Ein Wolf geht in Franken um: Schäfer sind alarmiert

24.5.2016, 06:00 Uhr
Die Schäfer im Nürnberger Land sind in Sorge, seit ein Wolf in Güntherstal ein Schaf gerissen und eines verletzt hat.

© Dominik Heinz Die Schäfer im Nürnberger Land sind in Sorge, seit ein Wolf in Güntherstal ein Schaf gerissen und eines verletzt hat.

"Kein Geld der Welt kann mir den Verlust ersetzen!", sagt Margit Röhricht resigniert. Die Schafhalterin aus Güntherstal (Kreis Nürnberger Land) wurde vergangenen Freitag vom Landesamt für Umwelt (LfU) darüber informiert, dass ein Kamerunschaf aus ihrer Herde Ende April definitiv von einem Wolf gerissen wurde. Das habe ein DNA-Test zweifelsfrei ergeben. Das LfU will die Schäferin nun mit Mitteln aus dem sogenannten "Ausgleichsfonds Große Beutegreifer" entschädigen.

Doch der steht der Kopf grad woanders: "Wir haben die verbleibenden 29 Tiere zu einem Schäfer bei Betzenstein geschafft, der über Schutzhunde verfügt und ständig bei der Herde ist", sagt Röhricht. Stallhaltung über Nacht, wie von den Behörden vorgeschlagen, lehnt die Schäferin ab: "Zum einen wird es in einem Stall vor allem im Sommer viel zu heiß, zum anderen haben wir ja Auflagen vom Umweltschutz, einen solchen Stall immer wieder umzuziehen."

Auch die im Maßnahmenkatalog beschriebenen Elektrozäune überzeugen die Schäferin nicht. Die Anschaffung von Schutzhunden ist für ihre Hobbyhaltung ungeeignet.

Furcht vor noch mehr Wölfen

Die einzige Möglichkeit scheint deshalb derzeit, die Haltung vollständig aufzugeben. "Wir haben hin und her überlegt, aber uns fällt grade keine andere Lösung mehr ein", sagt Röhricht mit Blick auf die Zukunft. "Es werden noch mehr Wölfe auftauchen", ist sie überzeugt. "Auch Wölfe vermehren sich – und sie haben hierzulande keinen natürlichen Feind mehr."

Auch Herbert Rupp, Schäfer mit rund 350 Schafen aus Schrotsdorf bei Offenhausen ist von der Nachricht des Wolfsrisses wenig angetan. Dennoch beschwört der 2. Vorsitzende der Schafhaltervereinigung im Nürnberger Land seine Schäferkollegen, Ruhe zu bewahren: "Es hängt jetzt sehr viel davon ab, wohin dieser einzelne Wolf weiterzieht." Es gelte die Situation genau im Blick zu behalten. Bleibt es beim durchziehenden Individuum? Oder findet das Tier einen Partner, wird sesshaft und bekommt Nachwuchs?

Eben diese Situation ist auch aus Sicht der Naturschützer nach wie vor nicht befriedigend geregelt, wie Wolfsexperte Christian Hierneis vom Bund Naturschutz in Bayern (BN) erläuterte: Die Stufen zwei und drei des sogenannten Managementplans Wolf seien seit Jahren aufgrund von unvereinbarer Positionen der beteiligten Verbände nicht umsetzbar. Und auch die beiden zuständigen Ministerien – Umweltministerium und Landwirtschaftsministerium – zeigen laut Hierneis wenig Engagement, an der Situation etwas zu ändern.

Schäfer Rupp will nun die Verbandskollegen im Landkreis in Abstimmung mit dem Vorstand zu einer Versammlung zusammenrufen, um sich einen Überblick über die Stimmungslage zu verschaffen – und Strategien zu diskutieren.

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