Luise Leikam Schule setzt auf positive Verstärkung

19.7.2016, 18:47 Uhr
Luise Leikam Schule setzt auf positive Verstärkung

© Rödel

Mitten in einem klassischen Wohngebiet in der Fürther Südstadt, unweit des Hauptbahnhofs, liegt diese kleine Grundschule. Die dazugehörenden Freiflächen sind ebenso überschaubar wie die Klassenzimmer. Doch diese Überschaubarkeit hat ihren Reiz. Den Schülern vermittelt sie ein Gefühl von Geborgenheit. Und gerade für die Jüngsten, die Erst- und Zweitklässler, für die der Schulalltag noch alles andere als alltäglich ist, sind die Räumlichkeiten wie geschaffen. Hier lernen sie in einer Atmosphäre, in der sie sich wohlfühlen. Das hat nicht nur etwas mit der Architektur zu tun.

"Wir sind eine Schulfamilie", sagt Schulleiterin Ulrike Opfermann-Schmidt beim Gang durchs Schulhaus. Die Unterrichtsräume der Abc-Schützen wirken wie Aquarien. Die Wände zum Korridor sind komplett verglast. Ein großes Sichtfenster erlaubt den Blick ins benachbarte Klassenzimmer. "Das ist überhaupt kein Problem", winkt Ingo Grünwald ab. Die Kinder ließen sich davon nicht ablenken.

Der Stellvertreter von Opfermann-Schmidt ist Klassleiter der 1a und 2a. Die Wände seines Unterrichtsraums sind mit Kunstwerken der Kinder und Fotos in Postergröße verziert. "Der hier war Bestandteil eines Referats", erklärt Grünwald und deutet auf die Fotografie eines riesigen Hais mit aufgesperrtem Maul, der direkt auf den Betrachter zuzuschwimmen scheint.

Luise Leikam Schule setzt auf positive Verstärkung

© Foto: Ralf Rödel

Referate schon in der ersten oder zweiten Klasse? Ulrike Opfermann-Schmidt lacht herzlich über diese Frage. "Warum denn nicht, da kommen tolle Sachen heraus", sagt sie. Es motiviere die Kinder ungemein, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die sie persönlich interessieren. Ganz nebenbei verlieren die Kinder die Scheu, frei zu reden.

In der Luise Leikam Schule wird jahrgangsgemischt unterrichtet. Zehn Stunden pro Woche wird der Unterricht von zwei Lehrkräften pro Klasse gestaltet. Jedes Kind bestimmt durch seinen Wochenplan individuell, wann es bereit ist für die nächste Etappe im Schulstoff.

Grundlage ist der gleiche Lehrplan wie an einer staatlichen Grundschule. Nur die Vermittlung unterscheidet sich grundlegend. In Fürth setzt man auf Reformpädagogik nach Montessori und dem Marchtaler Plan, ein Konzept, das der christlichen Auffassung vom Menschsein Rechnung trägt.

"Der theologische Grundgedanke, dass jedes Kind einzigartig und wertvoll ist, steht über allem", sagt die Schulleiterin. Dazu gehört neben der Wertschätzung der Kinder eine positive Fehlerkultur: Motivieren statt kritisieren, damit die Lust am Lernen erhalten bleibt. Das sei nicht selbstverständlich, sagt Opfermann-Schmidt.

Lernen mit Lust und Leidenschaft

Bevor sie die Luise Leikam Schule mitgegründet hat, unterrichtete sie 25 Jahre im Regelschuldienst. Mit zunehmender Frustration. Denn egal, ob sie versuchte, verstärkt auf vernetzten Unterricht oder auf Lernwerkstätten zu setzen, sie stieß auf Widerstand. "Dabei bin ich überzeugt davon, dass Kinder mit Lust und Leidenschaft lernen sollten", sagt Opfermann-Schmidt. Deshalb wird an der Luise Leikam Schule neben den klassischen Schulfächern Musik, Tanz und Theater angeboten. Die Schule kooperiert mit dem Windsbacher Knabenchor.

Auch das soziale und spirituelle Miteinander spielt eine große Rolle im Schulalltag. Neben einem täglichen Morgenkreis gibt es einmal pro Woche eine Andacht für die ganze Schule.

Anstelle von Noten gibt es bis zur dritten Klasse Lernentwicklungsgespräche, die der Lehrer mit dem Schüler führt. Auf einem Leistungsbogen beurteilt sich das Kind dabei selbst und schließt dann, gemeinsam mit der Lehrkraft, eine Zielvereinbarung fürs nächste Schulhalbjahr.

"Wir versuchen, den Unterricht so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten", betont die Schulleiterin. Frontalunterricht gibt es zwar noch, aber er macht nur noch zehn Prozent des gesamten Lernens aus. Dass die Rechnung aufgeht, zeigten die Ergebnisse der ersten Abschlussklassen. Alle Schüler der vierten Klasse haben den Sprung aufs Gymnasium oder die Realschule geschafft.

Persönliche Entwicklung ist Trumpf

Die Luise Leikam Schule ist eine Grundschule in privater Trägerschaft. Das Schulgeld beträgt 135 Euro im Schuljahr 2015/2016. Doch es gibt die Möglichkeit, eine Ermäßigung oder sogar einen Freiplatz zu bekommen. Ansprechpartner ist das Dekanat Fürth.

146 Schüler verteilt auf sieben Klassen besuchen die Schule derzeit. Besonderer Wert wird in der Pädagogik auf die persönliche Entwicklung der Schüler gelegt. In einem Sozial-Ziele-Katalog wird klassenweise alle zwei Wochen ein neues Ziel formuliert. Fairer Umgang der Schüler untereinander und von Lehrer zu Schüler ist hier selbstverständlich.

Ein Markenzeichen der Luise Leikam Schule ist der vernetzte Unterricht. Darüber hinaus wird viel Wert auf die musikalische Bildung und die positiven Effekte des Impro-Theaters gelegt.  

 

 

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