Der Wahlkreis Ansbach ist fest in der Hand der CSU

26.8.2017, 17:43 Uhr
Der Wahlkreis Ansbach ist fest in der Hand der CSU

© Wolfgang Dressler

Die Landkreise Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen und die Stadt Ansbach sind in diesem Wahlkreis zusammengefasst. Er besteht in dieser regionalen Form seit 1990. Der Wahlkreis ist stets eine Domäne der CSU gewesen, man denke nur an Carl-Dieter Spranger aus Ansbach, MdB von 1972 bis 2002. Als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit war er in der ganzen Welt unterwegs, um seinen Wahlkreis konnte er sich nur beschränkt kümmern. Trotzdem war ihm das Direktmandat immer sicher, egal, wie der Wahlkreis zugeschnitten war. So erreichte er bei seiner letzten Wahl im Jahr 1998 50,4 Prozent der Erststimmen.

Als sich Sprangers politische Karriere dem Ende zuneigte, war die spannende Frage, wer von den CSU-Granden im Raum Ansbach ihn beerben würde. Zur Überraschung mancher Beobachter ergriff der bisherige Landtagsabgeordnete Josef Göppel aus Herrieden gezielt und erfolgreich die Chance auf einen Sitz im Bundestag.

Zuvor war Göppels Landtagsstimmkreis aufgelöst worden. Dass Göppel sich erst parteiintern durchsetzte (und dann auch die Wahl 2002 gewann), stieß bei einigen im Spranger-Lager auf Unverständnis und Unmut, da blieben einige Rechnungen offen. Überhaupt hatte Josef Göppel in seiner Amtszeit als MdB von 2002 bis 2017 zuweilen weniger den politischen Gegner zu fürchten als offene oder versteckte Kritiker und Gegner aus der eigenen Partei. Im Wahlvolk war der Förster aus Herrieden stets populär, auch wenn er sich vornehmlich auf die Umweltpolitik konzentrierte. Vielleicht war und ist aber genau das seine große Stärke — bis heute.

Vor vier Jahren kam Göppel auf 53,3 Prozent der Erststimmen und setzte sich damit ein letztes Mal souverän durch. Jetzt hört er aus Altersgründen auf. Sein Entschluss fiel 2016 und wurde rechtzeitig kommuniziert.

Viele Jahre galt in der westmittelfränkischen CSU eine gewisse "Arbeitsteilung", eine informelle Vereinbarung, die lange als unumstößlich angesehen wurde: Die CSU im Raum Ansbach stellte den Direktkandidaten für den Bundestag, und die Weißenburg-Gunzenhäuser CSU hatte beim Landtagsdirektbewerber den Vorrang. So wurde es zur Zufriedenheit der Parteimitglieder und -gremien praktiziert. Die Lage wurde aber zuletzt komplizierter, weil noch ein zweiter Bundestagsabgeordneter mitmischte: Artur Auernhammer aus Weißenburg-Oberhochstatt. Er gehörte erstmals 2004/05 dem deutschen Parlament an und dann wieder von 2013 bis jetzt, beide Male als Listenbewerber. Gerade in Altmühlfranken war Auernhammer in den letzten Jahren stark präsent, während sich Josef Göppel hier eher rar machte.

Weil sich vor allem der CSU-Kreisverband Ansbach-Land 2016 schwertat, sich schnell und geschlossen auf einen Göppel-Nachfolger zu einigen, schlug Auernhammers Stunde. Dem Landwirt aus dem kleineren Kreisverband Weißenburg-Gunzenhausen gelang im Dezember in Ansbach das Kunststück, die Mehrheit der CSU-Delegierten auf seine Seite zu bringen. Seitdem steht seine Direktkandidatur fest, und die Aussichten am 24. September sind für den Weißenburger mehr als verheißungsvoll. Viele in der CSU konnten 2016 nicht verstehen, dass Jan Helmer aus Windsbach, der Vorsitzende des CSU-Kreisverbands Ansbach-Land, nicht selbst die Kandidatur anstrebte.

