31. Juli 1968: Schnellstraße wird zur Autobahn

W. S.

31.7.2018, 07:00 Uhr
31. Juli 1968: Schnellstraße wird zur Autobahn

© Kammler

Der neue Name für den dreistrahligen Stern, der auch mitten durch Nürnberg führt, bringt den Vorteil, daß das Geld für seinen Ausbau künftig aus der Bundeskasse, nicht mehr wie bisher aus dem Etat des Landes für Fernstraßen kommt.

Der Minister versicherte weiter, daß die Autobahnen von Nürnberg nach Regensburg, Amberg und Heilbronn in den kommenden Jahren zielstrebig fertiggestellt werden sollen. Die Oberbürgermeister von Nürnberg, Fürth und Erlangen samt ihren Baufachleuten nutzten das kurze Gastspiel des Besuchers aus Bonn im Autobahnamt zu einer Bittprozession, bei der sie ihm ihr Herz ausschütteten. Für ihre Wünsche fanden sie nicht nur volles Verständnis, sondern auch einen Georg Leber in Geberlaune.

"Ein hochwichtiges Projekt"

Der Bundesverkehrsminister war mit den Franken einer Meinung, daß es sich bei der Schnellstraße zwischen Nürnberg und Fürth, die bei Eltersdorf auf die Autobahn Nürnberg – Frankfurt trifft, um ein "hochwichtiges" Projekt handelt. Es wird sogar erwogen, sie bis Bamberg weiterzuführen. Leber sprach sich daher von selbst dafür aus, daß dieser Schnellweg zur Autobahn erhoben wird, zumal für ihn die stattliche Summe von 100 Millionen DM nötig ist.

Nürnberg ist damit aber noch nicht aller Lasten ledig, denn einschränkend fügte der Chef des Bonner Verkehrsressorts hinzu: "Soweit die Autobahn innerstädtische Bereiche berührt, müssen wir noch im einzelnen darüber sprechen!" Oberbürgermeister Dr. Urschlechter verstand diesen Wink und beeilte sich mit seiner Äußerung: "Wir werden mitziehen, damit es schneller geht!" In der Stadt reichen die Pläne für die bedeutende Verkehrsader von Fürth bis Schwaig, von der Straße An den Rampen bis zum neuen Kanalhafen.

Vorerst ist nur das Teilstück Kurgartenstraße/Jansenbrücke fertig. Leber glaubt jedoch, daß – je nach Lage der Finanzen – der Anschluß nach Erlangen in fünf Jahren spätestens gefunden sein könnte.

Autobahn-Pläne bereits fertig

Der Minister wollte sich allerdings nicht gerne auf Termine festlegen lassen. Von einem Hubschrauberflug über das Land zwischen Nürnberg, Regensburg und Amberg brachte er aber den Eindruck mit, daß die Arbeiten an der Autobahn gute Fortschritte machen. Ob und wann die Autobahn von Regensburg nach Passau weitergebaut wird, steht noch in den Sternen. "Diese Strecke bekäme nach ihrem derzeitigen Verkehrsaufkommen sicher nicht den ersten Rang, wenn die Mittel so knapp wären, daß wir wählen müßten", erklärte der Minister, der jedoch auch darauf hinwies, daß an der österreichischen Grenze bereits ein Anfang für eine spätere Verbindung nach dem Balkan gemacht sei.

31. Juli 1968: Schnellstraße wird zur Autobahn

© Kammler

Für die Nürnberger wiederum brachte er die erfreuliche Nachricht, daß bereits jetzt die Strecke zwischen dem Feuchter und Altdorfer Kreuz gebaut wird, so daß damit das erste Stück eines südöstlichen Ringes um die Stadt entsteht. Die Pläne für die Autobahn Nürnberg – Ansbach – Crailsheim – Heilbronn sind auch schon fertig. Ein Anfang der Arbeiten zeichnet sich auf der Strecke nach Schwabach ab, die eine zweite Fahrbahn erhält.

Der Bundesverkehrsminister gab freilich zu erkennen, daß sich nicht immer alle Wünsche unter einen Hut bringen lassen. Im Würzburger Raum stoßen beispielsweise die Planungen auf große Schwierigkeiten, weil dort die Autobahn entweder auf Ackerland oder in Waldgelände gebaut werden muß. "Nehmen wir das Ackerland. dann schimpfen die Bauern, nehmen wir den Wald, dann zieht der Forst über uns her", klagte Leber sein Leid. Er bat die Bevölkerung, nicht immer nur Wünsche an den Straßenbau anzumelden, sondern auch Grundstücke abzugeben, wenn dies nötig ist.

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