Fast Fashion flutet die Container: Altkleidermarkt vor dem Aus?

21.8.2020, 12:58 Uhr
Die billige Wegwerfmode ist das Problem: Sie wandert oft nach kurzer Zeit in den Altkleidercontainer und lässt sich kaum noch verwerten.

© Foto: Wolfgang Händel Die billige Wegwerfmode ist das Problem: Sie wandert oft nach kurzer Zeit in den Altkleidercontainer und lässt sich kaum noch verwerten.

Eigentlich eine schöne Idee: Kleidung, die einem irgendwann zu eng wurde, nicht mehr zum Stil passte oder derer man überdrüssig war, bekommt eine zweite Chance, indem man sie in einen Altkleidercontainer steckt. Dann finden gut erhaltene Stücke noch einen Abnehmer im Gebrauchtwarenladen, andere gelangen in Afrika oder Südosteuropa in neue Hände. Was nicht mehr taugt, wird zu Putzlappen oder Fleckerlteppichen.

Ein Kreislauf, der in der Theorie zwar gut klingt, in der Praxis aber Schwachstellen hat. "Fast Fashion" heißt eines der Probleme: Seit die Mode immer schnelllebiger und billiger wird, wächst der Berg an ungewollten Klamotten unaufhaltsam an.

Preise auf Talfahrt

Die Folge: Die Preise für Altkleider sind auf Talfahrt. Haben Kommunen einst ein gutes Geschäft gemacht, indem sie Altkleider an Firmen weiterverkauften, rentiert sich das heute für viele nicht mehr. In Hamburg hat das bereits dazu geführt, dass alle 120 Sammelbehälter abgebaut werden.

Auch in Fürth, wo ähnlich viele Sammelbehälter stehen, kennt man die Problematik. Für Wolfgang Rückl, stellvertretender Leiter der Abfallwirtschaft, wird es immer schwieriger, Abnehmer für die Altkleider zu finden. Das liegt zum einen an der schieren Masse, am Abfall, der immer öfter in den Containern landet und aufwändig aussortiert werden muss, aber auch an der Qualität der Kleidung. Sie ist zum Teil so schlecht, dass ein Weiterverkauf nicht möglich ist.

450 Tonnen Textilien

Momentan hat die Stadt noch einen Abnehmer. Sollte dieser aber, wenn der Vertrag demnächst ausläuft, kein Interesse mehr haben, ist unklar, ob es die Sammelstellen in der Kleeblattstadt weiter geben wird. Rückl hofft, dass sich dann eine andere Firma findet. Er würde die Container, in denen sich pro Jahr knapp 450 Tonnen Textilien ansammeln, gern behalten.


Wegen Corona: Altkleider-System vor dem Kollaps


Dass die Bürger sie nutzen, hat sich vor allem während des Corona-Lockdowns deutlich gezeigt. Viele Fürther haben in dieser Zeit ausgemistet; so manches Kleidungsstück wanderte dabei vom Schrank in den Container. Zum Teil haben die Angestellten der Abfallwirtschaft die Behälter öfter geleert als sonst. Denn eines will man vermeiden: dass sich Tüten mit Kleidern oder anderer Unrat rund um die Container ansammelt. "Dann gesellt sich oft noch sehr schnell mehr dazu", weiß Rückl.

"Fast Fashion" wird schnell weggeworfen

Immer öfter landen aber Klamotten schon kurz nach dem Kauf im Container. Sabrina Rodehau hat dafür eine simple Erklärung: "Die Qualität der Mode hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen", sagt die Betreiberin des Second-Hand-Ladens "La Cola" in der Fürther Innenstadt. Vieles tauge nach kürzester Zeit nur noch zum Wegwerfen.

Sie selbst nimmt so genannte "Fast Fashion", also billig produzierte Massenware, wie sie etwa H&M oder C&A verkauft, lediglich in geringem Umfang in ihr Sortiment auf. "Nur damit möchte und kann ich meinen Laden nicht füllen." Stattdessen setzt sie auf Markenware oder gut erhaltene alte Stücke.

Komplett im Keller seien die Preise für Altkleider aufgrund der Billigklamotten, die, gibt Rodehau zu bedenken, auch der Umwelt und dem Klima schaden. Tatsächlich hat eine britische Studie ermittelt, dass die Textilindustrie bis 2050 für ein Viertel des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich sein wird.

Oft unter menschenunwürdigen Bedingungen

Darüber hinaus verbraucht die Produktion sehr viel Wasser, giftige Chemikalien kommen zum Einsatz und hergestellt wird die Mode oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Rodehau, die selbst fast ausschließlich auf gebrauchte Kleidung setzt, würde sich wünschen, dass die Menschen solche Aspekte beim Kauf von Billigware öfter bedenken.

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