Stimmung ade?
Keine Weihnachtslieder wegen explodierter GEMA-Gebühren? Christkindlesmarkt geht besonderen Weg
25.10.2024, 05:00 UhrLetztes Jahr der Schock für die Weihnachtsmarktbetreiber: die GEMA, also die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, hat die Gebühren für Musikbeschallung ordentlich angezogen. Verhandlungen über einen speziellen Tarif der GEMA für Weihnachtsmärkte sind gescheitert. Die Zuständigen der Weihnachtsmärkte müssen sich nun überlegen, ob sie die Kosten für weihnachtliche Musik bewerkstelligen können und wollen, oder nicht.
Nürnberg setzt auf "GEMA-freie Tage"
Um einen Teil der GEMA-Gebühren einzusparen, hat sich die Stadt Nürnberg für den Christkindlesmarkt einen speziellen Plan überlegt. "Um die GEMA-Gebühren auf ein für die Stadt erträgliches Maß zu reduzieren, wird es insgesamt 12 GEMA-freie Tage geben", so der Dienststellenleiter der Nürnberger Märkte Marco von Dobschütz-Dietl zu unserer Redaktion. Außerdem können Kinder-, Erwachsenen- und Posaunenchöre für ihre Auftritte wählen, ob sie GEMA-freie Weihnachtslieder vortragen möchten oder nicht.
Marco von Dobschütz-Dietl weiter: "Mit dieser Maßnahme können die Gebühren um mehrere Tausend Euro reduziert werden und wir müssen nicht auf weihnachtliche Musik verzichten". Mit dem von der GEMA veröffentlichten Tarif hätten die Veranstalter des Christkindlesmarktes knapp 30.000 Euro bezahlen müssen, hätten sie das Programm beim Alten belassen. Fest steht also: auch am diesjährigen Nürnberger Christkindlesmarkt wird es wieder ein weihnachtliches Bühnenprogramm geben, trotz GEMA-Streitigkeiten.
Fürth plant Weihnachtsmarkt wie immer
Auch in Fürth wird der Weihnachtsmarkt im gleichen Rahmen wie in den letzten Jahren stattfinden, teilt das Fürther Marktamt unserer Redaktion mit. Es wird sowohl durch Lautsprecheranlagen, als auch mit Chören und Musikgruppen musikalische Untermalung geben. Ein Weihnachtsmarkt ohne Musik sei sehr traurig und die Musik gehöre einfach dazu. Wie die GEMA-Gebühren bewerkstelligt werden können, wird hinterher geprüft.
Auch die Waldweihnacht Erlangen findet wie gewohnt statt
Für die Erlanger Waldweihnacht ist im Jahr 2023 ein Betrag von rund 16.000 Euro durch die GEMA entstanden. In diesem Jahr wird eine höhere Summe erwartet, da der Weihnachtsmarkt zwei Tage länger andauern wird, so der Konzeptgeber Ernst Stäblein. Das Bühnenprogramm ganz oder gar teilweise auf GEMA-frei Lieder einzuschränken, käme speziell für die Waldweihnacht nicht infrage, erklärt Stäblein in einem Gespräch mit der Redaktion. Anders als der Nürnberger Christkindlesmarkt, der weltweit bekannt ist, lebe der Erlanger Weihnachtsmarkt stark vom Bühnenprogramm, bei dem nicht nur Weihnachtsstücke vorgeführt werden.
Dass es zu keiner Einigung bei den Weihnachtsmarkt-Tarifen mit der GEMA kam, sei sehr ärgerlich. "Aber es ist so", fasst Stäblein zusammen.
Die Lösung in Erlangen schaut also folgendermaßen aus: "Wir in Erlangen werden genauso weitermachen, wie bisher. Das Bühnenprogramm wird unverändert sein. Wir werden es nicht einschränken." Um die aufkommenden Gebühren tragen zu können, sollen die Kosten aufgeteilt werden. Stäblein erklärt, dass einen Teil er gemeinsam mit einem Partner als Aussteller übernehme. Den anderen, wesentlich größeren Anteil trägt die Stadt Erlangen.
Für diesen Winter ist eine Lösung also gesichert. Wie es aber in den nächsten Jahren aussehen soll, ist noch völlig unklar. In Erlangen kommt nämlich zu den hohen GEMA-Gebühren ein weiteres Problem hinzu: ein Haushaltsloch. Laut dem Bürgermeister befinde sich die Haushaltslage in Erlangen in der größten Schieflage seit Kriegsende. Somit sei anzunehmen, dass die diesjährige Lösung mit der Aufteilung der Kosten in den kommenden Jahren nicht funktionieren wird, erklärt Stäblein.
Zudem findet er, die hohen GEMA-Gebühren würden den Musikern selbst schaden, da sie bei gestrichenen Auftritten auch keine Gage bekommen würden.
In diesem Jahr ist das Bühnenprogramm also noch gesichert. Falls die Stadt die Kosten nächsten Winter nicht tragen kann, käme laut Stäblein beispielsweise ein Großsponsor infrage. Aber was auch immer in der Zukunft kommen sollte, ist der Co-Veranstalter optimistisch. "Solange ich das mache, werde ich immer eine Lösung finden", versichert er.
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