Hohe Auslastung auf Intensivstationen
Belastung für medizinisches Personal steigt weiter: "Ich habe die Hoffnung aufgegeben"
29.10.2021, 17:30 UhrDie 7-Tage-Inzidenz in Bayern liegt bei über 200. In manchen Landkreisen, wie Mühldorf oder Traunstein, hat sie sogar die 500 überschritten. Doch die Corona-Ampel steht weiterhin auf grün. Um auf gelb umzuschalten, müssten innerhalb von sieben Tagen über 1.200 neue Corona-Patienten in die Krankenhäuser eingeliefert werden. Bei mehr als 600 Corona-Patienten auf den Intensivstationen würde die Ampel dann rot anzeigen.
Derzeit liegt die Hospitalisierung bei 455, die Zahl der Patienten in Intensivbetten stieg im Vergleich zur Vorwoche jedoch um 29,1 Prozent auf 368. Diese Ampelregelung sollte das Gesundheitssystem vor einer Überlastung schützen. Doch ist das, nachdem die Ampel bisher nicht umgeschaltet hat, gelungen?
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Wir befinden uns in einer kritischen Situation der Pandemie."
Die Zahl der mit einer Covid-Infektion im Krankenhaus versorgten Patienten sei binnen einer Woche deutlich gestiegen. Auch wenn die Krankenhäuser dies leisten können, würde es nicht ohne Einschränkung des Regelbetriebs ablaufen können, sagte der Verbandschef. Dann müssten die Mediziner in den Kliniken wieder planbare, weniger dringliche Behandlungen verschieben.
"Ampel zeigt nicht tatsächliche Belastung"
In der Region scheinen die Kliniken wieder am Rande ihrer Kapazitäten zu arbeiten. Der Herbst ist für gewöhnlich ohnehin mit mehr Arbeit für die Krankenhäuser verbunden. Schlaganfälle, Herzinfarkte und Lungenentzündungen sind zu dieser Zeit häufiger als beispielsweise im Sommer. Dazu kommen nun wieder mehr Corona-Erkrankte, die stärker betreut werden müssen als andere Patienten.
Manfred Wagner, der Pandemiebeauftragte des Klinikum Fürth, sagt: "Die Krankenhausampel zeigt nicht die tatsächliche Belastung. Gerade fahren wir auf einer zerstörten Straße immer weiter, nur weil die Ampel grün zeigt. So kann es nicht weitergehen."
Gerade seien in über acht Stationen mehr Patienten als eigentlich möglich untergebracht, ausschließlich Menschen aus dem Raum Fürth könnten noch aufgenommen werden. Wagner spricht von einem "Pflegenotstand" und erklärt, warum die Situation für die Betroffenen schlimmer als in den Wellen zuvor ist: "Wir waren auch vor ein paar Monaten an unserem Maximum. Doch wir versuchten gemeinsam mit der Politik und den Menschen die unvorhersehbare Situation zu meistern und bekamen Unterstützung. Doch nun schaut die Politik weg. Ich habe allmählich die Hoffnung aufgegeben."