Verschärfte Corona-Regeln: Unmut im Kreis Forchheim wächst
13.4.2021, 17:10 UhrBei Kitas wird nur eine Notbetreuung wird angeboten, in den Schulen dürfen nur die Abschlussklassen in den Präsenzunterricht. Alle Regelungen bei Kitas und Schulen im Überblick. Auch für das öffentliche Leben gelten nach drei Tagen mit Inzidenzwerten über 100 wieder Einschränkungen.
Vor allem bei Eltern von Schul- und Kitakindern stößt die Regelung des Landratsamtes auf Unverständnis. Zum einen, weil sich seit Montag die Schülerinnen und Schüler in allen Schulen des Landkreises zwei Mal pro Woche auf Corona testen lassen müssen. Viele Eltern gehen damit von einer größeren Sicherheit in den Schulen aus und weisen darauf hin, dass bislang keine positiven Fälle bei den ersten Tests am Montag bekannt geworden sind.
Unmut herrscht zum anderen, weil die bayernweite Regelung eigentlich besagt, dass immer freitags entschieden wird, ob in der gesamten Folgewoche Kitas und Schulen geöffnet sind. Durch die zwischenzeitliche Neuregelungen mussten Eltern jetzt alles neu organisieren.
Dementsprechend viele haben sich gestern im Landratsamt beschwert.
Landrat Hermann Ulm bittet um Verständnis. „Ich habe selbst drei Kinder, zwei in der Schule, eines im Kindergarten, und weiß, dass es eine schwierige Situation ist“, erklärt er. Nach drei Tagen mit Inzidenzwerten um 110 habe es keine andere Wahl gegeben, als „zum jetzigen Zeitpunkt nachzujustieren“. Wenngleich für Eltern belastend, sei das rein rechtlich möglich.
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In der offiziellen Allgemeinverfügung erläutert der zuständige Abteilungsleiter Frithjof Dier die Beweggründe, die die Verantwortlichen zu dieser Entscheidung geführt haben. Letztlich haben neben dem Ansteigen des Inzidenzwertes weitere Punkte für die sofortige Umsetzung gesprochen: Das Risiko, dass sich Corona durch prä- oder asymptomatische Fälle in Schulen und Kindertagesstätten verbreite, steige mit dem regionalen Infektionsgeschehen deutlich an.
Will heißen: Je mehr Infektionen im Landkreis, desto höher die Gefahr, dass sich das Virus auch in den Einrichtungen ausbreitet. Darüber hinaus werde das Risiko einer Ansteckung durch die auch im Landkreis nachgewiesene, hoch ansteckende Mutation B.1.1.7 zusätzlich erhöht. Laut Gesundheitsamt sei ein erheblicher Anteil der Corona-Infektionen im Landkreis auf eine Virusmutation zurückzuführen.
Hinzu komme, dass die Zahlen des Robert-Koch-Instituts wegen der Osterfeiertage nicht absolut aufschlussreich gewesen seien. Weniger Personen hätten in den Ferien einen Arzt aufgesucht, demzufolge seien weniger Tests erfolgt.
Es galt abzuwägen zwischen dem Recht der Kinder und Jugendlichen auf Schul- und Kindertagesstättenbesuch und dem Gesundheitsschutz der betroffenen Schüler/innen und Kindertageskindern, aber auch der Lehrkräfte und Erzieher/innen. „Aus Sicht des Landratsamtes sei dem Schutz der Gesundheit der Vorrang zu geben“, heißt es in der Allgemeinverfügung. Am Freitag soll die Situation neu bewertet werden. Dann soll es für die kommende Woche Planungssicherheit für Eltern geben.
Doch ist das nicht die einzige Neuerung, die zum Mittwoch,14. April, in Kraft tritt. Nach drei Tagen mit Inzidenzwerten über 100 greift auch wieder die Notbremse. Und für die gilt seit Montag, dass man bei Click & Meet im lokalen Einzelhandel ein negatives Testergebnis mitbringen muss.
Für Dietmar Tröster, der mit seiner Frau Birgit den S.Oliver-Laden in der Forchheimer Hauptstraße führt, ein Unding. „Das ist für uns der Todesstoß“, sagt er – denn er glaubt nicht, dass die Kunden sich testen lassen, nur um Shoppen zu gehen. Zumal es in der Forchheimer Innenstadt kein Testzentrum gebe. „Sie glauben doch nicht, dass ein Kunde, den ich zum Testen in die Ruhalmstraße oder in die Apotheke am Pilatuscampus in Hausen schicke, danach wieder kommt“, sagt er und meint: Es würde nur funktionieren, wenn man sich in der Hauptstraße direkt testen lassen könne. Der leerstehende Laden des früheren Blumen Betz direkt gegenüber sei ideal dafür. „Aber im Landratsamt sieht man die Notwendigkeit dafür nicht“, moniert der Geschäftsmann.
Dabei seien die Umsätze durch Click & Meet in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen. „Natürlich fehlt uns die Laufkundschaft, aber diejenigen, die zu uns kommen, kaufen mehr ein.“ Man merke daran, dass die Kunden Verständnis für den örtlichen Einzelhandel haben. Doch mit der Testpflicht befürchtet er, könne sich das Blatt wieder wenden.
Auch Jutta Freitag, Inhaberin des Teppich- und Design-Geschäftes Pasang in der Nürnberger Straße, befürchtet, dass sich die Laufkundschaft mit den neuerlichen Verschärfungen wieder deutlich reduzieren werde. Daher hat sie in den letzten Wochen alles daran gesetzt, ihren Online- und Instagram-Shop zu eröffnen. Das hat sie nun geschafft – fast zeitgleich mit der Nachricht, dass die Schulen wieder schließen.
Als Mutter von drei Schulkindern könne sie jetzt ihren Laden gar nicht regulär öffnen. „Ich habe kein Personal und stehe immer selbst im Laden“, erklärt sie und ist entsprechend erleichtert, dass sie nun den Onlineshop hat. Am meisten stört sie jedoch, dass sie nicht planen könne. Sowohl als Geschäftsfrau als auch als Mutter nicht. „Eine Woche Planbarkeit, das wäre ein echter Gewinn“, sagt sie. Ein kurzer, aber harter Lockdown wäre für sie die beste Lösung. „Danach kann hoffentlich eine Zeit lang alles planbarer und offener laufen.“
JANA SCHNEEBER
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