"Dort werden Leben gerettet": Mudra hält an Fixerstuben fest
22.6.2017, 05:51 UhrUm zu sehen, wie es anderswo läuft, hat die Mudra an 23 Drogenkonsumräume Fragebögen verschickt. 13 Einrichtungen aus neun Städten in Hessen, Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Hamburg und Berlin antworteten. Die Ergebnisse stimmen die Mudra optimistisch. Wehner: "Viele Befürchtungen treffen nicht ein." Zum Beispiel die von Kritikern immer wieder ins Feld geführte Sorge, dass Drogenkonsumräume rechtsfreie Räume sind. Durch Bundes- und Landesgesetze und Hausregeln würden klare Standards gesetzt, so dass der Konsum nur unter ganz engen Voraussetzungen erlaubt sei.
Die positiven Folgen würden die Nachteile bei weitem überwiegen, so Wehner weiter. Als positive Auswirkungen nannten die Betreiber der abgefragten Einrichtungen mehrheitlich "die Vermeidung offener Drogenszenen und die Reduktion des Drogenkonsums im öffentlichen Raum, inklusive der damit einhergehenden Belastungen und Gefahren für die Allgemeinbevölkerung". Gerade hier hat Nürnberg neuerdings ein Problem. Denn seit der Verdrängung der Drogenszene aus der Königstorpassage und dem Stadtgraben hat sich die hiesige Szene deutlich sichtbar in den öffentlichen Raum verlagert. Sie trifft sich vor dem Hauptbahnhof oder in stadtnahen Parks.
Was aber noch wichtiger ist: Die Zahl der Rauschgifttoten ist zurückgegangen. "Ganz plakativ ausgedrückt: Drogenkonsumräume helfen Leben retten", sagt Wehner. Seit der Eröffnung des ersten Drogenkonsumraums 1994 sei bis 2015 nur ein einziger Mensch in einem Drogenkonsumraum gestorben, so Wehner weiter.
Erstkonsumenten wird der Zutritt verweigert
Auch die Befürchtung, dass Fixerstuben den Konsum bei jungen Menschen befördern könnten, wird offensichtlich durch die Erfahrung aus anderen Städten widerlegt. Die Mehrheit der Besucher ist männlich und über 36 Jahre alt - das gaben die befragten Einrichtungen an. Und überall gilt: Erst- oder Gelegenheitskonsumenten wird der Zutritt verweigert.
Aber es gibt auch Nebenwirkungen, die Wehner nicht verschweigt. Einige Einrichtungsleiter nannten Nachbarschaftskonflikte, weil sich im Umfeld der Fixerstuben Abhängige treffen.
Wehners Ansicht nach gibt es in der Summe aber keine sachlichen Gründe, die gegen Drogenkonsumräume sprechen. Es gebe Rauschgiftsüchtige, die trotz aller Anstrengungen nicht von Drogen abzubringen seien. "Da können wir machen, was wir wollen. Man muss die Realität anerkennen." Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr sind in Nürnberg 20 Menschen an Drogen gestorben. In diesem Jahr sind es bereits neun Menschen. In Bayern gibt es regelmäßig die meisten Drogentoten.
Die Mudra arbeitet derzeit an einem Konzept, wie ein Drogenkonsumraum in Nürnberg aussehen könnte. Die Umsetzung scheitert bislang an der bayerischen Staatsregierung, die Fixerstuben ablehnt. Dabei hat sich sogar der Bayerische Bezirketag in Person von Verbandspräsident Josef Mederer (CSU) an Ministerpräsident Horst Seehofer mit der Bitte gewandt, eine Verordnung zu erlassen, die Drogenkonsumräume ermöglichen würde.
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