Pro Center Parcs: 95 Pfofelder legen "Bürgerbekenntnis" ab

31.3.2021, 15:17 Uhr
Pro Center Parcs: 95 Pfofelder legen

© Isabel-Marie Köppel

Auch nach der Vorstellung des ersten Masterplans zur geplanten Center Parcs (CP)-Ansiedelung durch das CP-Management wird die Debatte um die Errichtung des Ferienparks weiter kontrovers geführt. Wir als Bürger der Gemeinde Pfofeld, die sich explizit für einen CP an unserem Brombachsee aussprechen, möchten mit diesem Bekenntnis vermitteln, dass es in der Bevölkerung/Region viele Befürworter dieses Großprojektes gibt und dass wir hierin eine große Chance für unsere Heimat sehen.

Prinzipiell bedarf die Herangehensweise an ein pro oder contra CP einer komplexen, ganzheitlichen Betrachtungsweise, da die Auswirkungen der Errichtung solch einer touristischen Anlage auf die gesamte Region immens sind. Daher ist dringend von einer vorschnellen Meinungsbildung abzuraten. Auch sollten in diesem Hinblick persönliche Einschätzungen wie z.B. "so was brauchen wir hier nicht", "das passt nicht ins Landschaftsbild", "die verbrauchen unser Wasser", "dafür müssten ja Bäume gerodet werden, also bin ich dagegen" etc. zurückgestellt werden, da es hierbei um die zukünftige Entwicklung einer ganzen Region und nicht um die Interessen einzelner, vermeintlich betroffener Bürger geht.


Center Parcs zeigt sein Dorf am Brombachsee


Hätten vor rund 50 Jahren nicht "Visionäre" die Erschaffung unseres Fränkischen Seenlandes angeschoben, so wären wir heute in Altmühlfranken nicht nur eine der strukturschwächsten Regionen Bayerns, sondern zudem auch noch touristisch und infrastrukturell unterentwickelt, ohne Zukunftsperspektive für die jüngere Generation. Und gerade diese junge Generation braucht einen Ansporn, Attraktivität und Entwicklungsmöglichkeiten, um sich dauerhaft in unserer Region ansiedeln zu können/ zu wollen, natürlich auch zum Nutzen der alternden Bevölkerungsschichten.

Strukturwandel nicht den Weg versperren

Das heißt, wir dürfen dem Wandel der Zeit bzw. notwendigen Prozessen im Strukturwandel des heimischen Tourismus nicht egoistisch den Weg versperren, nur weil wir uns vielleicht mit Veränderungen schwer tun bzw. der vermeintliche Schutz eines kontaminierten Areals /Waldes im Vordergrund steht.

Unsere Region wird seit Entstehung des Fränkischen Seenlandes mit dem Begriff sanfter Tourismus beworben, das heißt, der Tourismus wird in die Region eingebunden, ohne dass ein Großteil der Bevölkerung beeinträchtigt ist bzw. sich in seiner Lebensqualität beugen musste – wir profitieren sogar davon und haben uns bei unseren Gästen den Ruf als "gastfreundliche Region" hart erarbeitet! Diese Gastfreundschaft, die eine Region positiv charakterisiert, sollte bei der Debatte um eine CP-Ansiedelung nicht auf der Strecke bleiben.

CP ist nun – trotz seiner Größe – eines der verträglichsten "touristischen Produkte", die sich unsere Region wünschen kann, um weiterhin zukunftsorientiert und nachhaltig sanften Tourismus zu bieten, denn die Zielgruppe sind Familien und Senioren mit Kindern. Diese Zielgruppe wünscht einen ruhigen, naturnahen, meist mehrtägigen Urlaub bei kurzer, das heißt klimaverträglicher Anreise. Die Besucher nutzen das mannigfaltige Angebot in der Ferienanlage, erkunden aber auch gerne die Umgebung. Das Heißt, die Marke CP bewirbt im gleichen Zuge nebenbei unsere Region, wovon private Gastgeber, Handel, Dienstleister, Gastronomie etc. das ganze Jahr hindurch "profitieren".

