110 Jahre Ronhof: Die feierliche Eröffnung des Sportparks
16.4.2020, 05:00 UhrFür die damals ausnahmslos ehrenamtlich engagierten Verantwortlichen um den ersten Vorstand Heinz Ludwig Kraus, Fürths Baurat, brachte dieses halbe Jahr sehr viel Arbeit mit sich. Neben all dem, was rund um den Bau des Ronhofs abgeklärt werden musste – im Juli wurde zum Beispiel noch ein kleines Grundstück dazugekauft, um das Gelände abzurunden – galt es, den Spielbetrieb der ersten Mannschaft zu betreuen. Immerhin hatten sich die Kleeblättler für die Endrunde des "Ostkreises" qualifiziert und gingen in eine Viererrunde mit den besten bayerischen Mannschaften, dem 1. FC Nürnberg, dem MTV München und dem FC Bayern.
110 Jahre Ronhof - Folge 2: Der Baubeginn des Sportparks
Im Rahmen dieser in Hin- und Rückspielen ausgetragenen Serie waren die drei Heimspiele die letzten Pflichtpartien, die auf dem vereinseigenen Platz an der Vacher Straße ausgetragen wurden. Der sportliche Erfolg blieb allerdings aus: Bis auf ein 2:2-Remis beim MTV München setzte es in dieser bayerischen Endrunde ausnahmslos Niederlagen, weshalb sich die Fürther den Frühling und Sommer mit Freundschaftsspielen vertreiben musste.
So kam es, dass das letzte Spiel der ersten Mannschaft an der Vacher Straße ein 1:2 verlorenes Freundschaftstreffen mit den Sportfreunden Stuttgart am 12. August 1910 war. Sehnlichst erwarteten Aktive wie Verantwortliche nun den neuen Sportpark. Nicht zuletzt, da man sich durch deutlich höhere Einnahmen auch die Möglichkeit erhoffte, die Mannschaft besser aufzustellen.
Um der Bedeutung des Ereignisses gerecht zu werden, griffen die Organisatoren des Eröffnungstages ins oberste Regal. Von angeblicher fränkischer Bescheidenheit war bei den Fürthern damals wenig zu spüren: Man verpflichtete keinen geringeren als den amtierenden Deutschen Meister Karlsruher FV.
Fast 10.000 Zuschauer
Bei einem Fußballspiel alleine wollte man es aber nicht bewenden lassen. Man begann mit einem gemeinsamen Mittagessen im Vereinslokal Langmann und begab sich dann zum neuen Sportgelände. Das war schon kurz nach der Mittagszeit gefüllt mit erwartungsfrohen Menschen. Die wurden zunächst unterhalten von der – auf diese Feststellung legten die Organisatoren Wert – "vollständigen" Kapelle des Königlich Bayerischen 6. Feldartillerie-Regiments, unter "persönlicher Leitung" des Obermusikmeisters G. Lämmermann. Dieser und seine wackeren Musiker beschenkten das Publikum unter anderem passend zum Anlass mit der "Jubel-Ouvertüre" von Karl Maria von Weber. Aus welchem Anlass die Kapelle in der Pause das "Indianer-Ständchen" eines gewissen Leif Moret zum Besten gab, ist nicht vermerkt.
Kurz vor dem Spiel ergriff Baurat Kraus das Wort. Er sprach von einer überwältigenden Bedeutung des Tages für den Verein, aber auch für "die ganze Fußballbewegung in unserer Stadt". Fast 10.000 Besucher hatten sich inzwischen eingefunden, und da man davon ausging, dass viele erstmals auf einem Fußballplatz waren, bot die "Festschrift zur Eröffnung des Sportplatzes am Ronhofer Weg, gegenüber dem Zentralfriedhof" praktischerweise eine "kurze Spielerläuterung": "Es stehen sich 2 Parteien von je 11 Spielern gegenüber.
Diese sind in 4 Abteilungen eingeteilt: Torwächter, 2 Verteidiger, 3 Läufer und 5 Stürmer." Es folgte eine Beschreibung der einzelnen Positionen und eine kleine Regelkunde. Auch der Sinn des Spiels wird erklärt: "Das Bestreben beider Parteien ist, den Ball möglichst vielmal durch das Tor zu bringen."
Kontakte zu Hirsch und Townley
So gewappnet, freuten sich die Besucher auf das Gastspiel des Meisters, das für die weitere Entwicklung des Fürther Fußballs von eminenter Bedeutung sein sollte. Zum einen wurde der Sportpark von den Zuschauern so geflutet, dass schon der erste Wettkampftag die Erkenntnis brachte, Tribüne und Ränge müssten wohl sehr zeitnah vergrößert werden.
Und zum zweiten befanden sich in den Reihen der Karlsruher zwei Persönlichkeiten, die die SpVgg in den folgenden Jahren entscheidend voranbringen sollten. Im Sturm des KFV lief ein gewisser Julius Hirsch auf, den die Festschrift folgendermaßen charakterisiert: ". . . linker Stürmer, 19 Jahre alt, besonders talentiert und gefährlich durch seine unvermuteten Schüsse; guter Dribbler". Der "gute Dribbler" hatte einen Gutteil seiner Fähigkeiten von einem Mann gelernt, der das Kleeblatt jahrzehntelang prägen sollte: Als Trainer zeichnete der Engländer William Townley verantwortlich für die Erfolge der Badener.
110 Jahre Ronhof - Folge 1: Als die Fürther ihr Stadion bekamen
Das Spiel selbst endete nach, so die zeitgenössischen Beobachter, hervorragenden Leistungen beider Seiten 2:2. Den Tag ließ man mit einem "Fest-Commers" im Geismannsaal ausklingen. Man muss davon ausgehen, dass nicht nur Lieder wie "O wonnevolles Fußballspiel, du schönstes Spiel der Jugend" gesungen wurden. Die Vereinsverantwortlichen knüpften auch erste Kontakte zu Hirsch und Townley.
Schon bald fand das gelungene Eröffnungsspiel seinen Nachhall: Pläne zur raschen Erweiterung des Hauptspielfeldes wurden geschmiedet, außerdem gab es Überlegungen, sich aus den Karlsruher Reihen zu verstärken. Baurat Kraus und seine Vorstandskollegen gingen schnell an die Arbeit – und so sollte der Sportpark Ronhof schon bald die beste deutsche Fußballmannschaft beherbergen.
Alle Folgen der Serie:
110 Jahre Ronhof - Folge 1: Als die Fürther ihr Stadion bekamen
110 Jahre Ronhof - Folge 2: Der Baubeginn des Sportparks
110 Jahre Ronhof - Folge 3: Die feierliche Eröffnung des Sportparks
110 Jahre Ronhof - Folge 4: Mit Townley erklomm Fürth die Spitze
110 Jahre Ronhof - Folge 5: Der Schock nach Fürths Meisterschaft
110 Jahre Ronhof - Folge 6: Nach dem Krieg im Aufwind
110 Jahre Ronhof - Folge 7: Der Verfall begann schleichend
110 Jahre Ronhof - Folge 8: Zukunft mit Flutlicht statt Pappeln
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