Hochwasser in Bayern

Damm in Oberbayern gebrochen: A9 gesperrt - rund 3000 Menschen im gesamten Freistaat evakuiert

Andrea Munkert

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Christian Urban

Redakteur - nordbayern.de

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2.6.2024, 19:18 Uhr
In weiten Teilen Süddeutschlands steigen die Pegel wie in Abensberg deutlich über die Ufer.

© NEWS5 / Sebastian Pieknik/NEWS5 In weiten Teilen Süddeutschlands steigen die Pegel wie in Abensberg deutlich über die Ufer.

Nach tagelangem Dauerregen sind angesichts übergelaufener Flüsse und Bäche in Süddeutschland Nothelfer im Einsatz. Bis zum späten Samstagabend hatten in Bayern zehn Kommunen den Katastrophenfall ausgerufen, da die Donau und mehrere ihrer Zuflüsse bedrohlich anschwollen.

Vom Deutschen Wetterdienst (DWD) hieß es am Samstag, von Norden her zögen neue Schauer und Gewitter auf, die vor allem am Sonntagnachmittag nochmals die Gefahr lokaler Überflutungen mit sich brächten. Die Schauer könnten kräftig ausfallen und zögen nur langsam. "Wenn das auf die gesättigten Böden trifft, dann hat man dort auch wieder schnell Überflutungen", sagte der Meteorologe.

Besonders gefährdet von den Schauern und Gewittern am Sonntag seien die Schwäbische Alb sowie Bereiche etwas nördlich davon sowie die Region um Augsburg, Nürnberg, Bamberg und Regensburg. Im Landkreis Augsburg wurden in der Nacht die Evakuierungsaufrufe mehrmals ausgeweitet. Betroffen waren vor allem Kommunen am Fluss Schmutter. In der Augsburger Messe wurde eine Notunterkunft eingerichtet.

Im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm ist am Sonntag ein Damm an zwei Stellen gebrochen. Es handele sich um einen Damm im Bereich der Gemeinde Baar-Ebenhausen am Fluss Paar, einem Nebenfluss der Donau, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Der Landkreis wies die Bewohner an, ihre Erdgeschosse umgehend zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zu begeben. In weiten Teilen des Gebiets ist der Strom ausgefallen.

Die A9 ist aktuell immer noch südlich von Ingolstadt in Fahrtrichtung Ingolstadt gesperrt. Der Verkehr wird abgeleitet - es kommt zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

In Bayern sind bislang rund 3000 Menschen von Evakuierungen aus Hochwasser-Gebieten betroffen. Das teilte eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums am Sonntag in München auf Anfrage mit. Für die zahlreichen Einsätze aufgrund des Hochwassers seien derzeit rund 20 000 Kräfte im Einsatz, seit Beginn der Lage seien es bereits 40 000 Einsatzkräfte gewesen.

Damm durchweicht - weitere Orte evakuiert

Mehrere Ortschaften nahe der Donau und der Schmutter im schwäbischen Landkreis Donau-Ries müssen evakuiert werden. Als Grund gab das Landratsamt in Donauwörth am Sonntagabend unter anderem die massive Durchweichung eines Dammes an.

Betroffen sind die Orte Auchsesheim und Heißesheim sowie Teile von Nordheim, Mertingen, Asbach-Bäumenheim und Urfahrhof. Die Behörde rief die Menschen auf, Ruhe zu bewahren, das Notwendigste zu packen und den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen. Zudem wurden Notunterkünfte bereitgestellt.

Landkreis Dachau ruft den Katastrophenfall aus

Auch im oberbayerischen Landkreis Dachau gilt ab Sonntag der Katastrophenfall. Wegen der kritischen Hochwasser-Entwicklung in der Gemeinde Petershausen und der angespannten Lage in anderen Gemeinden habe Landrat Stefan Löwl (CSU) den Katastrophenfall ausgerufen, teilte das Landratsamt mit. Der Schritt sei notwendig geworden, da die örtlichen Kräfte nicht mehr ausreichten, um die zahllosen Einsatzstellen in den kommenden Stunden abarbeiten zu können. Nun könnten Hilfeleistungen auch überörtlich in den Landkreis geschickt werden.

Der Katastrophenfall galt zuvor bereits in zehn weiteren Landkreisen: Pfaffenhofen an der Ilm, Augsburg, Schrobenhausen, Dillingen, Freising, Donau-Ries, Unterallgäu, Günzburg, Aichach-Friedberg und Neu-Ulm.

Im Landkreis Dachau waren in der Nacht die Pegelstände an der Glonn, der Maisach sowie der Amper gestiegen.

Landkreis Kitzingen leidet heftig unter Wassermassen

Auch im unterfränkischen Landkreis Kitzingen ist die Situation nach wie vor sehr angespannt. Bereits in der Nacht auf Sonntag waren zahlreiche Straßen und Keller nach schweren Gewittern und überlaufenden Flüssen und Bächen überflutet. Laut Landratsamt befand sich der Landkreis an der Grenze zum Katastrophenalarm.

Der Einsatzschwerpunkt lag dabei im Stadtgebiet von Kitzingen und in Wiesentheid. Dort drohte ein Damm zu brechen. Hochwassereinsätze gab es auch in Abstwind, Astheim, Castell, Dettelbach, Geesdorf, Greuth, Hörblach, Kleinlangheim, Münsterschwarzach, Rimbach, Rüdenhausen, Schwarzach, Schwarzenau, Volkach, Wiesentheid und Wüstenfelden. Die A7 zwischen Kitzingen und Marktbreit war zwischenzeitlich gesperrt und ist mittlerweile wieder für den Verkehr freigegeben.

Auch am Sonntag war vor allem die Stadt Kitzingen stark von Überflutungen betroffen. Autos und Container wurden weggespült, Keller liefen voll, manche Häuser sind gar nicht mehr bewohnbar. Auch Bäume wurden von der starken Flut mitgerissen. Der Hof eines Badplanungsunternehmens ist vollkommen verwüstet. Schlammreste und weggespülte Stangen und Paletten zierten den Boden des Grundstücks. Die Aufräumarbeiten im Landkreis Kitzingen sind in vollem Gange.

Flüchtlingsunterkunft und Klinik evakuiert

Im Landkreis Neu-Ulm in Schwaben ist am Sonntagmittag eine Flüchtlingsunterkunft mit rund 220 Menschen wegen des Hochwassers evakuiert worden. Die Betroffenen wurden in eine Halle einer Schule nach Neu-Ulm gebracht, wie ein Sprecher des Landratsamtes am Sonntag mitteilte.

Zugleich gab der Sprecher bekannt, dass die Stiftungsklinik in Weißenhorn vorsorglich evakuiert werde. "Sollte es zu einem Starkregenereignis über Weißenhorn kommen und dann eine Evakuierung erforderlich sein, wäre der Vorlauf hierfür zu kurzfristig." Rund 100 Menschen seien betroffen, darunter sechs bis sieben Intensivpatienten.

In Pfaffenhofen fiel zudem eine Kläranlage aus. Eine Pumpe des THW sei im Einsatz, um die Kläranlage zu sichern, hieß es. Aktuell bereiteten vor allem die Flüsse Roth und Leibi in der Landkreismitte und im nördlichen Landkreis Sorgen.

Unterricht fällt in Hochwassergebieten aus

Wegen der Hochwasserlage fällt an mindestens 40 Schulen in acht Landkreisen in Bayern in der neuen Woche der Präsenzunterricht aus. Wie das Kultusministerium am Sonntagnachmittag mitteilte, zählen dazu bislang die Landkreise Pfaffenhofen an der Ilm, Aichach-Friedberg, Neuburg-Schrobenhausen, Freising, Fürstenfeldbruck, Dachau, Dillingen und Augsburg. Am Montag soll unter anderem an allen Grund-, Mittel- und Realschulen im Kreis Aichach-Friedberg sowie an den dortigen Gymnasien, Fach- und Berufsoberschulen und Förderzentren kein Unterricht stattfinden. Ebenso keinen Unterricht gibt es dann an den Grundschulen in Baar-Ebenhausen und Hohenwart im Kreis Pfaffenhofen. Am Montag und Dienstag fällt der Präsenzunterricht an Grund-, Mittel- und Realschulen in Schrobenhausen sowie an der dortigen Berufsschule, am Förderzentrum und am Gymnasium aus.

Feuerwehren aus der Region helfen mit

Wie Nürnbergs Oberbürgermeister König am Sonntagmorgen in einer Instagram-Story verkündete, sind nun auch Teile der Feuerwehren von Nürnberg und Erlangen im Hilfseinsatz. "Heute Früh sind auch Einheiten unserer sowie der Erlanger Feuerwehr unterwegs, um in Schwaben gegen das Hochwasser zu kämpfen. In der Not stehen wir zusammen", schrieb der Nürnberger OB. Auch Kräfte aus Oberfranken und Ansbach sind dazu gestoßen.

Für die Nacht zu Sonntag hatte sich mit Blick auf den Niederschlag erst einmal eine leichte Entspannung abgezeichnet. Der Dauerregen lasse im Laufe der Nacht nach, sagte ein DWD-Meteorologe am Samstagabend. "Das werden heute Nacht nicht mehr die ganz großen Regenmengen sein, die wir noch in der letzten Nacht hatten", sagte er.

ICE entgleist

Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage entgleisten am späten Samstagabend im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd zwei Waggons eines ICE. Die 185 Passagiere blieben laut einem Bahnsprecher bei dem Unglück unverletzt und wurden aus dem Zug evakuiert. Der Zug war wegen des Hochwassers in Süddeutschland auf die Strecke umgeleitet worden, auf der sich das Unglück ereignete.

In Bayern führte der Dauerregen zu Pegelständen, wie sie statistisch gesehen nur einmal in hundert Jahren erreicht werden. So führten in der Nacht zu Sonntag die Flüsse Günz, Memminger Ach, Kammel, Mindel, Paar und Maisach so viel Wasser wie bei einem Jahrhunderthochwasser. Im nördlichen Teil des oberbayerischen Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm erwarten die örtlichen Behörden ein extremes Hochwasser.

Wegen steigender Wasserstände des Flusses Paar wurden in der Nacht 140 Menschen aus zwei Altenheimen in dem oberbayerischen Landkreis evakuiert. Mindestens 100 weitere Menschen seien von Evakuierungen in ufernahen Bereichen betroffen gewesen, wie Landrat Albert Gürtner (Freie Wähler) sagte.

Im oberbayerischen Schrobenhausen bereiteten Feuerwehr und Rettungskräfte am späten Samstagabend Feuerwehr und Rettungskräfte die Evakuierung von 670 Menschen vor. Auch diese Kommune hatte zuvor den Katastrophenfall ausgerufen.

Wegen der ununterbrochenen Regenfälle rief etwa auch das Landratsamt Dillingen im bayerischen Teil Schwabens den Katastrophenfall aus. Am Samstagabend spitzte sich die Hochwasserlage an der Zusam zu, einem Zufluss der Donau, wie die Behörde mitteilte. Der örtliche Krisenstab forderte bei der Bundeswehr Hilfe an.

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