Zugewinn an Versorgungsmöglichkeiten

Ganz nebenbei eröffnet sich uns Einheimischen eine enorme saison-unabhängige Erweiterung unserer Freizeitmöglichkeiten, da wir die neue Infrastruktur genauso nutzen können. Ferner bietet sich den Anrainergemeinden ein Zugewinn an Versorgungsmöglichkeiten, da im Park z.B. ein Supermarkt und Cafe etc. etabliert werden sollen. Desweiteren wird es auch ortsnah ganzjährig eine Möglichkeit der Kinderbetreuung durch qualifizierte Ferienprogramme geben, um nur einen Teil des Angebots zu erwähnen.

Ein sich in den sanften Tourismus eingliedernder erfreulicher Nebeneffekt wäre, dass für diese Neuansiedelung keine landwirtschaftlichen Flächen verbraucht werden, sondern ein ehemaliges Militärgelände mit massiver gebäudlicher und straßentechnischer Infrastruktur umgenutzt werden kann. Diese Umnutzung der Muna wäre zudem eine riesige Chance, endlich eine Entkontaminierung eines durch militärische Nutzung belasteten Areals nach Jahrzehnten der Unantastbarkeit zu ermöglichen und dieses Gelände der Öffentlichkeit wieder zuzuführen, was CP ausdrücklich anstrebt und Naturschützern am Herzen liegen sollte.


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Entschieden ist aber auf kommunalpolitischer bzw. Bezirksebene in diesem Hinblick noch gar nichts, da die öffentlich-rechtlichen Planungs- und Genehmigungsverfahren (z.B. Raumordnungsverfahren etc.) erst eingeleitet werden dürfen, wenn vom Investor der Masterplan und eine umfassende Umweltverträglichkeitsuntersuchung vorliegen bzw. die Ergebnisse des Ratsentscheids in Pfofeld vorliegen.

Prüfungsmaßstab ist sehr hoch gesteckt

In dieser Umweltverträglichkeitsuntersuchung werden u.a. die Auswirkungen eines Ferienparks auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Landschaft, Wasserhaushalt etc. sowie Wechselwirkungen auf z.B. kulturelle und soziale Sachgüter aufgezeigt. Das heißt, der Prüfungsmaßstab ist sowohl für die Einleitung der Verfahren, als auch für die Verfahren selber sehr hoch gesteckt und zwangsläufig bei konkreten Eingriffen in Natur und Landschaft mit Kompensationsmaßnahmen verbunden.


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Die Bewertung der lokalen Flora und Fauna bzw. der entsprechenden Habitate obliegt demnach geschulten, staatlich geprüften Gutachtern und wird darüber hinaus von unseren Behörden und Ämtern nach strengen Maßgaben begleitet, respektive überwacht, sodass beruhigenderweise nicht einfach wertvolle Biotope oder Spezies eliminiert werden dürfen. Dennoch sollten wir uns darüber im Klaren sein: Das "schützenswerte Ökosystem" gedeiht auf mit Kampfmittelrückständen belastetem Boden.

Die Auswertung des Belastungs-Screenings auf Kampfmittel, Altlasten und Gebäudeschadstoffe ergibt, das ein Großteil der Gebäude mit Asbest "gespickt" ist. Dieses Asbest wird sich laut Gutachter in den nächsten Jahren sukzessive lösen und damit zu einer massiven Kontamination von Böden und Grundwasser führen, sofern vorher keine Beseitigung erfolgt.

Bürger sollen am Gestaltungsprozess teilnehmen

CP wird – sollte es zur geplanten Ansiedelung kommen – die Dekontamination des Areals übernehmen, um den ersten, möglichst klimaneutralen Center Parcs in Deutschland zu errichten, worauf wir als Gemeinde stolz sein können. Dabei sind wir als Bürger aufgerufen, am Gestaltungsprozess in Form von Arbeitsgruppen teilzunehmen, damit auch unsere Interessen in die Planung einfließen und wir als fundierte Kenner der örtlichen Gegebenheiten beratend zur Seite stehen.

Diese Kooperation ist von Seiten des CP-Managements ausdrücklich gewünscht und angestrebt, mit jedem Einzelnen, falls ein persönliches Interesse besteht! Das finden wir bemerkenswert.

Darüber hinaus legt CP nicht nur Wert auf das Einbinden seiner "Nachbarn", sondern versucht auch in der Planungs-/Bauphase mit regionalen Handwerkern/Unternehmen nach Möglichkeit zu kooperieren. In Leutkirch z.B. wurden über 60 Prozent der Arbeiten an Regionale vergeben.

