19. September 1969: Harmonie in Holz und Beton
19.9.2019, 07:00 UhrHeute wird der Erweiterungsbau am Steinplattenweg – genau 50 Jahre nach der Gründung der ersten Waldorfschule – feierlich eingeweiht. Gestern noch war ein Putztrupp eifrig bei der Arbeit, um das neue Haus für die Ehrengäste und Schüler auf Hochglanz zu bringen.
Der Neubau für 2,5 Millionen Mark schließt sich an die ältere bereits vorhandene Gebäudegruppe harmonisch an. Wenn später die letzten noch vorhandenen Baracken verschwunden sind, hat die Rudolf-Steiner-Schule ihr bauliches Ziel erreicht. „Für unsere 850 Schüler reichen die Räume jetzt völlig aus“, versicherte Dr. Ernst Bauer, Vorsitzender des Rudolf-Steiner-Schulvereins. „Wir wollen keinen Massenbetrieb.“
Das Prunkstück auf dem „Sonnengarten“ fächert sich asymmetrisch in verschiedene Gebäudetrakte aus, die von einer imposanten Eingangshalle abzweigen. Alles Ungleichmäßige und Bewegte hat Architekt Dipl.-Ing. W. Beck bewußt künstlerisch konstruiert. „Der Schulbau soll selber zu einem Erziehungsmittel werden; er soll allein durch Form und Anschauung pädagogisch wirken.“ In Fluren und Räumen wurde viel Holz verwendet und unterschiedlich verlegt. Die Dachräume sind vorwiegend für künstlerische Fächer wirtschaftlich rationell, räumlich wohltuend und akkustisch sinnvoll ausgebaut worden.
Der Neubau enthält 14 Klassenzimmer, elf große Fachunterrichtsräume, eine zentrale Eingangs- und eine Pausenhalle, einen Vortragssaal mit Bühne, der auch für künstlerische Veranstaltungen verwendet werden soll, und einige mittlere und kleinere Gruppenzimmer. Im Untergeschoß sind die Räume für Hauswirtschaft sowie eine moderne Lehrküche eingerichtet worden.
In dem ungewöhnlichen Haus, das dennoch sehr gemütlich wirkt, sollen sich die Schüler der 1. bis 8. Klassen heimisch fühlen. Sie wurden früher in den Baracken unterrichtet, die nach und nach aus der zwei Hektar großen Anlage verschwinden sollen. Mit dem Erweiterungsbau hat die voll integrierte Schule bereits die Voraussetzung für die Ganztagsschule geschaffen.
Die einheitliche Volks- und Höhere Schule hat nun endlich an exponierter Stelle an dem Steinplattenweg eine feste und dekorative Bleibe gefunden. Ganz klein war 1946 in den Räumen der Uhland-Schule begonnen worden. Zwei Jahre später bereits pachtete der Schulverein das Grundstück „Sonnengarten“ und errichtete die erste Baracke. 1952 entstand im 1. Bauabschnitt das bisherige Haupthaus mit acht Klassen- und Fachräumen. Mit sechs weiteren Schulzimmern konnte 1954 das Gebäude vollendet werden.
Wiederum zwei Jahre später kam als Geschenk ein Haus direkt gegenüber hinzu, das den Kindergarten, Schulküche und Bibliothek aufnahm. Die Werkbaracke mit vier Werkstatträumen wurde 1958 errichtet, die Turn-und Festhalle nebst Verwaltungsräumen 1962. Eine weitere Schenkung ermöglichte es, die Schreiner- und Maschinenschlosser-Lehrwerkstätten in einem Neubau auf dem Schulgelände unterzubringen. Den Schlußstrich setzt nun der Erweiterungsbau.
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