ramen mit Schweine- und Hühnerbrühe, Schweine-Chashu, geschmortem Schweinebauch, Noriblätter, Morcheln und Ei oder Veggie-Ramen mit Dashi- und Sojabohnenbrühe mit verschiedenem Gemüse. Auch Ramencado-Klassiker wie das "Avo Mango Tartar", "Avo Pommes" und das Avocado-Curry haben es auf die Karte des Erlanger Restaurants geschafft. Hartz und Steiner sind überzeugt von ihren Produkten: "Wenn du Ramen magst und du hast sie einmal bei uns probiert, bist du verliebt."

Von 0 auf 100 in zwei Monaten

Schon damals sagten sich die beiden immer wieder: "Wir müssen das nach Erlangen bringen!" Immer wieder fragten sie, ob das Restaurant nicht vorhabe, nach Erlangen zu expandieren. Ihre große Chance witterten Hartz und Steiner Jahre später, im Dezember 2023. Ursprünglich wollte Hartz nur die allwöchentliche Freitags-Reservierung auf der Website vornehmen, dann sah er: Ramencado soll zum Franchise werden. "Das hat uns sofort hineingezogen", erzählen die beiden. Dann ging alles ganz schnell. Nur wenige Tage später fanden die ersten Gespräche mit den Inhabern des Ramencado statt. Dann suchten die beiden nach einer geeigneten Lokalität. Schnell sind sie auf die Immobilie gestoßen, die später Heimat des neuen Ramencado in Erlangen werden sollte. Ende Februar war der Vertrag unterschrieben, der Umbau konnte beginnen.

Zuvor war an der Einhornstraße 3, nicht einmal fünf Gehminuten vom Erlanger Bahnhof entfernt, ein italienisches Restaurant beheimatet. Von "Bella Italia" ist in dem Restaurant nichts mehr zu sehen. Der altbacken-kitschige Rundbogen über der Theke, direkt neben dem Eingang, musste weichen, stattdessen sind Gläser in einem modernen Regal im Industrial-Stil aufgereiht. Auch ein neuer Anstrich war bitter nötig: Ehemals waren die Wände dunkelgrün. Hartz und Steiner wollten es heller, haben alles weiß gestrichen. Das Restaurant ist modern gestaltet, spiegelt den Fast- und Streetfood-Charakter von Ramen wider. "Ich wollte es clean", erzählt Steiner. "Ich bin ja in Schweden aufgewachsen, ich mag diese skandinavisch-japanische Fusion", erzählt die gebürtige Uruguayerin. Folglich war auch die Deko unumstrittene Chefinnensache: "Da hatte sie immer das letzte Wort", sagt ihr Lebensgefährte und lacht herzhaft.

Jeden Tag, quasi rund um die Uhr ist sie im Restaurant, egal ob Küche oder Service. "Wo man mich braucht", erklärt sie grinsend. Hartz kommt meist erst abends, er hat noch einen Vollzeitjob, dafür ist er am Wochenende "voll am Start". Andere in seinem Alter würden einfach nur auf die Rente warten, erzählt der 59-Jährige. Er hingegen habe Bock auf den "Rollercoaster". "Wir sind im Herzen 27", meinen die beiden und lachen.

Die Gastronomie war Hartz und Steiner nicht in die Wiege gelegt. Hartz hat BWL studiert, über das Marketing bis hin zum Kundenservice alle Facetten kennengelernt. Mittlerweile ist er Agile Coach bei einem Energieunternehmen. Auch Steiner hat nur in jungen Jahren in der Gastronomie gearbeitet, zuletzt war sie bei einem Notariat angestellt. Und doch ist nun Vollblutgastronomin: "Für sie ist das schon sehr passend. Sie ist total kommunikativ, spricht vier Sprachen, ist gerne mit Menschen zusammen und noch dazu ist sie ein absolutes Organisationstalent", schwärmt Hartz von seiner Partnerin.

Ihre Gastgeber-Qualitäten muss Steiner noch während unseres Besuchs unter Beweis stellen. Begeistert kommt eine Gästin in das Restaurant: "Ich habe mich so gefreut, dass ihr das macht, ich bin so froh, dass ich es heute probieren darf", meint sie überschwänglich. "Ich habe schon vor ein paar Tagen entschieden, was ich esse." Nach dem Essen setzt sich Steiner zu der Gästin, hört sich an ihre Anmerkungen an. Ein bisschen Lob, ein bisschen Kritik, ein paar Verbesserungsvorschläge. Sie wird wiederkommen. Und beim nächsten Mal "extra spicy" bestellen.

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