Viele qualifizierte neue Jobs und Ausbildungsplätze

Aber nicht nur in der "Entstehungsphase" dürfen wir mit einem positiven und dringend erforderlichen Input für die heimische Wirtschaft/den Arbeitsmarkt rechnen: In der neuen Ferienanlage werden neben unqualifizierten – aber auch benötigten – Arbeitsplätzen viele qualifizierte neue Jobs und Ausbildungsplätze entstehen. Es werden Ferienjobs und Minijobs angeboten werden können, die insbesondere von Heranwachsenden bzw. jungen Eltern gerne nachgefragt werden.

Darüber hinaus lässt sich vielleicht an einer unserer im Landkreis vorhandenen Hochschulen – vergleichbar mit Leutkirch – ein dualer touristischer Studienzweig etablieren. Heimische Betriebe kommen als Zulieferer, Dienstleister o. Ä. in Betracht. Ein nicht von der Hand zu weisender Vorteil um die Attraktivität einer ganzen Region zu steigern, wie wir meinen.


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Neben diesen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wird aber die Wirtschaftskraft der Region selbstverständlich auch durch die Ausgaben der Gäste in den umliegenden Gasthäusern, Freizeiteinrichtungen, Geschäften, Ortschaften etc. gestärkt. Auch wird sich eine verlängerte Saison an den Seen hoffentlich positiv auf das Angebot der Kioske bzw. deren Öffnungszeiten zu unser aller Nutzen auswirken. Gleiches dürfte auch für die öffentlichen Toilettenanlagen bei erhöhter, fast ganzjähriger Frequenz gelten.

Spricht breites Spektrum an Gästen an

CP spricht mit seinem Angebot an Unterkunftskategorien ein breites Spektrum an Gästen an, falls gewünscht, können sich die Gäste in ihren Ferienhäusern komplett selbst versorgen, oder es wird das reichhaltige kulinarische Angebot der Restaurants genutzt. CP kann somit auch sehr hochwertige Unterkünfte anbieten, und spricht damit ein Klientel an, das in unserer Region ansonsten wenig Alternativen findet.

Zudem schließt CP mit seinen barrierefreien Unterkünften für gehandicapte Familien eine wichtige, aber zur Zeit beschämende Versorgungslücke in unserer touristischen Landschaft. CP würde damit zum Trend der sinkenden Bettenzahlen in der Region einen erfreulichen Gegenpol setzen. Alleine in den Gemeinden Pfofeld und Theilenhofen z.B. hat sich die Bettenzahl bei den privaten Vermietern in den letzten 12 Jahren halbiert – Tendenz weiter sinkend.

Dieser Wandel in der bestehenden Übernachtungsinfrastruktur liegt einerseits daran, dass mehr junge Frauen gut ausgebildet und berufstätig sind und nicht mehr "nebenbei" vermieten, andererseits ist ein Invest in eine Ferienwohnung aufgrund der relativ kurzen Saison (Ostern bis maximal Oktober) wenig rentabel. Auch hier würde CP einen wichtigen Impuls für die privaten Vermieter setzen, da zukünftig dann ganzjährig Nachfrage nach ihren Unterkünften besteht, denn nicht jeder Gast eines CP möchte auch dort übernachten.

Ein durch die CP-Ansiedlung initiierter und notwendiger Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wäre ein gewinnbringender Effekt sowohl für die Ortsteile Langlau/Rehenbühl als auch Thannhausen. Zu denken ist hier an den Ausbau des Bahnhofs Langlau bei gleichzeitiger Erhöhung der Zugfrequenz, Entlastungen der Staatsstraße 2222 im Bereich der Ortschaft Thannhausen sowie an eine Erschließung/Verbesserung im Bereich der seezuleitenden Fahrradwege.

Nachteile auch bewusst

Unter Betrachtung dieser Komplexität ergeben sich natürlich – wie bei jeder Weiterentwicklung – auch diverse Nachteile durch die Errichtung eines Ferienparks, denen wir uns durchaus bewusst sind. Sie stehen für uns aber – vorausgesetzt, es ergeben sich vernünftige Lösungen für Verkehrsinfrastruktur, Wasserversorgung, Naturschutz etc. – in keinem nennenswerten Verhältnis zu den aus der CP-Errichtung für unsere Region resultierenden Vorteilen.

