Neues Energie-Gutachten: Ohne Windkraft geht es nicht in Bayern

Martin Müller

Redaktion Metropolregion Nürnberg und Bayern

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30.11.2020, 16:24 Uhr
Wie hier auf dem Dach des Landratsamtes in Weißenburg sollen künftig überall in Bayern zusätzliche Photovoltaik-Anlagen entstehen. Doch das genügt laut Öko-Institut nicht, um den Bedarf zu decken - vor allem im Winter.

© Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen Wie hier auf dem Dach des Landratsamtes in Weißenburg sollen künftig überall in Bayern zusätzliche Photovoltaik-Anlagen entstehen. Doch das genügt laut Öko-Institut nicht, um den Bedarf zu decken - vor allem im Winter.

"Bayern ist Sonnenland", verkünden Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) immer wieder und setzen auf einen massiven Zuwachs bei der Photovoltaik, um die Versorgungssicherheit des Freistaats in Zukunft zu gewährleisten. Doch laut einem von den Landtags-Grünen in Auftrag gegebenen Gutachten des Freiburger Öko-Instituts genügt das nicht.


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Unterstellt man die derzeit erwartbaren Entwicklungen, hätte Bayern im Jahr 2035 laut Öko-Institut einen Selbstversorgungsgrad bei Strom von lediglich 61 Prozent, obwohl ein Wachstum der installierten Photovoltaik-Leistung von 13 auf 31 Gigawatt einberechnet wurde. "Wir laufen auf eine große Versorgungslücke zu. Wir brauchen einen viel stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien, Wirtschaftsminister Aiwanger lässt da völlig die Ambitionen vermissen", sagt Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion.

Erdgaskraftwerke nur als Reserve

Das Öko-Institut hat deshalb für die Grünen vier Szenarien durchgerechnet, wie sich die Stromimporte verringern lassen. Zwei davon sind für die Grünen allerdings eigentlich kein Thema, weil sie den Zubau und dauerhaften Einsatz von Erdgaskraftwerken unterstellen. "Damit würden die CO2-Emissionen ansteigen. Erdgaskraftwerke dürfen nur Reservekraftwerke sein für die Zeiten, wenn Sonne und Wind nicht liefern", betont Stümpfig.

17 Prozent weniger Stromimporte würde es bei einer Verdoppelung der Windkraft auf sechs Gigawatt geben, sogar 44 Prozent weniger bei einer Verdreifachung der Windkraft und einer annähernden Vervierfachung der Photovoltaik auf 51 Gigawatt installierte Leistung.

Selbst beim letztgenannten Szenario wären allerdings noch Stromimporte notwendig, wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß. Komplett auf Stromimporte zu verzichten, wäre extrem teuer, meint Studien-Autor Christof Timpe vom Öko-Institut. "Das macht keinen Sinn", sagt er. Wegen der zunehmenden Abhängigkeit von Stromimporten sei aber auch der Ausbau der Stromnetze sehr wichtig.

Bayern bleibt Strom-Importland

"Durch den starken Ausbau der erneuerbaren Energien können wir die Abhängigkeit verringern. Im Winter sind wir sonst zu 70 bis 80 Prozent von Importen abhängig – das ist uns zu unsicher", betont Stümpfig.

Denn vor allem im Winter fehlt der Strom, weil die Photovoltaik da nur sehr begrenzt liefern kann. Deshalb ist laut Öko-Institut auch der Zubau bei der Windkraft so wichtig. "Der Wind weht natürlich auch nachts, und gerade in Bayern im Schnitt im Winter deutlich stärker als im Sommer. Photovoltaik und Windkraft ergänzen sich also sehr gut", meint Timpe.


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Für eine Vervierfachung der Photovoltaik braucht man laut Stümpfig 0,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche - gegenüber elf Prozent, die derzeit für Biogasanlagen in Beschlag genommen werden. Bei der Windkraft müsste jeder Landkreis in den nächsten zehn Jahren drei bis vier neue Windräder bauen. "Mein Landkreis Ansbach hat schon 75. Wir würden uns wünschen, wenn gerade der Süden Bayerns da kräftig nachziehen würde", fordert Martin Stümpfig, der in Feuchtwangen lebt.

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