Universität Bamberg: Wie sinnvoll sind Präsenzklausuren in der Pandemie?
21.2.2021, 11:39 UhrAuch Studierende müssen sich in der Corona-Pandemie an viele Umstellungen anpassen. Bis zum Herbst des vergangenen Jahres gab es noch ein paar Seminare in gewohnter Form - Vorlesungen finden an der Uni Bamberg ausschließlich digital statt. Die derzeit laufende Prüfungsphase läuft vorwiegend in Präsenz ab, einige mündliche Prüfungen jedoch digital. Die Meinungen unter den Studierenden gehen dabei auseinander.
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Die Alternativen fehlen
Pauline Körner glaubt, dass derzeit keine guten Alternativen zu Präsenzprüfungen zur Verfügung stehen. "Ich hatte im vergangenen Semester eine Online-Klausur mit Multiple Choice-Aufgaben. Es war ok, aber trotzdem ein ziemliches Chaos, weil unter anderem die Abbildungen fehlten", so Körner, die Kommunikationswissenschaft, Geschichte und Philosophie studiert. "Es fehlen Alternativen, um die sich die Uni längst hätte kümmern müssen. Gerade jetzt merkt man einfach, dass die Digitalisierung verschlafen wurde."
Martin Neuser studiert Kommunikations- und Politikwissenschaft. Wenn die Uni es schafft, das Hygienekonzept konsequent umzusetzen, sieht er in Präsenzprüfungen kein allzu großes Problem: "Prinzipiell finde ich Klausuren vor Ort besser, weil sie einer gewohnten Prüfungssituation entsprechen und ich so durch neue Formate nicht zusätzlich verunsichert werde", meint Neuser. Zudem fährt er ohne Bedenken mit der Bahn: "Warum also nicht mit Maske Klausuren schreiben?", fragt sich der 22-Jährige.
Zu wenig Planungssicherheit?
Dass Entscheidungen in einer solchen Situation alles andere als einfach sind, kann Adrian Storck gut nachvollziehen. Allerdings sieht er Widersprüche: "Auf der einen Seite ist der Unialltag komplett heruntergefahren. Auf der anderen Seite soll es nun in Ordnung sein, Hunderte Menschen in einen Raum zu bringen. Maskenpflicht hin oder her, das finde ich unplausibel", kritisiert Storck.
Der Politik- und VWL-Student stört sich auch an der mangelnden Planungssicherheit: "Anfang Februar wurden die Prüfungen verschoben, um nach einigen Wochen den Ursprungsplan wieder aufzunehmen", so Storck. "Hier hätte ich mir früher eine einheitliche Lösung gewünscht, um die Studierenden nicht weiter mit Unsicherheit zu belasten."
Ausdrücklicher Wunsch von Studierenden
Auch in den sozialen Netzwerken äußern Studierende Kritik. Auf Nachfrage von nordbayern.de begründet die Universität Bamberg ihre Entscheidungen. Sie weist darauf hin, dass sich viele Studierende ausdrücklich Präsenzprüfungen wünschen. "Viele mündliche Prüfungen, aber auch schriftliche Open-Book-Klausuren, werden online durchgeführt", heißt es vonseiten der Universität.
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In dieser Hinsicht gebe es deutliche Parallelen zu allen anderen bayerischen Universitäten. Komplett in Präsenz finden in ganz Bayern nur die Staatsexamensprüfungen statt.
Jede Menge Herausforderungen
Aus mehreren Gründen erscheint es für die Universität Bamberg problematisch, überwiegend auf digitale Fernprüfungen umzustellen. Zum einen müsse gewährleistet sein, dass sich Studierende gegenüber anderen keine Vorteile verschaffen können. Zudem sei eine praktikable Authentizitäts- und Identitätsprüfung vor allem bei großen Klausuren digital kaum zu bewerkstelligen.
Ein weiterer Nachteil von digitalen Prüfungen sieht die Universität bei der Beaufsichtigung: "Zwar sind Studierende zur Unterbindung von Täuschungshandlungen während einer Fernklausur dazu verpflichtet, die Kamera- und Mikrofonfunktion zu aktivieren. Eine darüberhinausgehende Raumüberwachung ist hingegen nicht erlaubt." Darüber hinaus sei der Umgang mit personbezogenen Daten beim Einsatz von Videokonferenzsystemen aus rechtlichen Gründen schwierig.
Zusätzliche Hilfsangebote der Universität
Schließlich könne von den Studierenden nicht erwartet werden, sich eine entsprechende Computerausstattung auf eigene Kosten zu beschaffen oder sich selbst eine adäquate Prüfungsumgebung zu schaffen. Die Universität verspricht jedoch, weiter an besseren Online-Konzepten zu arbeiten.