Endet der Youtube-Ärger endgültig?
Drachenlord-Haus verschwindet: Jetzt wird die "Schanze" endgültig abgerissen
17.3.2022, 07:37 UhrEs begann mit Problemen, wie so vieles rund um den Drachenlord. Kurz nachdem Arbeiter anrückten, um das Haus am Altschauerberg 8 abzureißen, quittierte der Bagger den Dienst. Bis in den Mittwochvormittag hinein stand der Betrieb still.
Über Jahre sorgte der Streamer Drachenlord, bürgerlich Rainer Winkler, für Massenaufläufe in Altschauerberg. Das soll jetzt ein Ende haben. Stein um Stein fraß sich der Bagger nach den anfänglichen Startschwierigkeiten in das Wohnhaus hinein, wirbelte Staub auf. Sieht so das Ende des "Drachengame" aus?
Das beschauliche Altschauerberg bei Emskirchen hofft es. Die 40 Einwohner litten unter den ständigen Polizeieinsätzen, dem Lärm, den Beleidigungen, die immer wieder in physischer Gewalt zwischen Winkler und seinen Besuchern mündeten. Mehrmals am Tag rückten Streifen zu dem Wohnhaus aus. Ein Kraftakt, auch für die örtliche Polizei. "Es sind in den letzten Jahren bestimmt mehrere zehntausend Einsatzstunden angefallen", sagt Siegfried Archut, Leiter der Neustädter Dienststelle, die für Altschauerberg verantwortlich ist. Zum Abriss rückte die Polizei erneut an, um Schaulustige aus dem Dorf zu vertreiben. Sogar berittene Beamte mit Pferden waren im Einsatz.
Winkler ließ viele persönliche Gegenstände zurück
Mit dem Auszug Ende Februar soll das tägliche Theater in Altschauerberg enden. Endgültig. Nachdem Winkler die sogenannte "Schanze" verkauft hatte, läuft nur gut zwei Wochen später der Abriss des Wohnhauses. Bereits Mitte vergangener Woche rückten Arbeiter an, sie deckten das Dach ab, hoben eine Grube vor dem Gebäude aus. Am Mittwoch begann der eigentliche Abriss. Schon in wenigen Tagen wird die "Schanze" verschwunden sein. Die Demontage des Internet-Phänomens, das war der Wunsch aller, sollte schnell, still, möglichst geräuschlos ablaufen.
Das Gebäude war gezeichnet von den Scharmützeln in Altschauerberg. Die Fassade verschmiert mit Farbe, Hater sprühten Parolen wie "Besiegt" auf die Garage vor dem Haus, Eierkartons und Müll pflasterten die Einfahrt. Im Inneren sah es nicht viel besser aus. Tagelang entrümpelte die Gemeinde, denn: Winkler ließ nach Informationen unserer Redaktion jede Menge persönliche Gegenstände zurück. Aus Angst vor Übergriffen sollen sich mehrere Entsorgungsunternehmen gegen den Abriss entschieden haben - sie fürchteten die Reaktion der Hater-Community.
Dachziegel im Internet verkauft?
Tatsächlich lässt die Gemeinde das Grundstück erst einmal ungenutzt. Konkrete Pläne gebe es nicht, heißt es aus dem Emskirchener Rathaus. Wie viel Winkler für das heruntergekommene Gebäude bekommen hat, bleibt unklar. Sowohl die Behörden als auch der Drachenlord schweigen eisern. Die Gemeinde hatte jede Menge Kaufanfragen für das eigentlich unscheinbare Grundstück in der mittelfränkischen Provinz bekommen - mutmaßlich von Hatern. Doch die Verantwortlichen wollen eine Art Drachenlord-Wallfahrtsort verhindern.
Die Angst der Gemeinde ist nicht unbegründet. Auch nach dem Auszug Winklers pilgerten täglich Hater nach Altschauerberg, um die verlassene "Schanze" zu fotografieren - und ihren Sieg im sogenannten "Drachengame" zu zelebrieren. Die Polizei hielt Wache in dem Dorf, um eine Souvenirjagd auf persönliche Gegenstände des Drachenlord zu verhindern. Videos auf Telegram aber zeigen Hater, die durch das verlassene Wohnhaus wandeln. Im Internet sollen Dachziegel des Gebäudes verkauft worden sein.
Bald steht der Drachenlord vor Gericht
Die Anwohner hoffen, dass der Ärger um den Drachenlord mit dem Abriss endet. Winkler selbst fuhr nach seinem Auszug quer durch die Republik, schon zuvor hatte er eine Deutschland-Tour angekündigt. Immer wieder spürten Hater ihn auf, immer wieder sorgte sein Auftauchen für Aufregung. Das, was Altschauerberg über Jahre beschäftigte, passiert nun überall in der Republik.
Spätestens am 23. März wird der Drachenlord nach Franken zurückkehren. Dann steht er erneut vor Gericht. Nach Beleidigungen und Gewalt wurde er im Oktober vergangenen Jahres zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. In wenigen Tagen beginnt die Berufungsverhandlung. Winkler hofft auf ein milderes Urteil, sicher ist das aber keineswegs. Das "Drachengame" könnte schon bald enden - und zwar im Gefängnis.