Damit zur SPD, die im Wahlkreis Ansbach trotz aller Anstrengungen kein Bein auf die Erde bringt. Die Tage eines Konrad Porzner aus Ansbach sind lange vorbei. Er war von 1962 bis 1981 und dann wieder von 1982 bis 1990 Mitglied des Bundestags (über die Liste gewählt). Weil im Wahlkreis die Trauben so hoch hängen, ist es für jeden SPD-Bewerber entscheidend, möglichst gut auf der SPD-Landesliste platziert zu sein, und wenn eine Region über keinen Abgeordneten mehr verfügt, hat sie auf Landesebene weniger Gewicht in der Partei.

Das Dilemma der SPD

Vor diesem Dilemma steht die westmittelfränkische SPD alle vier Jahre. Bei den Erststimmen holt sich die SPD im Wahlkreis Ansbach stets eine blutige Nase, sei es Helga Koch aus Ansbach im Jahr 2009 mit 21,9 Prozent oder Anette Pappler aus Pappenheim im Jahr 2013 mit 23,2 Prozent. An dieser Stelle sei auch an die Direktkandidatur von Gerd Rudolph aus Gunzenhausen im Jahr 1990 erinnert. Auch seine Hoffnungen, über die Liste den Einzug in den Bundestag zu erreichen, zerschlugen sich damals.

Vor der gewaltigen Herausforderung, für die regionale SPD den Umschwung zu schaffen, steht nun ihr Direktbewerber Lutz Egerer aus Petersaurach. Der dortige hauptamtliche Bürgermeister (seit 2008) wurde im vergangenen Jahr von den Genossen einmütig und mit großem Rückhalt aufs Schild gehoben. Auch die Weißenburg-Gunzenhäuser SPD setzt voll auf ihn. Egerer sieht sich als erfahrener Kommunalpolitiker, er strahlt Selbstbewusstsein aus. Das allerdings könnte am Wahltag einen gehörigen Dämpfer erhalten. Jedenfalls sieht es für Egerer nicht besonders gut aus. Auf der Bewerberliste der bayerischen SPD steht er auf Platz 25, derzeit kommen 22 Abgeordnete aus dem Freistaat. Es wird also schwer für den Petersauracher. Vielleicht sorgt die Bundespolitik noch für etwas Rückenwind, doch wer darauf wettet, begibt sich auf unsicheres Terrain, man denke nur an den vorübergehenden "Schulz-Effekt".

Präsenz zeigen

Wenn selbst die SPD bei den Erststimmen von einem Sieg nur träumen kann, dann lassen sich die Chancen für die Kandidaten der kleinen Parteien gar nicht mehr erkennen. Hier geht es wohl nur darum, Präsenz zu zeigen und auf die Zweitstimmen zu hoffen.

Für die Grünen geht Dr. Herbert Sirois ins Rennen, ein Universitäts-Dozent aus Feuchtwangen. Die Linke hat Harald Weinberg aus Ansbach nominiert, er ist seit 2009 Bundestagsabgeordneter und kandidierte früher im Wahlkreis Nürnberg-Nord. Weinberg ist somit in der politischen Landschaft kein Unbekannter.

Die ÖDP vertraut auf Günther Brendle-Behnisch, Betriebswirt, Pfarrer und Lehrer im Ruhestand aus Heilsbronn. Er fand bei einer Zusammenkunft in diesem Frühjahr in Alesheim lobende Worte für Josef Göppel, das "grüne Gewissen" der CSU.

Gespannt darf man auf das Abschneiden der FDP sein. Ihr junger Kandidat heißt Johannes Dallheimer aus Nürnberg. Der gebürtige Mexikaner blickt bestimmt auf Rainer Erdel aus Dietenhofen und sieht in ihm ein Vorbild. Erdel zog 2009 unerwartet in den Bundestag ein — eine große Überraschung.

Ebenfalls jung an Jahren ist Marco Meier aus Weihenzell. Er will für die Freien Wähler das Kunststück schaffen, ein Mandat zu erobern. Meier arbeitet als Pressereferent des FW- Landtagsabgeordneten Dr. Peter Bauer (Sachsen bei Ansbach).

Das Bewerberfeld komplettiert Dr. Wolfgang Dörner, Kaufmann aus Nürnberg (für die AfD).

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