27. Juli 1968: Bald Hilfe aus der Luft
27.7.2018, 07:11 UhrDer Helicopter vom Typ „Bell Jet-Ranger“ steht auf dem Nürnberger Flughafen Tag und Nacht bereit, damit er sofort mit einem Arzt und einem Sanitäter starten kann, wenn Hilfe über Funk angefordert wird.
Zunächst kommt die Maschine nur an Wochenenden zum Einsatz. Vom Ergebnis der Unfall-Luftbrücke, die bis September besteht, wird es abhängen, ob der Hubschrauber-Rettungsdienst ein ständige Einrichtung des Roten Kreuzes bleibt.
Das BRK folgt damit dem Beispiel seines Münchner Verbands, der zusammen mit dem ADAC seit Beginn der Reisezeit einen Jet-Ranger gechartert hat. Die Oberbayern haben bisher 14 Einsätze geflogen und dabei sehr gute Erfahrungen gemacht. Der entscheidende Entschluß, auch in Nürnberg Schwerverletzte mit dem Hubschrauber zu befördern, ist in einer Konferenz gefallen, an der Vertreter des DRK, des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs, der Stadt- und Landpolizei, der Verkehrswacht, des Innenministeriums und des Flughafens teilgenommen hatten.
Dabei wurde beschlossen, den Jet-Ranger freitags von 16 bis 20 Uhr und an den Samstagen und Sonntagen von 6 bis 20 Uhr startbereit zu halten. Der Chartervertrag mit einem Rothenburger Unternehmer ist bereits abgeschlossen. Die Kosten werden vom BRK übernommen, das allerdings fest mit einem Bundeszuschuß rechnet. Die Aufwendungen für eine Flugstunde belaufen sich auf etwa 500 DM. Die Verantwortlichen wollen den Helicopter im Umkreis von 50 Kilometern einsetzen. Der Aktionsradius reicht bis Weißenburg, Greding, Neustadt und Höchstadt.
Um einen Schwerverletzten aus diesem Gebiet in eine Klinik zu bringen, rechnen die Sanitäter mit einem Flug von zehn bis höchstens zwanzig Minuten. Diese Zeiten können sogar noch unterschritten werden, denn der Jet-Ranger erreicht eine Geschwindigkeit von 230 Stundenkilometern. In der viersitzigen Maschine kann ein Verletzter liegend befördert werden. Für schnelle Hilfe ist auch auf dem Flug gesorgt: ein Arzt und ein Sanitäter können schon unterwegs Bluttransfusionen vornehmen und ihren Patienten künstlich beatmen.
Das Rote Kreuz betrachtet den Hubschrauber-Service als Experiment, bei dem es vor allem darum geht, die Erfahrungen eines fliegenden Rettungsarztes zu sammeln. Der Mediziner wird an der Unfallstelle entscheiden, ob der Verletzte mit dem Krankenwagen oder mit dem Helicopter in die nächste Klinik gebracht werden muß. Selbst in unwegsamem Gelände kann der Jet-Ranger eingesetzt werden, denn in solchen Fällen besteht die Möglichkeit, das Unfallopfer über ein Seil in die Maschine zu heben.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen