6. August 1969: Flughafen auf "heiße" Wochen gefaßt

K. E.

6.8.2019, 07:00 Uhr
6. August 1969: Flughafen auf

© Ulrich

Die wichtigsten Änderungen: der gesamte Charterverkehr wanderte in die erste Kleinflugzeughalle, der Abflug im Liniendienst blieb in der Abfertigungshalle, während die ankommenden Passagiere im Betriebsgebäude empfangen werden.

Das Startbahnsystem befindet sich ohnehin schon auf dem neuesten Stand der Technik. Nürnberg wird in 14 Tagen unter den ersten 20 Flughäfen auf der Welt für die Betriebsstufe II der Allwetterlandung zugelassen.

30 Meter Wolkenuntergrenze

Die 2.700 Meter lange Start- und Landebahn besitzt modernste Befeuerungs- und funkelektrische Schlechtwetter-Landeanlagen, so daß künftig noch Betrieb herrscht, wenn die Wolken in Kirchturmhöhe 30 Meter über dem Platz hängen und die Horizontalsicht 400 Meter beträgt. Die Nachbarn München, Frankfurt und Stuttgart müssen zur Zeit noch 60 Meter Wolkenuntergrenze und 800 Meter Sicht für die Landungen voraussetzen.

6. August 1969: Flughafen auf

© Ulrich

Inzwischen wurden auch die Vorfelder der kommenden Belastung angepaßt. Zu den acht vorhandenen Abstellplätzen kamen vier weitere. Flughafendirektor Dipl.-Ing. Helmut Müller-Gutermann glaubt damit auskommen zu können, weil in den Spitzenzeiten höchstens zehn große Passagiermaschinen auf dem Platz stehen. Zwei weitere Flugzeuge könnten – etwa bei Verspätungen – immer noch untergebracht werden.

Mehr Kopfzerbrechen bereitete die Abfertigung der Fluggäste, weil während des dreiwöchigen „Ausnahmezustandes“ statt der üblichen 35 000 plötzlich rund 100.000 Passagiere durch die Flugsteige gehen. Mit der Dreiteilung in Charter, Ankunft und Abflug hofft die Flughafendirektion jedoch das „Ei des Kolumbus“ gefunden zu haben.

Stühle wie im „Wirtsgärtla“

Freilich stellt man sich den Empfang auf einem Flughafen normalerweise freundlicher vor, als er im Betriebsgebäude sein kann. Aber er wird verschönt durch ein Präsent, das die Stadt im Blick auf das Dürerjahr überreichen läßt. Auch die Brauereistühle und -tische passen eher ins „Wirtsgärtla“ als in die Kleinflugzeughalle. „Wir sind froh darüber“, meinte gestern Direktor Müller-Guterrnann, „sonst hätten wir für die kurze Zeit auch noch eine Einrichtung kaufen müssen.“

Ein besonderes Kapitel muß den Parkplätzen gewidmet werden. Im Flughafenbereich können 1.000 Fahrzeuge von Fluggästen untergebracht werden, weitere 400 Plätze stehen für Taxen, Mietwagen und Flughafenbedienstete zur Verfügung. Um den fließenden Verkehr nicht zu behindern, gilt unmittelbar vor den Abfertigungsanlagen Halteverbot, mit Ausnahme auf besonders markierte Streifen, auf denen Autofahrer zum Aus- und Einsteigen sowie zum Be- und Entladen halten können.

Da aber die Flughafendirektion – insbesondere am Wochenende 16. und 17. August – auch mit einem ungewöhnlich großen Besucherandrang rechnet, macht sie schon heute darauf aufmerksam: „Zumindest in den Stunden, in denen der Flugbetrieb besonders stark ist, müssen Zuschauer mit ihren Fahrzeugen schon an der Einmündung der Flughafenstraße in die Marienbergstraße auf einem provisorischen, gebührenfreien Parkplatz verwiesen werden.“ Unter den gegebenen Umständen ist der Fußmarsch von rund zehn Minuten sicher zumutbar“, erklärte Direktor Müller-Gutermann, der sich noch mit Schaudern an die Zustände beim US-Manöver „Reforger“ vor einigen Monaten erinnert, als Neugierige die Zufahrt verstopften.

Nachdem die Vorarbeit so ziemlich abgeschlossen ist, herrscht auf dem Marienberg Optimismus. „Wir kommen über die Runden. Und wenn die in München mit der Frist nicht auskommen, die sie sich für den Umbau von Riem gesetzt haben, halten wir es noch länger aus“: diese Ansicht ist überall zu hören, wenn auch darüber nicht vergessen wird, daß der Teufel häufig im Detail sitzt.

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