Bombenfund: Darum fehlte Fürth im Evakuierungsplan

20.2.2019, 11:50 Uhr
Zumindest in Fürth waren Anwohner irritiert: links der Evakuierungsplan der Stadt Nürnberg, rechts der der Stadt Fürth.

© FN Zumindest in Fürth waren Anwohner irritiert: links der Evakuierungsplan der Stadt Nürnberg, rechts der der Stadt Fürth.

Um 13.31 Uhr war Nürnberg soweit: Auf der Internetseite der Stadt war ab diesem Moment ein Übersichtsplan abzurufen. Wer fürchtete, seine Wohnung verlassen zu müssen, konnte sich hier, eingegrenzt von einer roten Linie, das genaue Evakuierungsgebiet ansehen.


Evakuierung und Entschärfung: Der Ticker zum Nachlesen.


Was etliche Menschen aus der Fürther Südstadt, die auf den Plan stießen, jedoch irritierte und verunsicherte: Die Zone endete an der Stadtgrenze, die rote Linie verlief exakt entlang der Höfener Straße – Fürth war demnach kein Teil der Evakuierungszone. "Kann das sein?", fragte etwa ein Leser, der besorgt in der FN-Redaktion anrief. "Wir in der Jakob-Wassermann-Straße sind doch ganz nah dran." Und der Radius sollte schließlich 1000 Meter um den Fundort betragen. Wenig später musste er tatsächlich seine Sachen packen.

Denn wie sich herausstellte, zeigte die Karte tatsächlich nur die Hälfte der gefährdeten Zone an – alle betroffenen Straßen auf Fürther Boden fehlten. Einen entsprechenden Hinweis suchte man zunächst vergeblich.

Stattdessen war der Nürnberger Plan bald auch auf der Facebook-Seite der Stadt Fürth zu finden. Eine komplette Übersicht folgte erst eine Stunde später.

Nachdenklich meldete sich der Leser noch einmal: "Was, wenn mal ein Chemie-Unfall an der Stadtgrenze passiert? Die einen wissen dann, dass sie fliehen sollen, die anderen erst mal nicht?" Warum habe es nicht gleich einen gemeinsamen Plan gegeben?

Von einer absoluten Ausnahmesituation sprechen die Verantwortlichen auf Fürther und Nürnberger Seite am Tag danach. Da war zum einen der enorme Zeitdruck: Manchmal kann die Entschärfung einer Bombe länger warten, die Evakuierung länger vorbereitet werden. Wegen des speziellen Zünders aber, eines womöglich beschädigten Säurezünders, bestand die Gefahr, dass die am Montag gefundene Fliegerbombe hochgehen könnte.

Die Anwohner sollten so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden. "Innerhalb von vier Stunden mussten wir alles auf die Beine stellen", sagt Fürths Ordnungsreferent Mathias Kreitinger. Er leitete die sogenannte "Führungsgruppe Katastrophenschutz" der Stadt Fürth, die mit dem Pendant auf Nürnberger Seite zusammenarbeitete. Damit es schneller ging, habe man auch darauf verzichtet, die Evakuierungszone auf Hausnummern genau zu berechnen und lieber ganze Straßen angegeben.


Der Tag danach: Die Folgen der Bombensprengung


Neu war zum anderen die Konstellation, dass gleich beide Städte die Evakuierung organisieren mussten, sagt Siegfried Zelnhefer, Pressesprecher der Stadt Nürnberg. Sein Team sei zwar mit dem Presseamt der Stadt Fürth im ständigen Austausch gewesen – grundsätzlich aber gelte: Die Stadt Nürnberg spricht für Nürnberg, die Stadt Fürth für Fürth.

Passend dazu versorgten beide Ämter ihre Bürger den ganzen Tag über intensiv mit Informationen, im Internet und in den sozialen Medien. In Nürnberg habe der Evakuierungsplan schneller vorgelegen, sagt Zelnhefer. Man habe die Bürger rasch informieren wollen und ihn deshalb veröffentlicht. Der Hinweis, dass die Fürther nachziehen würden, unterblieb, weil man nichts für die andere Stadt versprechen wollte.

Bei der Erstellung habe Nürnberg zudem nur Geo-Daten aus dem eigenen Stadtgebiet zur Verfügung gehabt. Der Fürther Plan lag in Fürther Verantwortung. "Wir waren gezwungen, unmittelbar zu handeln", sagt Zelnhefer, stellt aber auch fest: "Die Kommunikation können wir verbessern." In den nächsten Tagen werde man sich die Abläufe auf allen Ebenen ansehen und prüfen, was man daraus für künftige Fälle lernen könne.

"Hervorragende Zusammenarbeit"

Gleiches kündigt auch Fürths Stadtsprecherin Susanne Kramer an: "Verbessern kann man immer etwas." Unterm Strich aber sei die Information der Bürger bei diesem großen Einsatz gut gelaufen. Im Laufe des Tages stimmte man sich auch besser ab. So gaben etwa beide Städte zeitgleich bekannt, dass sie den Katastrophenfall ausrufen – oder, später, dass alle Bürger zurückkehren könnten.

Als "hervorragend" bezeichnet Kreitinger unterdessen die Zusammenarbeit der "Führungsgruppen Katastrophenschutz" beider Städte, die die Maßnahmen koordinierten, sowie die der Einsatzkräfte und der vielen ehrenamtlichen Helfer.

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