24. März 1969: Hort für alleinstehende Frauen

R. P.

24.3.2019, 08:15 Uhr
24. März 1969: Hort für alleinstehende Frauen

© NN

Freilich, die Gründe für einen Besuch am Schmausenbuck sind unterschiedlich. Einigen hat es das ausgedehnte Gelände angetan, die anderen begeistern sich für die putzigen Spiele der Affen, und die Kinder beeindruckt die Wildheit der Raubtiere.

Die „Nürnberger Nachrichten“ fragten Tiergartenbesucher: Warum gehen Sie in den Zoo? Was hat ihnen am besten gefallen? Die Antworten summierten sich zu einer einzigen Liebeserklärung für alles, was am Schmausenbuck grünt, kreucht und fleucht.

Auf das Kompliment der Berlinerin Erika L. kann die Tiergartenverwaltung besonders stolz sein: „Nürnberg kann mit meiner Heimatstadt eigentlich nicht konkurrieren. Aber der Nürnberger Zoo ist einmalig!“ Was ihr besonders gefällt, ist der stetige Wechsel zwischen Grün und Tieren: „Man kann hier im Wald spazieren gehen und gleichzeitig sein Studium betreiben. Sicher, bei uns gibt es mehr Tiere, aber wo in Deutschland ist alles so glücklich aufeinander abgestimmt.“

24. März 1969: Hort für alleinstehende Frauen

© NN

Die Hausfrauen Ursula W. und Sibylle K. befriedigt vor allem die Ruhe im Tiergarten. Sie haben sich Dauerkarten gekauft. Täglich fahren sie mit dem Kinderwagen von Zerzabelshof zum Schmausenbuck. „Für Kinder bis vier Jahre braucht man ja keinen Eintritt zu bezahlen. Und dann ist es hier ja so still, daß unsere Kleinen nicht aufgeweckt werden. Was uns besonders interessiert, Nun, das sind vor allem die Orang-Utans. Leider war heute der Kleine nicht zu sehen.“

Eine Dauerkarte besitzt auch die Witwe Lucia F.: „Es gibt nichts Schöneres als den Nürnberger Tiergarten. Ich liebe die Tiere, und da man sich im Wald nicht sicher fühlt, bin ich hier Stammgast. Da habe ich doch heute acht Frischlinge im Wildschweingehege entdeckt. Spaß bereitet auch das Känguruhjunge, das zur Zeit immer aus dem Beutel der Mutter ins Gehege hupft. Wenn‘s zu kalt wird, wärme ich mich im Elefantenhaus auf. Mein großer Freund ist der Gibbon im Affenhaus. Leider ist er zur Zeit ausquartiert.“

Auch das gibt es: das Kommunionkind Korsa, neun Jahre jung, wünscht sich zu seinem Ehrentag einen Tiergartenbesuch. Die Patentante Luise H. erfüllt ihn. Mit von der Partie sind Angelikas fünfjährige Schwester Barbara und ihre Freundin Jutta B. (12). Das Quartett ist tolerant genug, die Meinungen des anderen zu respektieren. Die Patentante will nicht nur frische Luft schnappen, sie will auch die Raubtiere und die Giraffen anschauen und betont: „Am allerliebsten will ich die Affen sehen.“ Die Kinder wiederum interessieren sich für das Außergewöhnliche, für die Schildkröten, die exotischen Fische, für die Flamingos.

All diese Kommentare sind eine eindeutige Absage an jene, die bemängeln, daß der Nürnberger Tiergarten zu wenig Tiere besitzt; alle schätzen die glückliche Komponente zwischen Flora und Fauna …

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