23. März 1969: Flugtarif abgelehnt

K. St.

23.3.2019, 07:51 Uhr
23. März 1969: Flugtarif abgelehnt

© Friedl Ulrich

Frage: Vor wenigen Tagen erst haben Sie in Passau die verkehrspolitischen Ziele der Bundesregierung bekräftigt, durch eine intensive Förderung neuer Verkehrswege die Struktur des wirtschaftlich notleidenden Nordbayerns, dessen Metropole Nürnberg ist, nachhaltig zu verbessern. Beschränken sich die bundespolitischen Förderungsvorstellungen allein auf Schiene und Straße oder gelten sie gleichermaßen auch für den Flugverkehr?

Leber: „Die Bemühungen der Bundesregierung, durch eine intensive Förderung neuer Verkehrswege die Struktur des wirtschaftlich notleidenden Nordbayerns nachhaltig zu verbessern, beziehen sich nicht nur auf die Schienen- und Straßenverbindungen. Die Bundesregierung hat stets anerkannt, daß ausreichende Luftverkehrsverbindungen nach dem Flughafen Nürnberg erforderlich sind.

Obwohl der Verkehrsflughafen Nürnberg zu den kleinen deutschen Verkehrsflughäfen zählt, hat der Bund Mittel bereitgestellt, um auch diesen Flughafen entsprechend international Empfehlung auf den Allwetterflugbetrieb vorzubereiten. Die Bundesanstalt für Flugsicherung wendet für die Errichtung neuer Navigationsanlagen rd. 300 000 DM auf, der deutsche Wetterdienst für die Errichtung von meteorologischen Meßgeräten nochmals rd. 300 000 DM. Mit der Einführung des Allwetterflugbetriebes auf dem Flughafen Nürnberg ist voraussichtlich noch dieses Jahr zu rechnen.“

Frage: Entgegenlaufend zu ihren strukturfördernden Bemühungen wurde die Verkehrsbedienung des Flughafens Nürnberg um über 31 v. H. eingeschränkt. Unter den bundesdeutschen Flughäfen nimmt damit Nürnberg einen traurigen Rekord ein. Welche konkreten Pläne bestehen, um diesen diskriminierenden Zustand zu verändern.

Leber: „Von einem ‚diskriminierenden Zustand' kann unter den gegebenen Umständen nicht die Rede sein. Der vom Bundesverkehrsministerium genehmigte Sommerflugplan 1969 der Deutschen Lufthansa sieht im Vergleich zum Sommerflugplan 1968 lediglich den Wegfall von drei Wochenenddiensten auf dem Passagesektor vor. Auf dem Frachtsektor tritt eine Verbesserung ein, da ab 1. April ein eigenes Flugzeug für den Nachtpostdienst eingesetzt wird. Außerdem kann damit gerechnet werden, daß der zunächst für 1970 vorgesehene Einsatz eines Lufthansa-Kurfrachters nach Nürnberg bereits ab 1. November 1969 durchgeführt wird.“

Frage: Mit der Inanspruchnahme der Monopolrechte übernahm die Lufthansa die Verpflichtung, auch auf innerdeutschen Strecken eine ausreichende Verkehrsbedienung zu garantieren. In Nürnberg kann von einer ausreichenden Verkehrsbedienung jedoch nicht mehr gesprochen werden. Ist beabsichtigt, zukünftig die bundespolitischen Ziele Ihres Ministeriums mit den kaufmännischen Interessen der Lufthansa zu koordinieren?

Leber: „Ich betone nochmals, daß das Bundesverkehrsministerium ständig alle Möglichkeiten prüft, die zu einer besseren Bedienung den Flughafens Nürnberg führen. Mit Rücksicht auf die privatrechtliche Gesellschaftsform der Deutschen Lufthansa können wirtschaftliche Gesichtspunkte bei der Einrichtung von Luftverkehrsverbindungen allerdings nicht außer acht gelassen werden. Es kann daher von der Deutschen Lufthansa nicht verlangt werden, Fluglinien einzurichten oder aufrechtzuerhalten, die einen völlig unzureichenden Ladefaktor erwarten lassen oder aufweisen.“

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