Protest zur Verkehrswende
Demo für den Klimaschutz: 150 Radler auf dem Frankenschnellweg
24.8.2021, 16:32 UhrGut gelaunt und voller Vorfreude haben sich um die 150 Menschen am Kornmarkt in Nürnberg getroffen, um mit dem Fahrrad in Richtung Berlin aufzubrechen. Sarina Haushofer ist zu diesem Zeitpunkt schon drei Tage unterwegs - sie kommt aus Bad Tölz und gehört zum Organisationsteam der Aktion "Ohne Kerosin nach Berlin", kurz OKNB. "Seit einem halben Jahr haben wir die Tour geplant, in den letzten zwei Wochen durchgehend", erzählt die 16-jährige Schülerin, die sich den "Students for Future" angeschlossen hat, die hinter dem bundesweiten Fahrradprotest stehen.
Zwischen dem 6. und 10. September werden die Teilnehmer der sechs verschiedenen Touren, die aus allen Himmelsrichtungen in diesen Tagen starten, in der Hauptstadt Berlin eintreffen, um dort gemeinsam an einer großen Demo teilzunehmen. Bis nach Nürnberg sei die Gruppe aus München noch privat gekommen, "ab jetzt startet unsere Rad-Demo mit mehreren hundert Teilnehmern", erzählt Haushofer. Der innere Kern bestehe aus etwa 50 Leuten, die anderen unterstützen die Aktivisten auf verschiedenen Teilstücken - wie dem von Nürnberg nach Erlangen.
Auch Sarah Obermeyer-Vits ist mit ihren drei kleinen Kindern (5, 3 und 1) zum Kornmarkt gekommen, um an der Rad-Demo teilzunehmen. Der Nachwuchs sitzt entspannt im Lastenrad und wartet auf den Start. "Ich finde es viel sinnvoller, Geld für Radwege auszugeben als für eine Autobahn", sagt sie. Ein Auto besitze sie gar nicht.
"Deutschland muss sich entscheiden, wie es sich zum Klimawandel positioniert", sagt Sarina Haushofer. Sie zielt mit ihrer Aussage auf die baldige Bundestagswahl ab. "Es geht nicht darum, ob wir uns zum 1,5-Grad-Ziel bekennen und wie wir dieses erreichen, sondern dass wir uns dieses Ziel setzen." Kritik übt sie sogleich an den Wahlprogrammen der großen Parteien, die ihrer Meinung nach keinen wirklichen Plan haben, um die Klimaziele zu erreichen.
Protest gegen Ausbau des Frankenschnellwegs
Gleichzeitig wollte die Demo auch die Verkehrswende in den Fokus rücken und gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs demonstrieren, indem die ursprüngliche Route über die Autobahn führen sollte. Doch dieses Ansinnen wurde von der Stadt Nürnberg abgelehnt. Auch die Verwaltungsgerichte in Ansbach und München folgten dieser Linie - für die Demonstranten "völlig unverständlich", so die 16-Jährige.
Bettina Klose von Extinction Rebellion wird noch konkreter und sagt, sie und die Aktivisten fühlten sich von der Stadt als Blockierer des kompletten Verkehrs hingestellt. Denn die Ausweichroute würde noch mehr Autofahrern den Spaß verderben, da sie im Gegensatz zur Autobahn nicht kreuzungsfrei sei.
Rad-Demo: Bessere Radwege und Klimaschutz gefordert
Das Nürnberger Ordnungsamt gesteht den Demonstranten aber zu, ein Teilstück der A73 zwischen der Rothenburger Straße und der Jansenbrücke zu befahren, woran sich auch alle brav halten und schließlich die Autobahn verlassen, um über den Nordwestring zur Erlanger Straße und von dort zum Ziel in Erlangen zu gelangen. "Ich wäre gerne noch länger auf der Autobahn gefahren. Das war schön", sagt Sebastian Böhm von der Nürnberger "Fridays for Future"-Ortsgruppe, der die Tour nach Erlangen begleitet hat und sie als friedlich erlebt hat. Auch die Polizei berichtet von einem störungsfreien Ablauf, wie er auch erwartet wurde, so ein Sprecher.
Unterstützt wird die Aktion OKNB an diesem Tag auch von den "Omas for Future", die zu derselben Zeit eine Art Staffellauf auf sechs Routen von München nach Berlin geplant und in den vergangenen Monaten Klimabänder gesammelt haben, die nun in die Hauptstadt transportiert werden. "Wir haben zehn Kilogramm Klimabänder aus München, Ingolstadt, Augsburg und weiteren Städten dabei und bringen sie nach Würzburg. Dort gehen sie mit weiteren auf die nächste Etappe", berichtet Anke Maubach. "Es hat sich angeboten, dass wir die Strecke mit der Demo mitfahren", ergänzt Sandra Nausner. "Am 11. September soll eine Sternfahrt zum Festival der Zukunft stattfinden, wo wir unsere Bänder aufhängen. Sie sollen ein Zeichen an die Politik sein, dass sehr vielen Menschen der Klimaschutz wichtig ist."
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