Die Uhr tickt: Massenweise fränkischem Bier droht der Gully

10.2.2021, 14:43 Uhr
Die Keller in den Gaststätten der Region sind voll mit Bier - nur getrunken wird es nicht. 

© Andreas Hub, NN Die Keller in den Gaststätten der Region sind voll mit Bier - nur getrunken wird es nicht. 

Der März wird zum Schicksalsmonat für das fränkische Fassbier. Was etwas pathetisch klingt, ist für die Brauer bitterer Ernst. Seit drei Monaten sind Restaurants geschlossen, der Absatz ist eingebrochen, in den Gaststätten lagern Tausende Fässer, die mit jedem Tag an Geschmack verlieren. "Bier ist ein Naturprodukt, das frisch am besten ist", sagt Stefan Stang. Er ist Hauptgeschäftsführer des Verbandes private Brauereien, der allein in Bayern Hunderte Betriebe vertritt. Spätestens im kommenden Monat sind mehrere Tausend Hektoliter reif für den Abfluss. "Es nicht sauer, nicht trüb, nicht verdorben", sagt Stang. Aber eben auch nicht mehr qualitativ hochwertig. Schlechtes Bier ist imageschädigend, gerade in Franken. "Wenn das meine Kneipe wäre, würde ich es austauschen."


Kaum Beihilfen: Brauer stecken im historischen Bier-Tief


Jedes drittes Bier in Bayern wird in Gaststätten und auf Volksfesten verkauft, schätzen Branchenverbände. Die Maß lebt von der Geselligkeit, die soziale Distanz ist ihr schleichender Tod. Besonders in Franken liefern viele Brauereien an die Kneipen und Restaurants in direkter Umgebung. "Je kleiner der Betrieb ist, desto größer ist der Gastro-Absatz", sagt Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes. Auch er rechnet damit, dass massenweise Bier vernichtet werden muss. "Wie viel das ist, lässt sich überhaupt nicht sagen." Stang vom Verband private Brauereien schätzt, dass mindestens jeder zweite Betrieb Liter um Liter wegkippen muss. Und mit jedem Tag Lockdown werden es mehr werden.