Coole Professorin der FAU begeistert für Anatomie
24.5.2019, 11:00 UhrProf. Stefanie Kürtens Forschungsschwerpunkt ist die Immunologie, insbesondere Multiple Sklerose. Aber auch die Lehre liegt ihr sehr am Herzen. Am Samstag, 25. Mai, 11.15 Uhr, wird sie ihre Antrittsvorlesung in der Aula im Schloss der FAU halten. Das Thema: "Von Mäusen und Menschen. Welche Berechtigung hat die Anatomie in der heutigen Zeit?".
"Manche denken: die alte verstaubte Anatomie", sagt Stefanie Kürten selbst. Und in der Tat: Die Anatomie — neben Biochemie und Physiologie eines der Basisfächer der Medizin — beziehungsweise anatomische Studien haben eine lange Geschichte.
Trotzdem finden Studierende, dass Stefanie Kürten "cool" ist. Cool? Auf jeden Fall hat sie Humor. Auf der Webseite der FAU ein erster Hinweis: Unter "Institutsleitung" stehen zwei Namen: "Prof. Dr. Stefanie Kürten" und "Buddy". Wer Letzteren anklickt, blickt auf einen kleinen weißen Hund. Seine Funktion? "Special Forces".
Hund Buddy hat vor sieben Jahren eine Tierschutzorganisation als ein Häufchen Elend von Griechenland nach Deutschland gebracht. Zwischen ihnen sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagt Stefanie Kürten.
Kürten war in der ARD-Quizsendung "Ich weiß alles"
Alle hatten ihr geraten, dass ein Hund mit ihrem sehr zeitintensiven Beruf nicht zu vereinbaren sei. Damals war sie noch in Köln, dort hatte sie sich habilitiert und arbeitete als Privatdozentin. Sie überlegte, für ein paar Jahre an eine Universität in die USA zu gehen, wo sie bereits einige Studiensemester gewesen war — was aber nicht geschah, denn dann ereilte sie der Ruf einer Professur in Würzburg. Mit 29 Jahren war sie die jüngste Professorin an der Universität. An ihrer Seite: Buddy.
Ein paar Jahre später ist sie Institutsdirektorin und Lehrstuhlinhaberin in Erlangen. In ihrer Antrittsvorlesung, kündigt sie an, werde sie — auch für Laien verständlich — erzählen, "wie das Fach entstanden ist, was wir heute machen, warum Anatomie immer noch für die Klinik und die Ausbildung der Mediziner wichtig ist, und auch, dass die Forschung einen hohen Stellenwert bei uns hat."
Im April trat Stefanie Kürten in der ARD-Quizsendung "Ich weiß alles" auf. Der kurze Filmclip, mit dem sie angekündigt wurde, ist heute noch im Internet zu finden: Stefanie Kürten und ihre Bilderbuchkarriere, von der Note 1 im Abitur, über das Medizinstudium mit Station an der renommierten Stanford University in den USA bis hin zur frühen Professur. Aber auch: Stefanie Kürten im Faschingskostüm und als DJane.
"Mein Vorvorgänger Prof. Rohen, der aus Mainz stammte, hat vor vielen Jahren in Erlangen den Anatomiefasching auf die Beine gestellt. Der war legendär. Und als ich kam, wurde ich gefragt: Du kommst doch aus Köln, wollen wir das nicht aufleben lassen?".
Sie wollte. Die erste Anatomie-Faschingsparty stieg letztes Jahr im Club John Doe. Das kam gut an, dieses Jahr wurde die schon etwas größere Party unter dem Motto "Out of Space" ins E-Werk gelegt, beide Male legte Stefanie Kürten als DJane auf, "das ist eines meiner Hobbys".
Hier werden Leichen seziert
Bei aller Coolness: Leistung verlangt Stefanie Kürten ihren Studentinnen und Studenten trotzdem ab. Dazu gehört auch, dass diese — wie es seit jeher an den deutschen Universitäten gang und gäbe ist — am Anfang des Medizinstudiums an einem Präparierkurs teilnehmen. Hier werden Leichen seziert, im Fach spricht man von Körperspendern. Auch wenn mittlerweile die Digitalisierung ermöglichen würde, all dies an den Computer zu verlagern.
Auch bei einigen anderen Dingen hält sie es lieber mit der Tradition. "Manche Dozenten nehmen ihre Vorlesungen komplett auf Video auf und laden sie dann im Internet hoch. Das mache ich nicht." Sie würde sich unwohl fühlen, wenn immer eine Kamera auf sie gerichtet wäre, sagt sie. "Und man traut sich dann ja auch nicht, den einen oder anderen Witz zu machen."
Außerdem "hätte ich Bedenken, dass zu meiner Vorlesung morgens um 8 Uhr gleich nicht mehr so viele Studenten kommen. Das sollen sie aber. Das ist doch die Gelegenheit, bei der man Kontakt mit den Kollegen hat und wo man Fragen klären kann". Wie die Dinge momentan stehen, muss sie sich darüber keine Sorgen machen. "Jetzt ist der Hörsaal immer rappelvoll", gibt sie zu. "Ich glaube, dass ist für die Studenten auch ein soziales Event."
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