Experten-Urteil: Christofer Hornstein zum LEZ
10.3.2018, 06:00 Uhr1. Wie beurteilen Sie die ästhetische Außenwirkung des LEZ, insbesondere im Umfeld der Fürther Altstadt und des Rathauses? Ist der Baukörper an dieser Stelle gelungen?
Hornstein: Das LEZ ist vor allem städtebaulich höchst problematisch, wobei den Architekten beim größten Fehler des LEZs gar keine Schuld trifft: Die vom Bauherrn vorgegebene Baumasse ist einfach 35 Prozent zu groß.
Damit sind die Proportionen zwischen Rathaus, LEZ und den umliegenden Gebäuden komplett verschoben. Viel zu wuchtig erschlägt einen so das Gebäude und bedrängt das Rathaus zudem sehr aufdringlich. Farbigkeit und Material bewerte ich positiv und auch mit der Formensprache der verschachtelten Kuben kann ich leben.
2. Was hätten Sie sich anders oder besser gewünscht?
Hornstein: 35 Prozent geringere Baumasse, vor allem eine Reduzierung der Gebäudehöhe. Zum Rathaus hätte ein angemessener „Respektabstand“ gewahrt werden müssen, der nun völlig fehlt. Eine deutlicher wahrnehmbare Baufuge zum Rathaus, zum Beispiel mit Glas, und ein leichtes Zurückspringen der Fassade wären hilfreich gewesen. Ich hätte mir auch eine stärkere Öffnung des Gebäudes hin zur Straße gewünscht. Richtig komponiert hätten mehr Öffnungen dem Gebäude seine Brutalität nehmen können.
3. Wie stehen Sie generell zu moderner Architektur im historischen Umfeld?
Hornstein: Schon mit dem Begriff „moderne“ Architektur habe ich große Schwierigkeiten, denn hier unterscheide ich zwischen „modischer“ Zeitgeist-Architektur im negativen Sinne und gelungener neuer Architektur im positiven Sinne. Nur Letztere überdauert die Zeit und ist gestalterisch nachhaltig. Jeder Ort hat sein eigenes Wesen, sein „Genius Loci“, und jeder Neubau, der auf diese spezielle Wesensart des Ortes erkennbar eingeht, wird gelingen.
Hier lesen Sie die Antworten der weiteren Experten:
- Gerd Frese, Architekt (raum3architekten, Nürnberg) und Vorsitzender des Baukunstbeirats der die Stadt Fürth in architektonischen Fragen berät.
- Karin Jungkunz, ehrenamtliche Fürther Stadtheimatpflegerin.
- Hans-Peter Miksch, Leiter der kunst galerie in Fürth.
- Peter Dürschinger, dürschinger architekten Fürth (unter anderem Lebenhilfe-Gebäude in der Nachbarschaft des LEZ).
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