Attila Kardos hat beim HC Erlangen viel vor
13.9.2019, 18:00 UhrErst im Januar können sich Attila und Ulrike Kardos wieder sehen. Beide waren ein Trainer-Team, Chef und Assistent, Video-Analyst, Ratgeber, Mentor. Vor allem waren sie Ehefrau und Ehemann. Jetzt trainieren beide verschiedene Mannschaften. "Weil wir immer parallel Spieltag haben, können wir die Spiele des anderen jeweils nicht sehen. Bis Januar!" Ulrike Kardos coacht die Handballerinnen des TV 1861 Bruck. Ihr Mann ist jetzt ebenfalls in Erlangen aktiv, beim HCE hat der 52-Jährige als Nachfolger von Elmar Ehrich das Frauen-Team übernommen.
Talente für eine Karriere in der Nationalmannschaft
Selbst hat Atilla Kardos in der Schweiz hochklassig Handball gespielt, er kommt aus Südbaden. Zum Studieren zog er 1989 nach Nürnberg, dort fand der Torwart keinen geeigneten Platz in einem guten Verein, also begann er eine Trainerausbildung. "Der Bayerische Handball-Verband entdeckte mich, weil ich den B-Schein mit 1,0 abgeschlossen habe." Kardos wurde Auswahltrainer, er kümmert sich seit 16 Jahren um die besten jungen Handballerinnen Bayerns. Im Bestfall bereitet er sie auf eine Karriere in der Nationalmannschaft vor.
Eine Männer-Mannschaft hat Kardos noch nie trainiert. Unter anderem in Berching, Winkelhaid und bei der HG Zirndorf coachte er Damen-Teams, zuletzt zusammen mit seiner Frau Uli. Ihnen gelang der Aufstieg in die dritte Liga. Nun sollte eigentlich seine Frau als Trainerin durchstarten. "Ich habe gedacht, ich begleite das vom Sofa und der Tribüne aus", sagt Atilla Kardos. "Eigentlich hatte ich nicht mehr vor, Vereinstrainer zu werden." Die Anfrage vom HCE kam überraschend, auch wenn es erste Kontakte mit Elmar Ehrich schon im Vorjahr gegeben hatte.
Damals ging es noch um den Ausbau der weiblichen Jugend. Nun war der Job als Damen-Trainer zu haben. "Mich hat überzeugt, dass ich gute Perspektiven im Verein sehe. Mir wurde signalisiert, dass die Frauen hier nicht nur ein Anhängsel sind." Auch die gute Jugendarbeit lobt der Coach, einige Spielerinnen kennt er aus seinen Auswahl-Mannschaften. "Und das Damen-Team ist sehr leistungsstark."
Im Sommer aber haben zwei Leistungsträgerinnen den HC Erlangen Richtung zweite Liga verlassen. Anika Bissel spielt für Herrenberg, Cara Reuthal bei den Kurpfalz Bären. "Früher hat man sich als Außenstehender immer gewundert, warum es für Erlangen nicht für Platz eins oder zwei reicht", sagt Kardos. "Jetzt reicht es aber nicht für ganz vorne."
Die Abgänge müsse seine Mannschaft erst kompensieren, auch werden Spielerinnen und Trainer Zeit brauchen, sich aufeinander abzustimmen. "Ich bin aber auch nicht gekommen, um jedes Jahr nur Dritter zu werden."
"Bedingt optimistisch" geht es in die neue Saison
Locker und "bedingt optimistisch" geht der neue Coach in seiner erste Saison. Zumindest kann er auf einen großen Kader zurückgreifen, einige Spielerinnen sind dem HCE quasi zugeflogen, weil sie nach Erlangen gezogen sind. Neu dabei sind Marion Weick, die erst 19-jährige Sara Ohsam, Rückkehrerin Alina Erdmann, Viktoria Birner und Verena Taenzler. Aus der A-Jugend sollen ebenfalls Spielerinnen aufrücken.
"Quantitativ haben wie die Abgänge mehr als nur kompensiert. Doch wir müssen sie auch qualitativ auffangen." Das Team wird ein paar Spiele brauchen, um sich taktisch aufeinander abzustimmen. Die Runde beginnt mit zwei Auswärtsspielen, am Samstag bei der HSG Fichtelgebirge und die Woche drauf in Ebersberg. Für die Familie Kardos steht damit eine harte Zeit an. "Wir sehen uns kaum, arbeiten beide Vollzeit und machen das Coachen nebenbei." Samstag ist Spieltag. Sonntag aber hat das Paar Zeit für sich.
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