11. Januar 1971: Generalangriff auf die Alltagsmuffel

11.1.2021, 07:00 Uhr
11. Januar 1971: Generalangriff auf die Alltagsmuffel

© Ulrich

Heiß brannten die Scheinwerfer auf das Schlachtfeld. Der Höhepunkt nahte. Nürnbergs Narren hoben Albert I. und Elisabeth I. von Narrenberg auf den Schild. Der Prinz hatte sich mit Gesang eingeführt, sehr erbaulich. Sein Vorgänger hatte (wie es sich für einen Tanzlehrer gehört) sein Amt im Walzerschritt angetreten. Der neue Prinz ist kampferprobt und hat als Präsident der AK 04 schon viele Schlachten geschlagen. Sein Auftritt hat Gewicht, Übergewicht sogar.

Ihm zur Seite steht Prinzessin Elisabeth I., mit liebreizendem Lächeln und Augenaufschlag. Beide erhielten aus der Hand des Festausschuß-Präsidenten Hans Bernhard die Insignien ihrer Würde. Bürgermeister Franz Haas überreichte den Schlüssel des Rathauses: „Aber ich sag Ihnen gleich, in der Kasse ist nix drin.“ Der Scherz macht sich noch lange gut.

Wer wie Nürnbergs Karnevalisten Prunk und Stimmung entfalten will, kann dabei graue Haare bekommen. Vor Arger ... schließlich muß alles organisiert werden. Da schreibt zum Beispiel das Festprogramm vor: „Um 15.11 Uhr läßt die Kapelle Blum elf Gongschläge ertönen.“ Wehe, wenn der erste Gong um 15.12 Uhr erschallt.

Alles blickt auf die Uhr. Stirnen runzeln sich unter den lustigen Faschingsmützen. Eine Inthronisation setzt Generalstabsarbeit voraus. Und harte Proben. Gaudi ist eine ernste Sache, die mancher Karnevalist betreibt, nicht, weil er ein sonniges Gemüt hat, sondern aus Idealismus.

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