4. März 1968: Blühende Modefarben
4.3.2018, 07:38 UhrGärtner und Blumenbinder aus ganz Bayern stellten dies am Samstag und Sonntag im Europa-Haus der Nürnberger Messe fest. Der Bayerische Gärtnereiverband hatte seine Mitglieder dorthin zur 13. Pflanzen- und Bedarfsartikelbörse eingeladen.
140 Firmen aus dem Gartenbau, der Industrie und der Bedarfsartikelbranche boten ihre Erzeugnisse an und machten sehr gute Geschäfte. Da heutzutage nicht mehr jede Gärtner Blumen aus dem Samen heranzieht, haben sich bestimmte Betriebe darauf spezialisiert, ihren Kollegen entweder Jungpflanzen oder sogenannte Halbfertigware – Sämlinge, Stecklinge – zu liefern. Diese Art der Arbeitsteilung hat sich sehr bewährt, weil die Züchter sich ganz auf Verbesserungen konzentrieren können.
Den Vorteil hat der Blumenfreund, dessen Wünsche stärker werden. Auffallend ist, daß die Käufer erstklassige Qualität fordern. Sie leben neue Modefarben und pflanzen gerne exotische Gewächse. Orchideen werden deshalb als Topfpflanzen gezüchtet. Die Baumschulen bemühen sich ebenfalls, den Kunden entgegenzukommen. Sie liefern ihre Artikel in Töpfen mitsamt Muttererde und leisten Garantie für ein Anwachsen zu jeder Jahreszeit – außer bei Frost. Groß in Mode sind bei ihnen japanische Zwerggehölze.
Doch nicht nur Pflanzen wurden auf der Börse gehandelt. Die Industrie zeigte die neuesten Maschinen und Geräte, Gewächshäuser und Beregnungsanlagen, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel, von denen es über 3.000 gibt. Vasen und Keramik wurden ebenso angeboten wie Blumeneinschlagpapier und Kranzschleifen. Sogar Berufs- und Arbeitskleidung konnten die Gärtner von der Börse mit nach Hause nehmen.
Börsenleiter Ludwig Graf, Ziegelstein, meinte, die einzige Verkaufsschau dieser Art in Bayern sei bei seinen Kollegen sehr beliebt. Die räumlichen Verhältnisse seien ausgezeichnet. Deshalb werde die Börse auch ihren festen Sitz in Nürnberg behalten. Insgesamt wurden nahezu 10.000 Einladungen an Gärtner und Blumenbinder verschickt. Die Zahl der Besucher blieb wenig darunter, man schätzte sie auf etwa 8.000.
Die Landschaftsgärtner, deren bayerischer Fachverband ebenfalls am Wochenende in Nürnberg tagte, haben Nachwuchssorgen. Die rund 250 Betriebe mit etwa 3.000 bis 4.000 Beschäftigten sind heute vorwiegend auf Gastarbeiter angewiesen, so daß künftig verstärkt für den Beruf des Landschaftsgärtners geworben werden soll.
Den Umsatz der Unternehmen schätzte Landesvorsitzender Oskar Augustin (München) je nach Betriebsgröße auf 100.000 bis fünf Millionen DM. Im vergangenen Jahr – so berichtete er beim Jahrestreffen – hätten wegen der allgemeinen Rezession starke Preiseinbrüche hingenommen werden müssen.
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