7. Juli 1967: Brandkatastrophe verhindert

F. H.

7.7.2017, 07:00 Uhr
7. Juli 1967: Brandkatastrophe verhindert

© Gerardi

Die Kriminalpolizei hat sofort die Brandursache untersucht, aber sie noch nicht einwandfrei klären können. Vermutlich ist das Feuer durch eine defekte Stromleitung entstanden.

Obwohl das Haus stark "mitgenommen" wurde, konnten gestern abend sämtliche Bewohner wieder ihre Wohnungen betreten. Die Brandsachverständigen gaben sie ohne Bedenken frei, nachdem keine Einsturzgefahr besteht. Lediglich ein Kamin mußte nachträglich abgerissen werden.

Es war kurz nach 13 Uhr, als dicke Rauchschwaden aus dem Dachboden quollen. Das Feuer, das in Bergen von alten Büchern und Matratzen schnelle Nahrung fand, wurde zuerst von zwei Kindern bemerkt: der zehnjährigen Sabina und ihrem Bruder Norbert (12), die gerade aus der Schule gekommen waren.

Auf Mutti gewartet

7. Juli 1967: Brandkatastrophe verhindert

© Gerardi

Sie warteten auf ihre Mutti, die im Institut für Konsumforschung arbeitet. "Ich stand in der Küche", berichtet später aufgeregt das Mädchen, "und fütterte gerade meine beiden Goldhamster und unsere zwei Wellensittiche. Als ich plötzlich aus dem Fenster sah, bemerkte ich die Flammen".

"Norbert, bei uns brennt es." Mit diesem Ruf stürzte Sabina zu ihrem Bruder, der sofort seine Schwester am Arm packte und vom dritten Stock die Treppen herunterhastete. Auf der Straße fiel dem Mädchen ein, daß es die geliebten Tiere vergessen hatte. Ein Zurück gab es nicht mehr. Das weinende Kind beruhigte sich erst wieder, als es erfuhr, daß Hamster und Wellensittiche das Feuer heil überstanden hatten.

Während die meisten Mieter nicht zu Hause waren, wurde im zweiten Stock Frau Katharina S. (64) von dem Brand überrascht. "Ich lag im Bett und schlief", erzählt sie. Ihr Mann Georg (62) hatte die Hilferufe der Schüler gehört und seine Gattin geweckt. Sie hatten sich kaum in Sicherheit gebracht, da brauste auch schon die Feuerwehr heran.

Sie war um 13.07 Uhr von einer Frau über den Feuermelder in der Hochstraße alarmiert worden. Von der Mitte- und Westwache rückten zwei Löschzüge mit sieben Fahrzeugen und zwei Kommandowagen aus. Bereits zwei Minuten später waren sie zur Stelle.

Dachstuhl brannte lichterloh

Während der gesamte Dachstuhl lichterloh brannte, kämpften sich die Feuerwehrleute mit drei C-Rohren durch das Treppenhaus an die Flammen heran. Gleichzeitig wurden zwei Drehleitern ausgefahren, von denen aus mit zwei Schläuchen gelöscht wurde. Der schnelle Einsatz lohnte sich: die akute Gefahr, daß das Feuer in den Flur des dritten Stocks schlägt und das gesamte Haus einäschert, konnte gebannt werden. "Da hatten wir Glück gehabt", freute sich Brandrat Reinhard Mengel (32), der auch das angrenzende Haus Moltkestraße 9 unter "Wasserbeschuß" nehmen ließ. Bereits nach einer guten Viertelstunde hatten seine Leute den Brand unter Kontrolle.

Böser Zungen behaupten, daß der reibungslose Einsatz der Feuerwehr nicht von ungefähr gekommen ist. "Erst gestern hat sie alles genau studieren können", spöttelten Witzbolde und spielten auf den Brand im freistehenden Haus Hinterhof Nummer 22 an, das – wie berichtet – am Mittwoch zu wissenschaftlichen Zwecken angezündet worden ist. 48 Stunden später wurde es aber bitterer Ernst.

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