Protest mit Erfolg: Flussdreieck wird zum Grillplatz
25.7.2018, 06:00 UhrOrdnungsdienst: In jüngster Zeit häuften sich die Klagen von jungen Menschen über das strenge Auftreten des Ordnungsdienstes. Ordnungsreferent Mathias Kreitinger hat sich auch bei der Podiumsdiskussion mit der „Aktion Protestgarten“ im Juni klar hinter das Team gestellt und erklärt: Um alle Fürther gleich zu behandeln, haben die Mitarbeiter die Anweisung, tatsächlich jedem Verstoß nachzugehen, den sie bemerken.
Kreitinger glaubt aber, die Ursache für die Konflikte ausgemacht zu haben: Nicht das Verhalten der Truppe sei das Problem – sondern einige Passagen der Grünanlagensatzung. Erst jetzt, wo ihre Einhaltung kontrolliert wird, sei aufgefallen, dass manche Regeln veraltet sind. Sie sollen nun geändert werden (siehe nächster Punkt). "Ob das die Probleme löst, wird sich zeigen", sagt Jens Schmidt von der "Aktion Protestgarten". Sein Vorschlag: Falls die Streitigkeiten nicht abreißen, sollte man sich im Spätsommer erneut zusammensetzen.
Kreitinger hat zudem ein Gespräch mit der Teamleitung des Ordnungsdienstes angeboten. "Das werden wir annehmen", sagt Schmidt. Auch eine Schulung im Konfliktmanagement stehe im Raum, damit die Mitarbeiter deeskalierend reagieren können, wenn sie provoziert werden.
Grünanlagensatzung: Die Stadtspitze wird dem Stadtrat folgende Neuerungen vorschlagen, mit denen man in einer Probephase bis 31. Oktober 2019 Erfahrungen sammeln möchte: Auf dem Grillplatz an der Siebenbogenbrücke soll man sich künftig bis 21.30 Uhr aufhalten können (bisher 20 Uhr). Alkoholkonsum wird hier erlaubt.
Für den Skatepark am Schießanger und einige andere "Jugendspielbereiche", darunter Basketballplätze, wird die Altersbeschränkung (bisher 14 bis 18 Jahre) aufgehoben, die Benutzungszeit soll ebenfalls bis 21.30 Uhr ausgedehnt werden, genauso wie auf dem Mehrgenerationenspielplatz und den Bolzplätzen am Schießanger sowie auf dem Bolz- und dem Fitnessplatz an der Siebenbogenbrücke. Die Jugendlichen haben außerdem eine klarere Beschilderung angeregt.
Neue Grillplätze: Am Flussdreieck soll ein neuer Grillplatz entstehen, auf dem Jugendliche – weil es keine unmittelbaren Anwohner gibt – länger als an der Siebenbogenbrücke (sogar zeitlich unbeschränkt) zusammensitzen können. Die "Aktion Protestgarten" wertet das als ihren bisher größten Erfolg. Auch hier ist eine Probephase bis Oktober 2019 geplant. Das Grillen soll bis 21.30 Uhr erlaubt sein.
"Den Ort an sich finden wir super", sagt Jens Schmidt. Allerdings müsse nun rasch die Infrastruktur geschaffen werden: Mülleimer, Toiletten, Bänke. Konkretes liege dazu leider noch nicht vor. An den Abfallbehältern wünschen sich Schmidt und seine Mitstreiter Pfandringe, wie es sie in anderen Städten gibt, damit Flaschensammler nicht in den Müll greifen müssen. Ein weiterer Grillplatz ist auf der Hardhöhe angedacht.
Sportnächte: Die Jugendlichen würden gerne spätabendliche Sportveranstaltungen organisieren – am liebsten in der modernen Julius-Hirsch-Halle. Eine Probe-Sportnacht soll zeigen, ob das gut klappt.
Graffiti-Flächen: Mit der legalen "Graffiti-Galerie" an der Lärmschutzwand in der Nähe des Jugendhauses Hardhöhe hat die Stadt gute Erfahrungen gemacht. Sie soll nun erweitert werden. Gesprüht werden dürfen dort nur große, mit dem Jugendhaus abgesprochene Bilder.
Die "Aktion Protestgarten" begrüßt das, hätte sich aber weitere Vorschläge gewünscht. Sie selbst hat beim Runden Tisch mit Vertretern der Stadt noch einige konkrete Orte ins Spiel gebracht: Gerne würde man drei Unterführungen im Stadtgebiet dauerhaft verschönern und auch den Unterbau der Ludwigsbrücke als Sprühfläche nutzen. Die Stadt will das prüfen.
Daneben würden sich die Sprayer über "Pop-Up-Sprühflächen" freuen, also über Flächen, die sich für eine Weile ergeben, etwa an Bauzäunen.
Veranstaltungs- und Probenräume: Die Stadt hat angeboten, die Elan-Halle für einige jugendkulturelle Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen (samt Finanzspritze für die Durchführung). Das hilft, sagt Schmidt. Bisher war es schwierig, Räume in dieser Größe zu bekommen.
Proberäume für Musiker will das Rathaus im leerstehenden Gebäude an der Würzburger Straße, Ecke Wehlauer Straße, gegenüber von McDonald’s, schaffen. Vier, fünf Räume hätten wohl Platz, das wäre ein guter Anfang, findet Schmidt. Das Haus ist allerdings renovierungsbedürtig; er befürchtet, dass es lange dauert, bis hier wirklich Bands spielen können. Weil außerdem mehr Übungsräume dringend nötig wären – das Problem betreffe die ganze Metropolregion –, haben sich die jungen Aktivisten selbst in der Stadt umgesehen. Noch ohne Erfolg. Ihr Appell: Wer Räume anzubieten hat, solle sich melden.
Mehr Mut ist nötig: So bewertet die "Aktion" die Fortschritte
Selbstverwaltetes Zentrum: So ein Zentrum, in dem sich subkulturelle Gruppen treffen können, "würde viele unserer Probleme lösen", sagt Jens Schmidt. Dort wäre idealerweise Platz für Musik, Ateliers, Theater, fürs Feiern und für entspannte Abende.
Ein grobes Konzept haben die jungen Menschen der Stadt bereits vorgelegt, es würde dann auf die Örtlichkeit zugeschnitten werden. Nur: Eine Immobilie dafür fehlt noch.
Im Raum stehe eine Zwischennutzung der alten Feuerwache, berichtet Schmidt, "das würde von unserer Seite sehr begrüßt werden" – gerne auch als Dauerlösung.
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