11. Juli 1967: Stadträte sahen Rost

K. E.

11.7.2017, 07:00 Uhr
11. Juli 1967: Stadträte sahen Rost

© Gerardi

Noch vor zwei Wochen war es ihm auf Anhieb nicht gelungen, die Stadträte von der Notwendigkeit einer Generalinstandsetzung zu überzeugen. Inzwischen aber haben die Kommunalpolitiker mit eigenen Augen den Rost angesehen, der die 70 Jahre alten Eisenträger zernagt und sogar die Mischbinder-Konstruktion angegriffen hat, mit der kurz nach dem Kriege die Lücken geschlossen worden sind.

11. Juli 1967: Stadträte sahen Rost

© Gerardi

"Der tragfähige Querschnitt ist durch Verrosten zurückgegangen", hatte Heinz Schmeißner fachdeutsch formuliert, ehe er für jedermann verständlich berichtete, daß die Brücke jetzt nur noch eine Belastung von 500 Kilogramm auf den Quadratmeter aushält. Dieses Tragfähigkeit würde für Fußgänger gerade noch ausreichen. Eine Sicherheitsreserve sei jedoch nicht mehr vorhanden, so daß Baudirektor Gerhard Lührs mit seinen Leuten von der Brückenbau-Abteilung des Tiefbauamtes jegliche Verantwortung ablehne.

"Wenn wirs‘ um ein Jahr hinausschieben, ist nichts gewonnen“, gab der Baureferent zu bedenken. Zudem bekam er unerwartete Schützenhilfe von Stadtrat Walter Schlee (CSU), dessen Parteifreunde sich noch vor 14 Tagen am heftigsten gegen den neuen Brückenschlag gesträubt hatten. Walter Schlee fand, daß die Belastungsrechnung von Heinz Schmeißner aufging und befürchtete: „Es könnte ja einmal sein, daß die ganze Brücke voller Leute steht“. Und Stadtrat Werner Lippert (FDP) warf ein: "Eine Bundeswehr-Kolonne im strammen Marschtritt kann den Einsturz verursachen".

Nachdem so die Stadträte, die auch von Berufs wegen mit Baufragen zu tun haben, Schmeißners Antrag unterstützten, kapitulierte auch der Rest. "Dann muß man‘s eben machen“ oder – aus dem Munde von Bürgermeister Franz Haas - "Wir beugen uns dem Urteil der Fachleute". "Lieber geben wir das Geld rechtzeitig aus und vermeiden, daß eines Tages möglicherweise größerer Schaden entsteht“, so tönte es im Chor.

Baureferent Heinz Schmeißner, der bei der letzten Sitzung sorgsam vermieden hatte, den Zeitpunkt anzugeben , zu dem die Brücke und damit die Verbindung zwischen dem Dürer-Haus und dem Neutorgraben vollends für den Fahrzeugverkehr gesperrt wird, gab gestern wenigsten einen Anhaltspunkt: "Wenn die Durchfahrt an der Nordseite des Maxplatzes frei wird, machen wir am Tiergärtnertor dicht!“

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