Fall 32 von "Freude für alle"
Bettwanzen und Kakerlaken: So lebt eine Mutter mit zwei Kindern in Obdachlosenunterkunft in Fürth
18.12.2024, 16:35 UhrMutter und Tochter zögern für einen Moment. "Ich will nicht schlecht über die Unterkunft reden", übersetzt die 17-jährige Nina P. (Name geändert), was ihre Mutter sagt. Seit über einem halben Jahr wohnt die Tochter mit ihrem 19 Jahre alten Bruder und ihrer 53-jährigen Mutter in der Fürther Obdachlosenunterkunft. Kakerlaken, Bettwanzen und Streitigkeiten gehören zum Alltag. "Es wäre schön, wenn wir für Familien eine andere Unterbringungsmöglichkeit hätten", sagt Ruth Leonhardt, eine der Sozialpädagoginnen der Obdachlosenunterkunft. Derzeit würden 30 Kinder mit ihren Eltern dort an der Oststraße wohnen. Tatsächlich gebe es bei der Stadt Bestrebungen, daran etwas zu verändern.
Auch wenn das Leben in der Obdachlosenunterkunft schwierig ist, freut sich Familie P., wenigstens ein Dach über dem Kopf zu haben. In ihrem früheren Heimatland Ungarn wären sie auf der Straße gelandet, nachdem die Mutter zuerst ihre drei Jobs und anschließend trotz anwaltlicher Unterstützung die Wohnung verlor. Einer der Arbeitgeber war ihr Vermieter und wollte sie aus ihrer Fürther Wohnung raushaben.
Dabei sah es zunächst gut aus, als Mutter, Tochter und Sohn vor drei Jahren aus Ungarn nach Deutschland kamen. Den Vater nahmen sie nicht mit, es gab Probleme, auch Gewalt war im Spiel. Die Mutter baute sich in Deutschland eine Existenz auf, hatte einen Job als Reinigungskraft - und noch zwei weitere, um für ihre beiden Kinder sorgen zu können. Der Verdienst war ausreichend.
Der Beginn einer gesundheitlichen Odysee
Aber plötzlich schwoll ihre Hand an, Taubheitsgefühle breiteten sich aus. Es war der Beginn einer gesundheitlichen Odyssee. So stellte sich heraus, dass ihre Nerven von einem Schwannom genannten Tumor befallen sind. Manche angedachte Operationen wurden abgesagt, weil der Tumor gutartig und klein und das Risiko zu groß sei. Bis heute kann die Mutter ihre rechte Hand kaum bewegen. Gleiches gilt inzwischen für ihre rechte Schulter, wohl aufgrund eines Behandlungsfehlers. Nächster Hoffnungsschimmer ist eine einmonatige Reha ab Mitte Januar 2025.
Während der Reha wird eine noch viel größere Hoffnung Realität: Familie P. hat endlich eine Wohnung gefunden, in die sie Anfang Februar einziehen kann. Vorbei wird dann das Leben auf 13 Quadratmetern in der Fürther Obdachlosenunterkunft sein.
Noch reihen sich die Betten von Mutter, Tochter und Sohn in dem Zimmer ohne Bad oder Küche eng aneinander. Es stehen ein einziger Schrank, eine Kommode und unzählige Plastiktaschen herum. In ihnen ist das gesamte der Familie verbliebene Hab und Gut verstaut. Zu allem Überfluss wurde nämlich der Keller ausgeraubt, den die P.s nach ihrem Wohnungsverlust als Lagerraum angemietet hatten.
Eine total engagierte Familie
Doch bei aller Freude: der Einzug selbst wird für die Familie ein finanzieller Kraftakt. Neben der Kaution muss sie auch für kleinere Renovierungen selbst aufkommen. Die Mutter bezieht derzeit noch Arbeitslosengeld, droht aber ins Bürgergeld abrutschen. Der Sohn bezieht als Friseur-Azubi ein geringes Gehalt. Seine Schwester geht noch zur Schule, sie verdient sich mit Nachhilfe nebenher etwas dazu und hat gute Aussichten auf einen Ausbildungsplatz.
Als "total engagiert" schätzt die Sozialpädagogin Ruth Leonhardt die Familie ein. "Die geben sich sehr viel Mühe", sagt sie. Insbesondere die noch nicht einmal volljährige Tochter Nina kümmere sich intensiv um die gesundheitlichen Probleme ihrer Mutter, die selbst nicht so gut Deutsch sprechen kann. Leonhardt ist sich sicher: Sobald die P.s die neue Wohnung bezogen haben, werden sie kaum noch Nachbetreuung benötigen. Zu hoffen bleibt, dass es nach der Reha auch mit der Gesundheit der Mutter bergauf geht.
"Freude für alle" bittet diesmal nicht nur für Familie P. um Geldspenden für Kaution und Renovierungen, sondern auch für weitere obdachlose Menschen in Unterkünften oder auf der Straße, die von der Weihnachtsaktion unterstützt werden. Sachspenden können aus organisatorischen Gründen nicht angenommen oder vermittelt werden.
So können Sie spenden
Die Spendenaktion „Freude für alle“ des Verlags Nürnberger Presse (VNP) unterstützt seit über 50 Jahren bedürftige Alleinstehende und Familien in unserer Region. Dafür stellen wir in der Vorweihnachtszeit beispielhafte Einzelschicksale vor. Helfen auch Sie mit einer Spende!
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Spendenquittungen stellen wir ab 300 Euro aus, bitte hierfür die vollständige Adresse hinterlassen.
Möchten Sie gezielt für ein in der Vorweihnachtszeit vorgestelltes Einzelschicksal sowie vergleichbare Fälle spenden, nennen Sie bitte im Verwendungszweck die entsprechende Fallnummer.
Wenn Sie im Überweisungszweck das Stichwort "Veröffentlichung" angeben, werden wir Ihren Namen, Ihren Wohnort und die Spendensumme in den gedruckten Zeitungen und E-Paper-Ausgaben des VNP veröffentlichen. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Einwilligung gem. Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. a DSGVO für diese Veröffentlichung für die Zukunft zu widerrufen.
Weitere Informationen zum Datenschutz und Antworten auf häufige Fragen zu unserer Weihnachtsaktion „Freude für alle“ finden Sie unter www.vnp.de/ffa
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