Lockdown-Andrang: Fürth shoppt bis zum Schluss

Alexandra Voigt

Redaktion Fürth

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15.12.2020, 06:00 Uhr
Lockdown-Andrang: Fürth shoppt bis zum Schluss

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Beim Drogeriemarkt Müller bildete sich am Montag schon morgens um 10 Uhr eine lange Schlage. Auch bei einigen anderen Läden hieß es zumindest zeitweise "anstehen". "Die Leute sind aber sehr diszipliniert, sie tragen Maske und halten sich an die Abstandsregeln, das ist schön", konstatiert die Innenstadtbeauftragte des Wirtschaftsreferats, Karin Hackbarth-Herrmann.

Die Einzelhändler seien diesmal besser auf das Herunterfahren vorbereitet. Etliche Läden haben bereits Hinweisschilder im Schaufenster stehen, die auf den Lieferdienst "Fürth bringt’s" hinweisen. Bei den teilnehmenden Geschäften kann man auch während des Lockdowns telefonisch Produkte bestellen, die Waren werden schnellstmöglich geliefert.


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Mit dabei ist zum Beispiel der Geschenkladen Staudt’s an der Fürther Freiheit. Hier war man bisher unter den gegebenen Bedingungen und trotz der starken Konkurrenz durch den Onlinehandel mit dem Weihnachtsgeschäft durchaus zufrieden. Und der Kundenzustrom habe in den letzten zwei bis drei Wochen stetig zugenommen. Der Laden war am Montag voll und wird es auch heute sein – soweit das unter den geltenden Beschränkungen möglich ist. "Die Leute haben Lust, schöne Dinge zu verschenken", sagt Staudt’s-Chef Gerd Wagner.

Wagner, der auch Vorsitzender des Handelsverbands in Fürth ist, braucht entsprechend wenige Worte, um die Auswirkungen des ab morgen geltenden harten Lockdowns auf die Geschäfte zu beschreiben: "Es ist ein Drama!" Dann sprudelt es nur so aus ihm heraus: Die Tage bis Weihnachten seien die umsatzstärksten im ganzen Jahr. "Wenn sie fehlen, bricht der Umsatz eines ganzen Monats weg".

Im Handel renne man den Verlusten hinterher, die man im letzten Frühjahr eingefahren hat. "Ich komme mir gerade wie ein Marathonläufer vor, dem jemand 100 Meter vor dem Ziel die Luft zum Atmen abdreht und der keinen Meter weiter laufen kann", sagt Wagner.

"Jeder Euro ist wichtig"

Seine Hoffnungen ruhen nun auf dem Lieferservice "Fürth bringt’s", der vom Wirtschaftsreferat gefördert wird. Denn: "Jeder Euro ist wichtig! Es hängen ja auch Arbeitsplätze daran." Wer Lust und die technischen Möglichkeiten hat, kann sich sogar per Facetime- oder WhatsApp-Videoanruf virtuell durch den Laden führen und beraten lassen.

Auch bei Wöhrl ist in den letzten Tagen vor der Schließung deutlich mehr los. Besonders gefragt sind Wäsche und Socken, aber auch Gadgets aus der Fernsehshow "Höhle der Löwen" mit Dagmar Wöhrl, wie etwa das tragbare Bidet "HappyPo".

Lockdown-Andrang: Fürth shoppt bis zum Schluss

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Festliche Mode bleibt dagegen mangels größerer privater Feiern oder öffentlicher Festivitäten hängen. Ähnlich sieht es bei Businessbekleidung aus. Laut dem Geschäftsführer des Fürther Hauses, Patrick Müller, ist Wöhrl dabei, dieses Sortiment zu verkleinern. Man setzt – nach dem Motto Sakko und Hose statt Anzug – mehr auf lässige Alternativen. "Viele sitzen ja zuhause im Homeoffice."

Müller hält das Herunterfahren des öffentlichen Lebens persönlich für unverzichtbar. "Es hätte nur schon im November erfolgen sollen, dann wäre vielleicht das Weihnachtsgeschäft zu retten gewesen."

Im Stress sind auch die Friseure. Viele von ihnen hatten ihre Läden kurzerhand gestern geöffnet, obwohl der Montag sonst in der Branche ein Ruhetag ist. Man will noch einmal alles mitnehmen, was möglich ist. "Uns geht es aber nicht nur darum, Umsatz zu machen. Wir möchten natürlich auch unsere Kunden zufriedenzustellen. Sie haben ihre Termine oft schon vor Wochen ausgemacht und sich darauf verlassen", sagt Karin Kiesel-Reichel, stellvertretende Innungsobermeisterin der Fürther Friseure.

Längere Öffnungszeiten

Sie und viele ihrer Kollegen haben ihre Öffnungszeiten an den beiden letzten Tagen vor dem harten Lockdown deutlich ausgeweitet. Los ging es um sieben Uhr morgens, "und dann bis 21 Uhr oder länger", so Karin Kiesel-Reichel. Wer ohne Termin auf einen neuen Schnitt gehofft hat, musste bei Friseurläden in der Innenstadt Wartezeiten in Kauft nehmen – coronabedingt im Freien, wenn innen nicht genug Platz war.

Die Enttäuschung in der Branche sei groß, so Kiesel-Reichel. Andere Handwerksbetriebe dürften weitermachen, die Friseure als Dienstleister aber nicht, weil sie so nah an den Kunden arbeiten. "Der Dezember ist unser Hauptmonat. Mit dem Verkauf von Gutscheinen kann ich zwar den Verlust etwas auffangen. Aber nach dem Lockdown muss man das dann alles erst einmal abarbeiten."


Um den Geschäften in der Krise zu helfen, hat man in Fürth mehrere Initiativen für den Handel ins Leben gerufen. Aus den Mitteln des Corona-Unterstützungspakets der Stadt wird der Lieferservice "Fürth bringt’s" getestet, an dem aktuell knapp 20 Fürther Einzelhändler teilnehmen. Unter www.fuerth.de/bringts sind die Läden aufgeführt, die sich beteiligen; außer an den Feiertagen wird immer geliefert. Die Liste wird fortwährend ergänzt.

Außerdem gibt es die Möglichkeit, kontaktlos Gutscheine bei "Ein Herz für Fürth" zu kaufen und damit die Fürther Händler zu unterstützen. Diese können direkt via E-Mail versandt werden, nähere Infos gibt es unter www.ein-herz-fuer-fuerth.debis Weihnachten schenkt die Stadt 20 Prozent Rabatt.

Es besteht auch die Möglichkeit, bei der Vision Fürth "Fürth-Schecks" zu bestellen und zwar unter bettina.mirowsky@vision-fuerth.de, Infos unter www.fuerth-scheck.de