16. Juli 1967: Waldidyll erschlossen

NN

16.7.2017, 07:00 Uhr
16. Juli 1967: Waldidyll erschlossen

© Gerardi

Gestern um die Mittagsstunde schnitt Landart Emil Freiherr v. Stromer von Reichenbach mit einer großen Schere ein gelbes Band durch und gab den neu entstandenen "ADAC-Wanderweg" der Öffentlichkeit preis.

Nur älteren Semestern unter den Nürnberger Naturfreunden war dieses verborgene Waldidyll noch bekannt, dessen Stege und Brücklein seit Jahrzehnten durch die Wetterunbilden unter kräftiger Mitwirkung von zerstörungssüchtigen Rowdys fast völlig verfallen waren. Der Hauptwegemeister des Fränkischen Albvereins, Anton Leidinger, hatte angeregt, diese "landschaftliche Perle" wieder neu zu fassen, und seine Anregung fiel beim ADAC und beim Technischen Hilfswerk Nürnberg, beim Forst- und beim Landratsamt und bei der Gemeinde Röthenbach bei Altdorf auf fruchtbaren Boden.

16. Juli 1967: Waldidyll erschlossen

© Gerardi

Trotzdem wären die sattsam bekannten finanziellen Schwierigkeiten nicht zu überwinden gewesen ohne ganz besondere billige Arbeitskräfte: Das Bundeswehr-Betriebsstoff- und Transport-Bataillon 290, Nürnberg-Großreuth, hielt unter Leitung seines Kommandeurs, Oberstleutnant Alois Meixlsperger, an der Röthenbach-Klamm ein Biwak und eine Einsatzübung mit Pionierausbildung ab. Statt irgendein Potemkinsches Dorf aufzubauen und wieder abzureißen, wurden eben sieben feste Brücken über den Röthenbach geschlagen und der verfallene Wanderweg wieder geebnet.

Die Einweihung verlief höchst stimmungsvoll und romantisch. Nach freundlichen Ansprachen und Dankesworten von Oberstleutnant Meixlsperger, des ADAC-Gauvorstands Dipl.-Kaufmann Hans Richter, MdL Leonhard Heiden, des THW-Vorsitzenden Otto Müller, der den Weg in die Obhut seiner Organisation nahm, von Oberforstmeister Wilhelm Häußinger und des Bürgermeisters von Röthenbach bei Altdorf, Heinrich Link, wurde der neue Pfad ganz ungezwungen beschritten.

Er führt immer durch schattigen Wald am Röthenbach entlang, der sich vor ein paar hunderttausend Jahren, als er noch viel größer war als heute, eine tiefe Sandstein-Schlucht gegraben hat. Niemand wird hier nun gleich eine Partnach- oder Breitachklamm erwarten, aber es ist doch sehr hübsch, einladend und still.

Man hört nur das Wasser leise plätschern. Gestern allerdings war an einer besonders lauschigen Stelle ein original Bundeswehr-Biwak aufgebaut, Bratwürste brutzelten und Bierkrüge schäumten. Aber das war nur am Eröffnungstag, in Zukunft wird man damit nicht ohne weiteres rechnen können.

Der neue Wanderweg, den der ADAC als ersten in Nordbayern unter dem Motto "Wandern für Kraftfahrer tut Not" erschlossen hat, ist acht km lang und über die Straße Fischbach – Birnthon – Ungelstetten leicht zu erreichen. Kurz vor Röthenbach bei Altdorf wird noch genügend Parkraum geschaffen. Die Röthenbach-Klamm, nur an die 15 km von Nürnberg entfernt, wird bald wieder ein bekanntes Wanderziel sein. Und zumindest die Brücken werden diesmal bestimmt zwei Generationen überdauern.

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