BN-Chef zu neuer Konzerthalle: "Wir sind erbost"

Andre Fischer

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12.11.2020, 06:00 Uhr
So soll das zukünftige Konzerthaus der Stadt aussehen.

© Johannes Kappler Architektur So soll das zukünftige Konzerthaus der Stadt aussehen.

Wird der BN bei seinem Widerstand gegen den geplanten Konzertsaal westlich der Meistersingerhalle bleiben?
Otto Heimbucher: Wir sind sehr erbost über die Verwaltung, wie sie den Standortvergleich im Jahr 2017 dargestellt hat. Als uns die Situation des Parkplatzes westlich der Meistersingerhalle im Stadtrat gezeigt hat, hieß es, dieser Stadtorts sei mit dem geringsten Eingriff in den Baumbestand verbunden. Auf dem Parkplatz westlich der Meistersingerhalle wären weniger Bäume betroffen. Das ist falsch. Auf der östlichen Seite sind wenige Bäume auf dem Parkplatz betroffen, im Westen sind es 87, weil Landschaftsplaner und Architekten der Überzeugung sind, dass sie den Konzertsaal wegen der optischen Wirkung freistellen wollen. Dafür 200 Jahre alte Bäume zu opfern, halte ich nicht für richtig. Wir halten daran fest, dass der Standort auf der östlichen Seite der bessere Standort ist, auch wenn das Bauwerk etwas versteckt ist.


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Was fordern Sie, wenn die Stadt bei ihrer Entscheidung bleibt?
Otto Heimbucher: Wenn die Stadt nicht bereit ist, den Standort der Konzerthalle von West nach Ost zu verlegen, dann muss ein Ausgleich direkt am Park stattfinden. Der Parkplatz auf dem Alexander Herrmann sein Palazzo-Zelt stellt, muss dem Park zugeschlagen und wieder aufgeforstet werden. Auch die alte Minigolfanlage würde dazugehören.


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Die Belange von Ökonomie und Ökologie führen zu schwierigen Abwägungsprozessen. Derzeit hat man den Eindruck, dass mit dem Hinweis auf den Klimawandel die Ökologie ein moralisches Momentum erhält, so dass eine abwägende Diskussion nicht mehr möglich ist. Dominiert die Ökologie die Ökonomie?
Otto Heimbucher: Mit dem moralischen Anspruch habe ich es nicht so sehr. Aber mit den Naturwissenschaften. Ich bin der Überzeugung, dass der ökologische Aspekt bislang sträflich vernachlässigt wurde. Deswegen werden wir auch bald Schwierigkeiten mit dem Klimawandel haben. Ich persönlich glaube nicht mehr daran, dass wir den Klimawandel noch so verändern können, dass wir die Erwärmung auf 1,5 oder 2 Grad Celsius beschränken. Die Weichen sind schon gestellt. Auch in Mittelfranken liegen wir schon bei einer Erwärmung von über 1,5 Grad Celsius. Wir müssen das naturwissenschaftlich angehen und dann kann davon auch die Ökonomie profitieren.

Zu wenig Kontrollen bei Baumpflanzungen

Nürnberg soll grüner werden. Dafür gibt es einen Masterplan. Wo sehen Sie in der Stadtpolitik noch strategische Defizite?
Otto Heimbucher: Der Klimawandel ist längst im Gang und wir spüren seine Auswirkungen. Die Stadt muss bei der Grünflächenpflege anders agieren. Wir müssen auch mehr Flächen aus der Pflege herausnehmen. Rasenschnitt acht Mal im Jahr auf bestimmten Flächen ist nicht nötig, um Tieren und Pflanzen eine Lebensmöglichkeit zu geben. Wir brauchen mehr Bäume, auch mehr Straßenbäume und mehr Grünflächen in der Stadt. Wir brauchen eine andere Stromversorgung, Weg von der Großversorgung hin zu Blockheizkraftwerken.


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Es wird immer wieder kritisiert, dass es zwar Ergänzungspflanzungen von gefällten Bäume geben soll, dass es aber am Ende zu wenige sind: Wer kontrolliert denn das Verfahren?
Otto Heimbucher: Eigentlich müsste es die Bauordnung und das Umweltamt kontrollieren. Die Kontrollen werden aber nicht über den ganzen Zeitraum hinweg durchgeführt. Das sehen wir bei den Parkplätzen von Discountern. Da gehen die angepflanzten Bäume ein und es wird nicht nachgepflanzt. Die Abnahme funktioniert noch, aber dann kommen keine Kontrollen mehr. Eigentlich müssten die Bäume auf Dauer dort stehenbleiben. Da muss Nürnberg nachbessern.

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