Frust ist groß: Fitnessstudio, Pilates und Bouldern bleiben verboten
7.5.2020, 06:00 UhrIrgendwie haben sich alle mit der Situation arrangiert. Für eine gewisse Zeit ging es auch ohne Sport-Kurse im Fitnessstudio, ohne Yoga oder ohne Klettern. So langsam aber würde man schon gerne wieder mehr machen als Joggen, dazu die Rückenschmerzen, die schlimmer werden, oder die Unausgeglichenheit. Sport ist nicht nur Spaß, sondern immens wichtig für die Gesundheit.
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Deshalb werden viele gehofft haben, dass nicht nur ihr Friseur, sondern auch ihr Fitnessstudio wieder öffnen darf. Und die Betreiber haben das natürlich auch gehofft. Sie schnüren Hygienekonzepte und schmieden Corona-Pläne, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Das, meint Markus Giegold, Betreiber der Fitnesskette "Fit Star", sei ihm und seinen Kollegen auch gelungen. Eine Studie der TU München empfiehlt sogar die Wiedereröffnung. "Die Studie zeigt: Bei uns kann man sicher trainieren", sagt Giegold. "Unser Konzept haben wir längst eingereicht, dann kam das Ergebnis der Studie", der Betreiber rechnete fest damit, dass für ihn der Lockdown vorbei ist.
Doch als er hörte, was Ministerpräsident Markus Söder verkündete, "war das eine große negative Überraschung". Training im Breiten- und Freizeitsport soll unter freiem Himmel unter Bedingungen erlaubt sein. "Zu den Studios gab es keinen Kommentar, keine Bedingungen, keinen Ausblick", sagt Giegold. Dabei seien Fitnessstudios wichtig für die Gesellschaft. Der Sport hält Menschen gesund.
Auch für Vera Uckert ist die Gesundheit ihrer Kunden das wichtigste Argument. Sie betreibt ein kleines Pilatesstudio in Neunkirchen am Brand. Seit Mitte März fehlen ihr jeglichen Einnahmen, "durch die Soforthilfe kann ich die Miete bezahlen", sagt die 60-Jährige. Über die Video-Plattform Zoom bietet sie Onlinekurse an. "Das wird von 40 Prozent meiner Kunden auch gut genutzt." Doch das Pilates- und Yoga-Programm vor Ort ersetzt es natürlich nicht.
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Uckert ist überzeugt, dass sie ein geeignetes Sicherheitskonzept für ihr Studio "Balance Pilates Neunkirchen" vorlegen kann, mit kleinen Gruppen, genügend Abstand und besonderen Hygienemaßnahmen. "Ähnlich wie Friseure könnte es für uns eine Erlaubnis unter strengen Auflagen geben", sagt sie. "Doch das wird gar nicht in Betracht gezogen." Ebenso gehe es der Kampfsport- oder der Tanzschule im Ort.
"Uns wäre geholfen, wenn wir eine Perspektive hätten", sagt Uckert. Pilates stärkt die inneren Muskeln, verbessert die Haltung, macht selbstbewusster. "Wir tun ganz praktisch etwas für die Gesundheit aller." Diskutiert aber werde nur über Profi-Fußball.
Simon Brünner von den Blockhelden stört die Diskussion ebenfalls. Doch er hatte nicht darauf gehofft, dass seine Boulderhalle unter strengen Bedingungen öffnen darf. Es hätte höhere Kosten und weniger Einnahmen bedeutet. Das, sagt Brünner, können sich Unternehmen auf Dauer nicht leisten. Auch die Boulderhalle wäre nicht wirtschaftlich, wenn nur die Hälfte der Kunden hinein dürften. "Wir hatten Angst vor Auflagen, die fernab der Realität sind."
Trotzdem meint Brünner, dass Sportstätten im Vergleich zur Gastronomie früher öffnen sollten. "Wir sind ein Mehrwert für die Gesellschaft und unsere Kunden gehören nicht zur Risikogruppe." Enttäuscht ist Brünner, dass die Politiker nicht zugeben, was passiere: "Es drohen Insolvenzen. Ganz viele werden nicht mehr aufmachen." Für die Blockhelden gelte das nur wegen der treuen Mitglieder nicht.
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