Notbetreuung: Noch verzichten viele Familien

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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27.1.2021, 16:00 Uhr
Notbetreuung: Noch verzichten viele Familien

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Anders als im ersten Lockdown steht die Notbetreuung aktuell ausdrücklich allen Familien offen, die keine andere Lösung finden – nicht nur Eltern aus systemrelevanten Berufen. Kita-Verantwortlichen bereitete das durchaus Sorgen: Wie groß würde der Zulauf sein?


Kita-Leiterin zu Notbetreuung: Eltern sollen auch mal Durchschnaufen dürfen


Das Fürther Jugendamt appellierte zum Jahresbeginn ebenso wie das Familienministerium an die Mütter und Väter, das Angebot wirklich nur zu nutzen, wenn es gar nicht anders geht. Ablehnen aber, so gab es das Ministerium vor, sollten die Einrichtungen niemanden, der angibt, darauf angewiesen zu sein. Inzwischen ist man hier wie dort erleichtert.

"Wir wurden positiv überrascht", sagt auf FN-Nachfrage Tobias Thiem, im Fürther Jugendamt zuständig für den Bereich Kindertageseinrichtungen. Thiem und Amtsleiter Hermann Schnitzer hatten befürchtet, dass etwa 50 Prozent der Kinder in die Notbetreuung geschickt werden könnten. Schließlich waren die Eltern im vergangenen Jahr schon stark bei der Betreuung gefordert, die Kraftreserven schwinden.

In den vergangenen beiden Wochen sei der Bedarf zwar leicht gestiegen, beobachtet Schnitzer, doch noch immer verzichten die meisten Eltern auf die Notlösung: Nach seinen Angaben besuchen in Fürth derzeit 30 Prozent der sonst betreuten Kinder die Kita. Ähnlich sieht es im Fürther Landkreis aus: Dort werden ein Drittel der Kita-Kinder in die Notgruppen gebracht, so Landratsamtssprecher Christian Ell.

Nicht so extrem wie in München

Zum Vergleich: 37 Prozent sind es in München, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete. Demnach werden allerdings in manchen Einrichtungen kaum Kinder, in anderen hingegen gar 90 Prozent betreut. So extrem sind die Unterschiede in Fürth nicht. Die Belegungszahlen bewegen sich zwischen Null und 50 Prozent, sagt Thiem. Das sei noch kein Anlass zur Sorge.

Im Landkreis ist die Nachfrage Ell zufolge mit Null bis 20 Prozent in Einrichtungen in Tuchenbach, Obermichelbach und Wilhermsdorf am geringsten und mit 47,5 bis 60 Prozent in drei Kitas in Langenzenn, Großhabersdorf und Puschendorf am stärksten. Montags bis mittwochs sei der Betreuungsbedarf zudem höher als freitags.


Kinder-Notbetreuung in Nürnberg weniger genutzt als befürchtet


Der Appell habe offenbar viele Eltern erreicht, sagen Schnitzer und Thiem. In einem Elternbrief dankten sie den Familien jüngst dafür, dass sie die Notbetreuung nicht in Anspruch nehmen, somit Kontakte reduzieren und "einen sehr großen Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens leisten".

Froh sind Schnitzer und Thiem nun auch, dass Eltern die Kita-Beiträge für Januar und Februar erstattet bekommen, wenn sie ihre Kinder nicht mehr als fünf Tage im Monat in die Notbetreuung gebracht haben.

Die Pandemie hindurch, betont Thiem, haben sich die Fürther Eltern bislang "sehr verantwortungsbewusst", "sehr vernünftig" gezeigt. Das Gros habe auch Kinder mit Erkältungssymptomen zuhause gelassen.

Zehn Prozent der Schüler in der Notbetreuung

Schulreferent Markus Braun beobachtet unterdessen, dass sich der Distanzunterricht immer besser einspielt. "Es läuft deutlich strukturierter als im vergangenen Jahr", sagt er. Die Notbetreuung der Schulen werde momentan von etwa zehn Prozent der Schülern benötigt.

Überwiegend handelt es sich um Grundschüler. Auffällig sei, dass die Nachfrage an Privatschulen höher ist. Eine Rolle spiele womöglich, dass Eltern dort Gebühren bezahlen, so Braun.

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