In diesem Zusammenhang müssen wir darauf hinweisen, dass CP durch das für den Masterplan erforderliche Umweltverträglichkeitsgutachten hinsichtlich seiner Planungen in ein enges Korsett verwiesen wurde. Das heißt, die Beplanung des Muna-Areals durch CP ist prinzipiell auf ökologisch unbedenkliche Bereiche beschränkt und damit für den Investor mit deutlichen Hindernissen versehen.

Von diesen Vorteilen einer Ferienpark-Ansiedelung sind in unseren Ausführungen nun wichtige Bausteine dargestellt worden, allerdings ließe sich die Auflistung noch in unzählige Bereiche erweitern bzw. vervielfältigen.

Wir hoffen nun, dass wir mit unserem Gedankengut die Perspektive in der Thematik CP einmal aus einem anderen Blickwinkel ermöglichen können und wünschen uns von allen Seiten ein kooperatives und konstruktives, v.a. aber respektvolles Miteinander, um das Beste für unsere Region und die zukünftigen Generationen zu erreichen.

Das sind die Unterzeichner

Aus der Gemeinde Pfofeld und den dazugehörigen Ortsteilen unterzeichnen: Sonja und Jochen Barthel; Renate und Wolfgang Baumeister; Andrea und Christoph Beck; Magda Böhm; Andreas Brunner; Walburga und Xaver Brunner; Miriam und Giuseppe Chimento; Marianne und Gerhard Gempel; Christa und Georg Goppelt; Jens Goppelt; Julian Goppelt; Ute Goppelt; Theresa, Stefanie, Andreas und Sebastian Heid; Philipp Helmreich; Heidi und Herbert Holzinger; Ulla und Olaf Klapps; Christine und Simon Kleemann; Karl Kleemann; Michael Kleemann; Nadine und Daniel Kleesattel; Gudrun und Benno Krauß; Martin Kohlhöfer; Hannelore u Matthias Krogoll; Helga und Werner Loch; Lisa und Matthias Loch; Andreas Lutz; Doris Lutz; Markus Lutz; Dr. Nicole und Dr. Daniel Maaß; Lucas McCombie; Rita und Robert Meier; Tobias Meier; Karl-Heinz Minnameier; Gerhard Mitsch; Fritz Müller; Manfred Müller; Lorenz Pfister; Andrea und Frank Pompetzki; Sigrid Popp; Helmut Pratzer; Manfred Renner; Willi Renner; Beatrice-Claudine und Prof. Dr. Thomas Rex; Oliver Röhrl; Irmgard und Gerhard Sauer; Michaela Scheiwe; Christel und Horst Schlosser; Claudia und Hermann Schmoll; Hannes Schröder; Karina Schröder; Melanie Schröder; Elena Seubert; Erich Seubert; Brigitte und Gerhard Stark; Janin Treitinger; Kathrin und Lutz Treitinger; Martina u Gerhard Tremel; Reinhold Tremel; Christiane und Georg Walter; Harald Wehrberger; Theresia Welser; Alexandra, Hannah, Pamela und Shawn Williams;
außerdem: Karl Barthe, Pleinfeld; Gerhard Baumgärtner, Gunzenhausen/Pflaumfeld; Anita Börschlein, Stockheim/Spalt; Markus Börschlein, Stockheim/Spalt; Adriana Boxberger; Gunzenhausen; Ulrike Hörst, Markt Berolzheim; Lukas Iselt, Potsdam; Otto Kirsch, Theilenhofen; Gisela und Karlgeorg König, Ellingen; Monika und Friedrich Müller; Spalt/ Enderndorf; Uschi und Dr. Karl-Friedrich Ossberger, Weißenburg; Hans Popp, Merkendorf; Peter Rauch, Weißenburg; Uwe Rohn, Pleinfeld; Michael Schuler, Gundelsheim; Andreas Schülein, Wald/ Gunzenhau-sen; Bernadette Seitz, Ramsberg; Heidi und Eduard Selz, Spalt; Tim Selz, Spalt; Renate Straußberger, Spalt/Enderndorf; Stefan Streckel, Büchelberg; Renate und Klaus Wagner, Weißenburg.

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