Millionen Dosen: Hausärzte sind bereit zum Impfen
2.4.2021, 05:56 UhrEigentlich wäre die Praxis von Jürgen Büttner Mittwochnachmittag geschlossen. Dennoch ist der Hausarzt aus Roth im Einsatz. Die gelieferten 20 Impfdosen will er ohne Zeitverzögerung seinen Patienten verabreichen. Zuvor hat sein Praxisteam in mühevoller Arbeit die laut Impf-Priorisierung infrage kommenden Patienten angerufen. "Wir mussten zunächst abfragen, wer die Impfung möchte und wer bereits in einem Impfzentrum geimpft worden ist", sagt Büttner, der auch stellvertretender Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes ist.
So wie ihm ging es einigen seiner Kollegen, berichtet der 65-Jährige. Zunächst mussten die Mediziner eine Bestandsaufnahme machen, dann wurden – teils unter Vorbehalt - Impftermine vergeben.
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Rund 1600 Hausarztpraxen in ganz Bayern sind mit Vakzine, die vor einer schweren Covid-19-Erkrankung schützen sollen, beliefert worden oder werden noch beliefert. Momentan sind es 20 Dosen pro Praxis. Nach Ostern soll die Liefermenge auf 50 Dosen pro Praxis erhöht werden. Der dritten Welle davonschwimmen könne man damit zwar nicht, aber man könne die besonders vulnerablen Gruppen schützen, sagt Büttner. Logistisch sei die Aufgabe zu bewältigen.
Auf Randzeiten aufweichen
Der Mediziner ist mit vielen Hausärzten in Kontakt, die sich seit geraumer Zeit darauf vorbereiten, mit zu impfen. Man werde hin und wieder auf Randzeiten ausweichen müssen und auch mal eine kürzere Mittagspause machen oder am Abend Überstunden, so dass die alltägliche Praxisarbeit nicht darunter leide, sagt Büttner.
Während die Hausärzte erst jetzt in die Impfstrategie mit einbezogen werden, wird seit dem 27. Dezember in den bayerischen Impfzentren geimpft. Auch hier stehen die Mitarbeiter bereit, wenn, wie angekündigt, mehr Impfstoff verfügbar ist. Das Bundesgesundheitsministerium rechnet im April insgesamt mit der Lieferung von 15,3 Millionen Impfstoffdosen, im gesamten zweiten Quartal sollen es insgesamt rund 70 Millionen sein. Das sind allerdings lediglich Prognosen. Immer wieder mussten die Vorhersagen korrigiert werden – und zwar nach unten.
Rund eine Million Dosen für die Hausärzte
Laut bayerischem Gesundheitsministerium sollen in Bayern rund 2,3 Millionen Impfdosen im April geliefert werden, davon sind 1,4 Millionen für die Impfzentren bestimmt sowie 942.641 für die Arztpraxen. "Mit Hilfe dieser Mengen können im April jeweils über eine Million Erst- und Zweitimpfungen in Bayern durchgeführt werden", so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. "Bei ausreichender Impfstoffverfügbarkeit und sobald die Prioritätsvorgaben der Coronavirus-Impfverordnung es zulassen, wird es auch Impfungen in Unternehmen durch Betriebsärzte geben."
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Doch bis es soweit ist, sind vor allem die Mitarbeiter in den Impfzentren gefragt. "Wir könnten auf Grundlage der logistischen Kapazitäten, die wir in Nürnberg aufgebaut haben rund 14.000 Impfungen pro Woche und bei absoluter Volllast bis zu 16.000 Impfungen verabreichen", sagt Ulrike Goeken-Haidl von der Koordinierungsstelle Impfzentrum der Stadt Nürnberg. "Alles hängt von der Menge des gelieferten Impfstoffes ab. Jede erhaltene Impfdose können wir in Nürnberg schnell verimpfen. Die räumlichen und personellen Kapazitäten dafür sind da." Wegen des schleppenden Impfstarts sind die Impfzentren nicht, wie ursprünglich prognostiziert, bis in den frühen Sommer geöffnet, sondern mindestens bis 30. September.
"Dreh- und Angelpunkt sind die Liefermengen"
Mittlerweile haben laut Stadt Nürnberg die meisten Menschen der höchsten Priorisierungsgruppe eine Immunisierung erhalten. "Wir wagen es nicht, eine Prognose abzugeben, wann wir die Corona-Impfverordnung komplett abgearbeitet haben. Der Dreh- und Angelpunkt sind die Liefermengen", betont Goeken-Haidl. Über die wöchentlichen Liefermengen entscheidet der Bundesgesundheitsminister gemeinsam mit Gesundheitsministerkonferenz - auf Grundlage der jeweiligen Lieferdaten.
Über die verfügbaren Kapazitäten werden im Anschluss die Hausärzte und Impfzentren zeitnah informiert, um Terminvergaben daraufhin abzustimmen. "Das alles geht nur im Team", sagt Hausarzt Büttner. "Wir sind bereit und wollen mithelfen. Jetzt heißt es machen, nicht nur reden."
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