25. Juli 1968: Die Läden sind wegen Urlaub "dicht"

NN

25.7.2018, 07:00 Uhr
25. Juli 1968: Die Läden sind wegen Urlaub

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Obwohl die meisten Kunden Verständnis für den verdienten Urlaub ihres Kaufmanns "um die Ecke“ zeigen, bleibt ihnen oft Ärger nicht erspart. Der Grund: viele Betriebe der gleichen Branche und im selben Stadtteil machen gleichzeitig für zwei oder drei Wochen "den Laden dicht". Einzelhandelsverband und Handwerkskammer geben zwar ihren Mitgliedern Ferienleitlinien in die Hand, aber Überschneidungen lassen sich manchmal nicht verhindern. Die Schulferien zwingen zahlreiche Unternehmer, den Urlaubsplan in einer kurzen Zeit abzuwickeln.

Umfragen haben ergeben, daß in diesem Sommer mehr noch als in den vergangenen Jahren Kaufleute und Handwerksmeister ihre Betriebe schließen. Nicht etwa, weil es ihnen zu gut geht. Die meisten Geschäftsinhaber handeln vielmehr unter dem Zwang der Verhältnisse, wenn sie das bekannte Plakat in die Schaufenster stellen oder an die Ladentür heften. Sobald die Ferienzeit herannaht, wird es für sie kritisch, weil sie sich meist auf fremdes Personal stützen müssen. Der berechtigte Anspruch auf Urlaub, der jedem Arbeitnehmer und jedem Chef zusteht, bringt diese Betriebe in große personelle Schwierigkeiten. Weil Aushilfskräfte schwer zu bekommen sind, gehen sie den Weg des geringsten Widerstandes und schicken ihre Mitarbeiter geschlossen in Urlaub.

In dieser Methode sieht der Einzelhandelsverband keine Nachteile, obwohl er es jedem seiner 400 Mitglieder überläßt, wann er die Schotten herunterläßt. "Durch die große Zahl der Betriebe", so erkärt der Geschäftsführer, "treten keine Versorgungslücken auf". Irgendwelche Nachteile werden nicht registriert: "Jedes Geschäft macht seine Kunden rechtzeitig auf den Urlaubsbeginn aufmerksam. Die Leute weichen in dieser Zeit auf einen anderen Betrieb aus und kommen später zu ihrem Kaufmann wieder zurück."

Urlaubsplan schafft Abhilfe

Mit ihrem Urlaubsplan macht die Bäckerinnung schon seit zehn Jahren sehr gute Erfahrungen. "Bei uns liegt ab 1. Januar eine Liste auf", berichtete Obermeister Hans Baum stolz, "in die sich die Kollegen eintragen können." Anhand dieser Unterlagen weiß jeder, wann die Konkurrenz schließt, so daß er sich frühzeitig auf die Urlaubspläne anderer einstellen kann Der Appell der Innung, auch Vor- und Nachsaison zu belegen, ist auf fruchtbaren Boden gefallen. "Bei uns kommt es nicht vor, daß drei oder vier Betriebe in einem Bezirk auf einmal schließen", behauptet der Obermeister.

Wechselweise schickt auch die Schuhmacher-Innung ihre Mitglieder in Ferien. "Die Absprache unter unseren 210 Betrieben klappt sehr gut", bekennt Obermeister Hans Rahm. Davon sind auch seine Kollegen aus den anderen Innungen überzeugt. Nicht ganz so optimistisch sind die Hausfrauen, die neue Einkaufsmöglichkeiten entdecken müssen. Sie sind heilfroh, wenn ihr Metzger und ihr Kaufmann aus dem Urlaub zurück sind.

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