Corona lähmt in Erlangen das Braugewerbe

27.3.2020, 19:08 Uhr
Corona lähmt in Erlangen das Braugewerbe

© Harald Sippel

Auf dem Entlas-Keller verschanzt sich Kellerwirt und Brauer Vincenz Schiller – er ist der Sohn des langjährigen Kellerwirts Fritz Engelhardt und somit dessen Nachfolger – hinter einer trotzigen Grundhaltung: "Ich bin weiter zuversichtlich, dass die Bergkirchweih stattfinden wird, dass wir die Corona-Krise rechtzeitig hinter uns lassen können." Zwar liege der Großteil des Bieres bereits im Keller – aber dessen Haltbarkeit stelle bei der heutigen modernen Kellertechnik noch das geringste Problem dar. Dies betreffe auch den Bamberger Partner, den Brauer und Bierlieferanten Mahrs-Bräu, der auch für die Bergkirchweih 2020 ausgeschenkt werden soll(te).


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"Bei uns laufen die Vorbereitungen für die Bergkirchweih ganz normal weiter", so Vincenz Schiller, "für die Biergartensaison müssen wir diese Arbeiten an unseren Anlagen sowieso vornehmen." Ärgerlich sei allerdings, dass der Termin der Eröffnung der Biergarten-Saison am 1. April infrage stehe, "aber durch eine lange Kälteperiode könnte sich dieser Termin auch ganz "natürlich" verschieben. Wirtschaftlich werde sich der Schaden vorerst in Grenzen halten – "wir sind ja ein Familienbetrieb mit einer schlanken Mannschaft".

Die anhaltende Corona-Epidemie stellt also auch jene Gewerbe vor große Probleme, von denen sich viele Virus- und Quarantäne-Geplagten gerne etwas Trost und Entlastung erhoffen würden: Das Gastgewerbe und die Brauereien. Vor allem das drohende Aus für die eigentlich am 28. Mai beginnende Bergkirchweih treibt Brauern und Kellerwirten die Sorgenfalten auf die Stirn.

Relativ unbeeindruckt zeigt sich die Kulmbacher Brauerei, die den "Entlas" mit dem traditionellen Kitzmann-Bier beliefert. Das Bier sei natürlich längst eingebraut, "aber unabhängig davon, ob die Bergkirchweih vor dem Hintergrund der Coronakrise stattfinden kann oder nicht, wird es das Kirchweihbier ab Ende des Monats im gut sortierten Getränkehandel als Flaschenbier geben."

Da muss sich Christoph Gewalt schon ein wenig mehr Sorgen machen. Durch den Ganzjahresbetrieb auch der Hausgastronomie in der Brauerei Steinbach in der Vierzigmannstraße gibt es für fünf angestellte Servicekräfte feste Verpflichtungen, und in der Brauerei müssen vier Brauer und ein Auszubildender beschäftigt werden. "Die Keller sind voll", sagt Christoph Gewalt, "brauen macht derzeit wenig Sinn. Wir beschäftigen uns mit Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten."


Wappentier der Brauerei Steinbach: Störche haben zwei Eier im Nest


Zwar sei das Bergbier bereits eingelagert, aber es sei ja noch Starkbierzeit – "unser Fastenbock ist derzeit neben unserem Storchenbier und dem Weizen noch im Ausschank." Für Selbstabholer ist der Zapfhahn von Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr geöffnet, samstags nur von 9 bis 13 Uhr – Fässchen inklusive.

Was die Bergkirchweih angeht, ist der Brau-Herr allerdings weniger optimistisch als sein Kollege vom Entlas-Keller: "Zumindest derzeit kann ich mir nicht vorstellen, dass bei einem Vorlauf von vier bis fünf Wochen der Termin gehalten werden kann." Dafür plant Christoph Gewalt über den Termin hinaus: "Falls die Kirchweih ausfällt, müssen wir uns – am besten möglichst viele Kellerwirte – Gedanken über eine alternative Veranstaltung machen." Als ob er die Entwicklung geahnt hätte, hat die Brauerei als Nachfolgetrunk für den Fastenbock ein Schwarz(seher)-Bier gebraut: die "Schwarze Natscha", so der Name, muss aber noch warten.

Zwar kein Bergkirchweih-Teilnehmer, dafür aber von der aktuellen Krise besonders hart getroffen, ist Christoph Oberle von der gleichnamigen "Fischerei" in Kosbach. Seit zwei Jahren ist das Restaurant auch Brauerei – Sohn Peter hatte die Initiative des Vaters aufgegriffen und braut seit 2018 drei bis vier Sorten, die im eigenen Betrieb ausgeschenkt werden oder als Mitnahmebier über den Tresen gehen. Wenigstens das ist noch möglich. Nach Anruf und Absprache ist der Bierverkauf ohne Einschränkungen möglich, frische Fische gibt es freitags und samstags von 10 bis 19 Uhr, der Fischverkauf an die Gastronomie hingegen ist erst einmal zum Erliegen gekommen.

Angemessen reagieren

Und, so klagt Christoph Oberle, auch der Verkauf der sogenannten Satzfische – also Fischer für Vereine und Private – für die eigene Aufzucht "ist praktisch Null, da die Vereine ihre Tätigkeit eingestellt haben." Einziger Lichtblick: Das Hoffest vom 17. bis 19. Juli ist zeitlich so weit entfernt, dass bis dahin alle Einschränkungen aufgehoben sein könnten.

Aus der Chefetage der Nürnberger Tucher Brauerei – zu ihr gehören die meisten Keller auf der Erlanger Bergkirchweih – kommen derzeit Sätze, die sehr staatsmännisch klingen: "Im Moment leben wir alle in einer dynamischen Lage, für die es keine ,Blaupause‘ gibt: Wir müssen schnell und angemessen auf die sich rasant verändernde Situation reagieren."


Podcast: Corona-Krise trifft Nachtleben und Bergkirchweih


Was aber schon jetzt klar sein dürfte: "Wenn über Wochen oder gar Monate zahlreiche Veranstaltungen, Feste und Events storniert werden und wenn Menschen nicht mehr ausgehen, muss das zwangsläufig massive Auswirkungen auf alle Lieferanten im Außer-Haus-Markt und damit auch den Absatz der Brau- und Getränkewirtschaft haben, die sich noch nicht beziffern lassen."

Man spüre die Auswirkungen der Epidemie im Veranstaltungs- und Gastronomiebereich bereits sehr deutlich – und wolle den Partnern "im Rahmen der Möglichkeiten helfen – und sei es mit Beratung und Unterstützung mit Blick auf staatliche Hilfs- und Überbrückungsangebote."

Und: "Allerdings bitten wir auch um Verständnis, dass es für fixe Aussagen zu diesem Thema derzeit viel zu früh ist."

Hier gibt´s alles rund um die Erlanger Bergkirchweih


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